Trends für Herbst und Winter Für jede Krise das passende Outfit: Welche Mode in OWL gerade gekauft wird

Bielefeld. Die Jogginghose stand während der Corona-Krise in den vergangenen gut zwei Jahren hoch im Kurs. Viele Beschäftigte arbeiteten im Homeoffice, da kam der bequeme Schlabberlook gerade recht. Nun rückt die Energiekrise in den Vordergrund und der Pulli und zum bestimmenden Kleidungsstück. "Kuschelige Pullover, herbstliche Hosen und wetterfeste Jacken und Schuhe" werden nach Angaben des Handelsverbandes Textil, Schule, Lederwaren überdurchschnittlich gut gekauft. Bereits im September habe es bei diesen Artikeln im Vergleich zum Vorjahr ein einstelliges, prozentuales Umsatzplus gegeben. "Etliche Kunden scheinen bereits Vorkehrungen getroffen zu haben, um die empfohlene Reduzierung der Raumtemperatur in den nächsten Wochen und Monaten bestmöglich auszugleichen", schreibt der Sprecher des Verbands, Axel Augustin. Eine Aussage, für die es beim Einzelhandel und der Modeindustrie in Ostwestfalen-Lippe Bestätigung gibt. "Rollkragenpullover und Steppwesten, besonders kuschelig und bequem für kühlere Innenräume, verzeichnen in unserem Webshop sowie in unseren Stores gerade starke Begehrlichkeit", sagt Tanja Bobel, Sprecherin des Herforder Modeherstellers Bugatti auf Anfrage. "Vor allem gefragt sind Materialien wie Wolle und Kaschmir", fügt sie hinzu. Thomas Voss, Inhaber des Modehauses Schlichting in Lage, kennt die Kaufmotive seiner Kundschaft genau. "Man legt wieder mehr Fokus auf Wärme", sagt der Unternehmer. Die Sparmaßnahmen in Büros oder Behörden, wo man die Heizungen teilweise nur noch auf 20 oder gar 19 Grad Celsius hochfahre, führe "schon dazu, dass sich die Menschen bewusst wärmere Kleidung kaufen". Das sei für die Textilbranche grundsätzlich positiv, weil die Kundinnen und Kunden "wieder Wert auf Qualität legen". "Der Austausch mit den Kunden ist positiv" Voss geht auch von der Rückkehr eines Klassikers der Oberbekleidung aus. "Ich bin fest davon überzeugt, dass Flanellhemden wieder stärker nachgefragt werden als im Vorjahr." Dies gebe es aktuell auch in sehr modischen Designs, die keineswegs die Anmutung eines kanadischen Holzfäller-Images ausstrahlten, fügt der Experte hinzu. Der Handelsverband sieht auch wärmende Unterwäsche, Socken, Hand- und Hausschuhe sowie die mehr Wärme versprechende Biber-Bettwäsche als Renner bei der Kundschaft. "Die Witterungsverhältnisse spielen uns in die Karten", sagt Michael Paes, Geschäftsleiter der Bielefelder Sport Scheck-Filiale, zum Boom der wärmenden Wintersachen. Jacken aus Doppelflies etwa gehen hier besonders gut, aber natürlich auch andere wärmende Sachen, die sich besonders gut für den Wintersport eignen. Man gehe optimistisch in die nächste Zeit. "Der Austausch mit den Kunden ist positiv." Dieser war zuletzt auch in der Region wieder recht gut. Thomas Kunz, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Ostwestfalen-Lippe: "Vergangenes Wochenende war es sehr voll in den Städten." Teilweise wurden lange Schlangen an den Kassen beobachtet, ein zuletzt rar gewordenes Bild. Der Konsum bleibt niedrig Ferdinand Klingenthal, Inhaber des gleichnamigen Modehauses in Paderborn, beobachtete an den vergangenen Wochenenden eine &bdquo;insgesamt positiv-interessierte Stimmung bei den Kunden“. Einen Zusammenhang zwischen der höheren Nachfrage nach Winterkleidung und den höheren Energiepreisen könne er indes nicht erkennen. Die Branche gibt sich insgesamt nachdenklich. "Die Konsumneigung ist so niedrig wie noch nie", sagt Kunz mit Hinweis auf jüngste Erhebungen des Handelsverbandes. "Obwohl sich am Arbeitsmarkt bislang keine Eintrübung abzeichnet, blicken Verbraucher pessimistisch auf die Entwicklung ihres verfügbaren Einkommens", heißt es in einer Mitteilung zu diesem Thema. "Die Umstände sind so herausfordernd, wie es noch nie war", sagt Voss. Das gelte auch für die Handelsunternehmen. Mit Blick auf die Energieknappheit appelliert der Unternehmer an die Politik, in dieser Situation "alles zu tun, dass das Angebot hier erhöht wird".

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