Sanktion vom Erzbistum Antisemitismus: Pastor aus Brilon entpflichtet

Paderborn/Brilon (mak). Der Briloner Pastor Frank Unterhalt ist "nach eingehender kirchenrechtlicher Prüfung" von seinen Ämtern im Pastoralen Raum Brilon entpflichtet worden. Das Paderborner Erzbistum bestätigte am Donnerstag gegenüber "katholisch.de" einen entsprechenden Bericht der Zeitung "Westfälische Rundschau". Entgegen der Darstellung der Westfälischen Rundschau handele es sich aber nicht um eine Suspension, durch die unter anderem alle mit dem Amt verbundenen Rechte oder Aufgaben entzogen werden. Pastor Unterhalt könne gegen die Entpflichtung Rechtsmittel beim Heiligen Stuhl, also in Rom, einlegen. Mit Wirkung zum 1. Juli hat der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker Unterhalt, der durch öffentlich vertretene Verschwörungsmythen und Antisemitismus aufgefallen war, entpflichtet. Wie eine Sprecherin des Erzbistums betonte, sei auch ein seelsorgerlicher Einsatz von Pastor Unterhalt seitens des Erzbistums unter den derzeit gegebenen Umständen nicht vorgesehen. Weitere Auskünfte zum Umfang der Sanktionen könne sie jedoch nicht hinzufügen. Nachdem der "WDR" antisemitische und zu Verschwörungstheorien gehörende Äußerungen des Priesters aufgedeckt hatte, kündigte das Paderborner Erzbistum im April an, dienst- und kirchenrechtliche Schritte zu prüfen. Als Sprecher eines Kreises von angeblich rund einem Dutzend katholischer Priester namens "Communio veritatis" (Gemeinschaft der Wahrheit) hatte Unterhalt sich Verschwörungstheorien zu eigen gemacht, wonach die Corona-Pandemie "dem freimaurerischen Plan der Neuen Weltordnung" entspreche. Erzbistum spricht zunächst von freier Meinungsäußerung Gegenüber dem "WDR" hatte das Paderborner Erzbistum die Aussagen des Geistlichen zunächst als freie Meinungsäußerungen aus "privater Initiative" bezeichnet. Die Inhalte unterschieden sich von den Haltungen und Meinungen der Bistumsleitung, hieß es. Der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller hatte im März bereits ein Verbot der von Unterhalt geleiteten Priestergruppe gefordert. Eine Berufung auf die bürgerliche Meinungsfreiheit sei in diesem Fall unzulässig, so Schüller. "Zu den klerikalen Standespflichten gehört Gehorsam gegenüber dem Erzbischof", betont Schüller. Durch antisemitische und andere politisch extremistische Aussagen stellten sich die Mitglieder der Priestergruppe auch gegen das Lehramt der Kirche. Auf der Webseite der Gruppierung sind neben Unterhalt ein im Sauerland tätiger Ruhestandsgeistlicher und ein Pater der Missionare von der Heiligen Familie als Mitglieder genannt. Über die auf der Webseite der Gruppe benannten Personen hinaus wisse das Erzbistum jedoch nichts von weiteren Mitgliedern der Gruppe. "Die Gruppierung ist kirchenamtlich nicht anerkannt und somit privat", betonte die Sprecherin. Das Erzbistum Paderborn distanziere sich ausdrücklich von den Veröffentlichungen der Gruppierung, die in keinerlei Auftrag oder Bezug zum Erzbistum Paderborn verfasst würden.

Mehr zum Thema