Erneuerbare Energien So wollen Grüne und CDU die Windkraft in NRW ausbauen

Düsseldorf. Spätestens seit der Energiekrise nehmen Forderungen nach einem massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien zu. In NRW kam dieser zumindest im Bereich der Windkraft zuletzt nur langsam voran. Bislang seien in diesem Jahr 67 neue Anlagen in Betrieb gegangen. Das teilte der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) jetzt mit. Von den eigenen Ansprüchen ist die Landesregierung damit aktuell weit entfernt. Doch das soll sich ändern – was wiederum Kritiker auf den Plan ruft. Ausbauziele CDU und Grüne wollen in den kommenden fünf Jahren mindestens 1.000 neue Windräder in NRW bauen. Bislang gibt es davon rund 3.600 im Land. Zur Wahrheit gehört dazu, dass dieses Ziel nur bedingt ambitionierter ist als das der Vorgängerregierung. Der damalige NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) hatte das Ziel von rund 120 neuen Anlagen pro Jahr bis 2030 ausgegeben, so dass sich die aktuelle Leistung von sechs Gigawatt auf 12 Gigawatt verdopple. CDU und Grüne wollen nun umgerechnet rund 200 neue Anlagen bis 2027 bauen. Aktuell lässt die Landesregierung eine Potenzialstudie überarbeiten, die analysieren soll, wie viel Windkraft-Leistung im Land möglich und nötig ist. Es ist davon auszugehen, dass es bei den bislang anvisierten zwölf Gigawatt Leistung nicht bleiben wird. Flächen für Windkraft Doch wie soll das gelingen? Ein Problem beim Ausbau sind die langen Prozesse. Im Jahr 2020 dauerte es allein durchschnittlich 27 Monate, bis ein Windrad nach der Genehmigung fertig gebaut wurde. Die Realisierungsdauer hat sich seit 2018 in NRW mehr als verdoppelt. Mehrere Jahre kann es sogar dauern, bis ein Windrad überhaupt genehmigt wird. Das liegt unter anderem an langwierigen Klageverfahren. An diesem Punkt will die neue NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) ansetzen. Sie will den Handlungsspielraum der einzelnen Kommunen reduzieren und dafür den Einfluss der fünf Bezirksregierungen stärken. Gleichzeitig will das Ministerium im Frühjahr einen Plan vorlegen, der zeigt, auf welchen Flächen im Land künftig wie viele Windräder gebaut werden. Der Plan soll 2024 vom Landtag beschlossen werden. NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) sprach in diesem Zusammenhang unlängst von sogenannten &bdquo;Go-To-Areas“ – also Gebieten, auf denen Windräder entstehen dürfen. Es gilt als wahrscheinlich, dass diese Umstrukturierung den Ausbau tatsächlich beschleunigen wird. Kritik der Umweltschützer Naturgemäß führt das zu Widerstand. Vor allem Umweltverbände befürchten, dass unter anderem der Artenschutz künftig vernachlässigt wird. Vor allem der Naturschutzbund &bdquo;Nabu“ äußert Bedenken – und kritisiert unter anderem den geplanten Windkraft-Ausbau im Wald. Auch dies ist eine Stellschraube, an der die Landesregierung künftig drehen wird. Sie lockerte im vergangenen Jahr die Hürden. Von nun an dürfen Windräder auch auf Kalamitätsflächen entstehen. Das sind Flächen im Wald, die stark beschädigt sind, zum Beispiel durch Trockenheit, Stürme und Borkenkäfer. Pinkwart schätzte die Größenordnung im Frühjahr auf etwa 9.000 Hektar Fläche, auf der befristet Windenergieanlagen genutzt werden könnten. Bis Ende 2020 wurden 93 Windräder in Wäldern errichtet. Künftig werden es also deutlich mehr sein. Repowering als Schlüssel Ein weiterer Ansatz ist der Austausch der Anlagen. Vor allem die CDU möchte nicht so sehr auf die Anzahl der Windräder schauen, sondern lieber auf deren Leistung. Neue Anlagen liefern wesentlich mehr Energie als Anlagen, die bereits seit mehr als 15 Jahren stehen. Das Land erhofft sich also einen Schub vom sogenannten Repowering. Dadurch könnten zum Beispiel zehn alte Anlagen durch drei neue ersetzt werden. Diese sind bis zu 250 Meter hoch. Nicht zu unterschätzen ist die Gemütslage der Bürgerinnen und Bürger. Im Raum Paderborn gab es schon vor mehr als zehn Jahren großen Widerstand gegen den Ausbau der Windkraft. Relativ erfolglos. Inzwischen stehen dort Hunderte Anlagen. Wenn es nach Bauministerin Scharrenbach geht, dann werden solche Regionen künftig berücksichtigt. Gegenden, die heute schon viel Windenergie lieferten, so wie der Süden von OWL, sollten künftig &bdquo;weniger stark gefordert“ werden. Scharrenbach spricht von einer &bdquo;regional gerechteren Verteilung“. Die Frage ist aber, ob dies auch ihre Ministerkollegin Neubaur so sieht. Sie dürfte als Wirtschaftsministerin das letzte Wort haben. Bürgerinitiative in NRW Im Gegensatz zu Scharrenbach und ihrer CDU hatte sich Neubaur seit Langem für das Ende der 1.000-Meter-Abstandsregel eingesetzt. Damit konnte sie sich in den Koalitionsverhandlungen auch tatsächlich durchsetzen. Windräder dürften von nun an also auch näher an Wohngebäuden errichtet werden. Dies ist eine weitere Stellschraube, an der die Regierung dreht. Kritiker sehen das mit großer Sorge. Der Verein namens &bdquo;Vernunftkraft NRW“ befürchtet einen &bdquo;rücksichtslosen Zubau“ und weniger Einspruchsrechte der Bürger. Der Verein setzt sich nach eigenen Angaben für eine &bdquo;durchdachte, weitsichtige und sozialverträgliche Nutzung“ der Windenergie ein. Die Mitglieder glauben, dass es künftig weitaus mehr Bürger geben wird, die von der Windkraft beeinträchtigt werden. Sie bedauern vor allem den Wegfall der 1.000-Meter-Regel und kündigen an, sich in die Planungsprozesse einbringen zu wollen. Neubaur setzt derweil auch darauf, Bürger künftig finanziell an den Gewinnen durch Windkraft zu beteiligen. Die Rede ist von Bürgerwindparks. Sie sollen zur Akzeptanz beitragen. Auch das ist eine Stellschraube für den Booster bei der Windkraft.

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