Betrug per Kurznachricht Falsche Familie: Immer mehr WhatsApp-Betrüger in OWL unterwegs

Bielefeld. Der Enkeltrick am Telefon oder die falschen Polizisten an der Haustür gehören längst zum festen Repertoire von Trickbetrügern. Seit einigen Monaten ist jedoch eine neue Art der Täuschung bei Gaunern besonders beliebt. Nach Angaben der Polizeidienststellen in Ostwestfalen-Lippe setzen Täter immer häufiger auf WhatsApp-Nachrichten, um an das Geld ihrer Opfer zu gelangen. Die Anzeigen häufen sich. Der Ablauf der Betrugsversuche läuft dabei stets nach einem ähnlichen Muster ab: Die Täter nehmen über einen Messenger-Dienst wie eben WhatsApp mit ihren Opfern Kontakt auf und geben sich als nahe Verwandte aus. Sie geben vor, in Geldnot zu sein und fordern von der Person am anderen Ende der Leitung eine Überweisung an. &bdquo;Mama, ich habe eine neue Handynummer und kann momentan kein Online-Banking nutzen. Kannst Du etwas für mich überweisen?“ So oder ähnlich starten die Betrüger ihre Beutezüge. Seit Mitte 2021 ist den Behörden diese neue Betrugsmasche bekannt. Täter setzen auf Vertrauensverhältnis "Es kommt zurzeit täglich vor, dass wir es mit solch einer Art von Betrug zu tun haben. Ich arbeite selbst gerade an einem aktuellen Fall", sagt Polizeihauptkommissar Michael Biermann, Pressesprecher bei der Polizei Paderborn. Konkrete Zahlen zu WhatsApp-Betrugsfällen würden in der polizeilichen Kriminalstatistik nicht erfasst. Biermann vermutet jedoch eine hohe Dunkelziffer an Taten oder Versuchen, die gar nicht erst zur Anzeige gebracht wurden. Die neue Masche ähnele bekannten Betrügereien wie dem Enkeltrick: "Auch beim WhatsApp-Betrug nutzt der Täter das vermeintliche Vertrauensverhältnis. Opfer lassen sich dadurch leichter überrumpeln." Bei den Fällen im Kreis Paderborn sei es bislang um Geldbeträge um die 1.500 Euro gegangen. "Nicht selten wird das Geld tatsächlich überwiesen. Je nachdem, wie geschickt sich die Täter anstellen." Nach Angaben der Polizei Bielefeld sind dort in diesem Jahr eine geringere Anzahl vollendeter Taten und darüber hinaus zahlreiche Versuche angezeigt worden. Bei den vollendeten Taten erlangten die Betrüger stets kleine bis mittlere vierstellige Geldbeträge. "An die Handynummern ihrer Opfer gelangen die Täter zum Beispiel über frei zugängliche Quellen im Internet, etwa über Social Media oder Kleinanzeigenportalen", erklärt Sonja Rehmert, Kriminalhauptkommissarin und Leiterin der Pressestelle der Polizei in Bielefeld. Es sei daher ratsam, so sparsam wie möglich mit eigenen Daten im Internet umzugehen. Nicht nur Senioren betroffen Auch bei der Polizei in Gütersloh häufen sich die Anzeigen. "Wir stellen vermehrt fest, dass sich Leute aus dem Kreis bei uns melden und sagen, dass es diese Versuche gab. Vereinzelt werden auch vollendete Taten gemeldet", berichtet Polizeihauptkommissar und Pressesprecher Mark Kohnert. Anders als bei den meisten Betrugsmaschen würden die Täter beim WhatsApp-Betrug längst nicht nur Senioren hereinlegen. "Zu den Opfern zählen oft Menschen im Alter zwischen 40 und 60. Die Betrüger geben sich dann als deren erwachsene Kinder aus und fordern Geld." Die aufgerufenen Summen liegen laut Kohnert für den Kreis Gütersloh meist im vierstelligen Bereich. Die Ermittlungen zu Whatsapp-Betrug gestalten sich den Polizeibehörden nach besonders schwierig. Meist stecken hochprofessionelle Banden mit Callcentern im Ausland hinter den Nachrichten. Auch im Nachhinein das verlorene Geld zurückzubekommen, ist nahezu hoffnungslos. Die Polizei rät, nicht auf Geldforderungen über Messenger-Dienste einzugehen und sich stattdessen unter den bekannten Kontaktnummern telefonisch bei den Verwandten zu melden. Zudem sollte immer eine Strafanzeige gestellt werden. Nur so erhalte die Polizei Kenntnis von der Straftat und kann die Täter verfolgen und gegebenenfalls Tatserien erkennen. Der Messenger-Dienst WhatsApp bietet selbst einige Funktionen an, womit sich Nutzer besser gegen Betrüger schützen können: "Dazu gehören die Aktivierung der Verifizierung in zwei Schritten, die persönliche PIN niemals weiterzugeben und der Check, ob Personen wirklich die sind, für die sie sich ausgeben”, sagt Kathryn Harnett, Policy Manager bei WhatsApp. Außerdem sei die App so konzipiert, dass sie Menschen vor unerwünschten Kontakten schützt und fragt etwa, wenn der Nutzer eine Nachricht von jemandem erhältt, die nicht in dessen Kontakten ist, ob sie blockiert oder gemeldet werden soll. Mit maschinellen Lerntechniken sollen zudem gefälschte Konten und betrügerische Aktivitäten bekämpft werden.

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