Urlaubsvorbereitung Sommerwelle: Brauche ich die vierte Impfung gegen Corona?

Berlin/Beverungen. In Kürze beginnen in NRW die Sommerferien und viele Familien freuen sich im dritten Jahr der Corona-Pandemie auf einen unbeschwerten Urlaub. Zur Reisevorbereitung zählt zumindest für Fernreisen immer schon die Überprüfung des Impfschutzes, da für viele Teile der Welt Schutzimpfungen gegen Tollwut, Hepatitis und andere Krankheiten empfohlen werden. Die Frage des Impfschutzes stellen sich aufgrund der weltweit hohen Corona-Inzidenzen jedoch inzwischen nicht mehr nur Reisende mit außergewöhnlichen Zielen, sondern auch Strandurlauber in Spanien, Wanderer in Österreich oder Städtereisende in Italien. Doch ist die vierte Corona-Impfung vor dem Urlaub eine gute Idee? Schließlich hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sie gerade erst allen empfohlen, "die den Sommer für sich selbst absichern wollen". Allgemeinmediziner Jens Grothues erklärt, für wen der Schutz sinnvoll ist und wer lieber warten sollte. Die Ausbreitung der Omikron-Variante des Coronavirus hat das Pandemie-Geschehen in Deutschland stark verändert. Zwar infizieren sich jeden Tag immer noch mehr als 80.000 Menschen mit dem Virus, doch die Zahl schwerer Erkrankungen und Hospitalisierungen ist trotz hoher Inzidenz rückläufig. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch im Ausland beobachten. &bdquo;Die meisten Corona-Patienten kommen nicht wegen, sondern mit einer Infektion ins Krankenhaus. Das zeigt klar, dass das Virus weniger gefährlich geworden ist“, erklärt Grothues, Hausarzt in Beverungen (Kreis Höxter). &bdquo;Trotzdem ist eine Grundimmunisierung weiter sehr wichtig.“ Drei Impfungen für alle, vier Impfungen nur für Alte und Kranke Für den Abschluss der Grundimmunisierung sind laut Grothues drei Impfungen nötig. &bdquo;Dadurch entsteht ein sehr guter Schutz vor schweren Krankheitsverläufen und das Infektionsrisiko sinkt, weil die allermeisten Menschen nach der dritten Impfung ein sehr gutes Immungedächtnis ausbilden.“ Das gelte auch für Menschen, die aufgrund einer Infektion bislang nur zwei Impfungen erhalten haben. &bdquo;In diesem Schema gelten Infektionen wie Impfungen“, erklärt Grothues, der sich als dritter Vorsitzender im Hausärzteverband Westfalen-Lippe engagiert. Eine vierte Impfung ist nach Angaben des Mediziners aus immunologischer Sicht jedoch nur für bestimmte Bevölkerungsgruppen sinnvoll. &bdquo;Dazu zählen Senioren ab 70 Jahren sowie unabhängig vom Alter alle Menschen mit Grunderkrankungen und einem Risiko für schwere Covid-Krankheitsverläufe. Jeder, der zu dieser Gruppe zählt, sollte sich umgehend ein viertes Mal impfen lassen.“ Allen anderen rät Grothues zum Abwarten. &bdquo;Diese Empfehlungen gelten auch für Menschen, die im Sommer verreisen.“ Für September rechnet der Hausarzt wieder mit Auffrischungsimpfungen für alle Grothues verweist auf die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (Stiko). &bdquo;Die gelten seit Februar unverändert und sind sinnvoll.“ Allerdings empfiehlt die Stiko die vierte Impfung wegen des hohen Infektionsrisikos auch Mitarbeitern im Gesundheitswesen, unabhängig von Alter oder Vorerkrankungen. &bdquo;Das ist umstritten, denn bei jungen, gesunden Menschen ist eine vierte Impfung derzeit immunologisch nicht indiziert. Sie sollten sich nach der dritten Impfung nicht zu schnell zu viel impfen lassen, weil die Immunantwort schlechter wird.“ Es bestehe die Gefahr, das Immunsystem zu übersättigen. Wichtiger werde eine vierte Impfung für junge, gesunde Menschen nach Einschätzung Grothues im Herbst. &bdquo;Wahrscheinlich wird im September wieder eine Auffrischungsimpfung für alle nötig, um sich bei steigender Inzidenz vor schweren Krankheitsverläufen zu schützen.“ Genutzt werden könne dann der bisherige Impfstoff oder ein für die Omikron-Variante angepasstes Vakzin. &bdquo;Je nachdem, welcher Impfstoff zur Verfügung steht und welche Variante dominiert.“

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