"Axtmörder" flüchtig Weiteres Tötungsdelikt: "Elchin A. ist kein wahlloser Serienmörder"

Kalletal/Rinteln/Oberkirchen. Eine 75-jährige Seniorin wird am Montagnachmittag tot in ihrem Schreibwarengeschäft im niedersächsischen Obernkirchen aufgefunden. Die Polizei geht von einem Gewaltverbrechen aus, weitere Details will sie nicht nennen und auch eine mögliche Motivlage ist laut dem zuständigen Bückeburger Staatsanwalt Nils-Holger Dreißig bisher noch völlig unklar. Was dennoch aufhorchen lässt: Gerade einmal 17 Kilometer und damit etwa 3,5 Stunden Fußmarsch trennen den Tatort in der Oberkirchener Innenstadt von jenem Mehrfamilienhaus in Stemmen, wo der dringend tatverdächtige Elchin Agajew (36) vor etwas mehr als einer Woche den Liebhaber (39) seiner Ex-Freundin (24) mit einer Axt erschlagen haben soll. Seit dem 18. Juni befindet sich A. auf der Flucht. Allein durch die räumliche Nähe laufen die Spekulationen in den Medien heiß. Könnte Agajew ein weiteres Verbrechen begangen haben? Oberstaatsanwalt Christopher Imig will sich an derart wilden Theorien nicht beteiligen. "Wir haben derzeit keine Hinweise darauf, dass es zwischen den Fällen einen Zusammenhang gibt", sagt er. Das betätigt auch sein Kollege in Bückeburg. "Die Spurenlage lässt derzeit nicht darauf schließen, dass Elchin A. etwas mit dem Fall zu tun haben könnte. Natürlich prüfen wir das", sagt Staatsanwalt Nils-Holger Dreißig. Ob etwas aus dem Geschäft gestohlen wurde, blieb bisher unbeantwortet. Aktuell vernehme die Polizei weitere Zeugen. Mordkommission im Austausch mit niedersächsischen Ermittlern Zwar stehe die Mordkommission "Weser" im engen Austausch mit den niedersächsischen Ermittlern, jedoch spreche die Faktenlage komplett dagegen, weshalb der im Kalletaler Mordfall dringend Tatverdächtige ausgerechnet eine ältere Dame in einem Schreibwarengeschäft überfallen sollte. Was hätte er dort mitnehmen sollen? Imig: "Natürlich kann man nach einer Woche auf der Flucht irrational reagieren, aber wir sprechen schließlich von einem Mann, der aus einer übersteigerten Emotion eine Beziehungstat begangen hat." Elchin Agajew sei demnach kein "gefährlicher Serienmörder", der durch die Gegend laufe und wahllos weiteren Menschen Schaden zuführe. Man könne ihm nicht jedes Gewaltverbrechen in der Region in die Schuhe schieben. Derartige Spekulationen schürten daher nur unnötige Panik innerhalb der Bevölkerung. "Es ist weiterhin wichtig, Ruhe zu bewahren, abzuwarten und bei Beobachtungen mitzuhelfen", sagt der Oberstaatsanwalt. Mit der ausgesetzten Belohnung von 5.000 Euro hoffe die Polizei nun weitere Hinweise zu bekommen, darüber hinaus soll die Fahndung auf Bereiche außerhalb der Region ausgedehnt werden. "Er soll merken, dass die Kreise engen werden." Die niedersächsische Polizei ermittelt derweil ebenfalls weiter in alle Richtungen. Neben dem mutmaßlichen Gewaltverbrechen zog noch ein Brand die Aufmerksamkeit auf sich: Nur wenige Häuser von dem Schreibwarengeschäft entfernt, war Dienstagnacht noch ein Feuer ausgebrochen, bei dem zwei Personen leicht verletzt wurden. "Wegen der unmittelbaren und zeitlichen Nähe zum Tatort prüfen wir auch hier einen Zusammenhang", sagt Nils-Holger Dreißig. Doch auch hier gebe es derzeit keine Hinweise auf eine Verbindung.

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