Sozialträger schnürt Gürtel enger Rund 200 Mitarbeiter betroffen: AWO schließt Einrichtungen in OWL

Bielefeld. Die AWO Ostwestfalen-Lippe (AWO OWL), einer der großen Sozialträger der Region, muss sich für die Zukunft neu aufstellen. Um auf eine solide Basis zu kommen, &bdquo;müssen wir in den nächsten Monaten mehrere für uns teilweise schmerzhafte Maßnahmen umsetzen“, sagt Thomas Euler, Vorsitzender des Vorstandes. Dazu gehören der Verkauf von Immobilien und die Trennung von bestimmten Einrichtungen. Ganz konkret werden zwei Wohnanlagen in Löhne und eine in Minden mit 60 bis 70 Wohnungen verkauft. Zudem wird das Frauenschutzzentrum in Minden bis Ende des Jahres geschlossen. Von der Mutter-Kind-Kureinrichtung Schanzenberg in Horn-Bad Meinberg will sich die AWO OWL trennen und in andere Trägerschaft übergeben, erste Übernahmegespräche sind allerdings gescheitert. Auch die Trägerschaft für das Gemeinschaftliche Wohnen Spatzenberg in Löhne, eine Einrichtung für Menschen mit Autismus, soll abgegeben werden. Hier hofft Euler, dass Bethel oder die Lebenshilfe die Trägerschaft übernehmen, denn die Einrichtung soll nicht geschlossen werden. Trennen wird sich die AWO allerdings von einem ihrer Berufskollegs für das Sozial- und Gesundheitswesen in Bielefeld oder Herford, in denen junge Menschen zu Erziehern, Kinderpflegern oder Heilerziehungspflegern ausgebildet werden. In Bielefeld beträfe dies 480 und in Herford 220 Schüler. Schließlich geht es um die 123 AWO-Kitas in der Region, bei denen mit den Kommunen gesprochen werden soll, damit diese den Trägeranteil bei der Kita-Finanzierung möglichst komplett übernehmen. Sollte dies nicht gelingen, könnte die AWO, wie in Paderborn geschehen oder in Lemgo in der Umsetzung, die Trägerschaft an die Kommunen zurückgeben. Update, Mittwoch, 24. August: Inzwischen verdichten sich die Hinweise, dass der Bielefelder Standort des Berufskollegs im Sommer 2023 geschlossen werden soll. Dies geht aus einer internen Mitteilung hervor, die der Lokalredaktion vorliegt. Unter den Betroffenen hat die unerwartete Nachricht große Unruhe ausgelöst. Etwa 150 bis 200 Mitarbeiter betroffen Der AWO Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe ist zugleich Mitgliederverband und soziales Unternehmen. In Ostwestfalen-Lippe sind nach eigenen Angaben rund 4.500 Mitarbeiter in über 200 Einrichtungen und Diensten tätig. Betroffen von den Maßnahmen wären etwa 150 bis 200 Mitarbeiter. &bdquo;Wir setzen stark darauf, dass es erfolgreiche Übernahmen geben wird“, so Euler. Wenn nicht, soll geprüft werden, ob die betroffenen Mitarbeiter innerhalb der AWO OWL weiterbeschäftigt werden können. Euler hatte zusammen mit seinem Stellvertreter Benjamin Kramer Anfang des Jahres die Geschicke des Bezirksverbandes übernommen. Vorgänger Thorsten Klute hatte letztendlich erfolgreich für die SPD als Landtagsabgeordneter kandidiert. Die beiden Neuen an der AWO-Spitze sehen sich aber nicht als Aufräumer, sondern bewerten letztendlich durch Corona, Fachkräftemangel und steigende Energiekosten die Zukunftssicherung der AWO OWL neu. &bdquo;Wir müssen kostendeckend sein und unsere Angebote auskömmlich finanziert bekommen“, sagt Euler. &bdquo;Wir werden immer mehr mit eingefrorenen Finanzierungshilfen aus öffentlichen Geldern konfrontiert. Die Gehälter und Kosten steigen. Die erhöhten Belastungen werden durch die öffentlichen Mittel aber nicht refinanziert, sodass unsere Eigenmittelanteile in unterschiedlichen Bereichen in den letzten Jahren rasant angestiegen sind“, sagt Kramer. Gleichzeitig übt er Kritik an der Sozialpolitik des Landes NRW, der Kommunen und des Bundes: &bdquo;Auf der einen Seite dürfen wir als Wohlfahrtsverband keinen Gewinn erwirtschaften, auf der anderen Seite müssen wir bei jedem Projekt und bei jeder Dienstleistung, die wir für öffentliche Stellen umsetzen, erhebliche Eigenanteile mitbringen. Das belastet unsere wirtschaftliche Situation.“

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