Rückholaktion von Tests "Werde keinen Test abgeben": Schulleiter in OWL empört über Pläne vom Land

Gütersloh/Bad Salzuflen. Mit Argwohn und Anspannung beobachten viele derzeit den Schulstart nach den Osterferien ohne Test- und Maskenpflicht. Nun setzt das Land noch einen drauf: Es forderte die Schulleitungen in einer Mail auf, die übriggebliebenen Tests zur Abholung bereitzuhalten - teilt aber nicht mit, dass Schulen auch Vorräte behalten können. Das sorgt für Unverständnis, Unmut - und vereinzelt auch für Alleingänge. Heidrun Elbracht, Leiterin der Janusz-Korczak-Gesamtschule in Gütersloh, ist fassungslos über die Mitteilung des Schulministeriums. "Schlimmer kann es doch bald nicht werden." Denn obwohl lange klar war, dass die Testpflicht aufgehoben wird, hatte sie geplant, die verbliebenen Tests zumindest zu lagern, um bei Verdacht auf Corona-Cluster schnellstmöglich reagieren und auf freiwilliger Basis testen zu können. "Damit wird uns jede Möglichkeit genommen, umsichtig handelt zu können." Das sieht auch die Kollegin an einer anderen Schule so, die anonym bleiben möchte - und das aus gutem Grund. "Ich werde keinen einzigen der Tests abgeben, die hier noch liegen. Für mich gehört es zur Fürsorgepflicht des Ministeriums, den Lehrkräften weiterhin Testungen zu ermöglichen. Und uns auch die Chance zu lassen, die Schüler zumindest auf den gerade überall stattfindenden Klassenfahrten weiter zu testen. Für die Einsammlung der Tests fehlt mir jegliches Verständnis." "Würden uns gern weiter verantwortlich verhalten" Etwas zwiegespaltener betrachtet Oliver Dudek, Schulleiter der Gesamtschule Aspe aus Bad Salzuflen, die Aktion. Bei ihm lagern noch rund 1.000 Tests. &bdquo;Einerseits ist es natürlich schade, dass den Schulgemeinden hierdurch die Möglichkeit genommen wird, Tests auf freiwilliger Basis durchzuführen. Gerne würden sich Mitglieder unserer Schulgemeinde auch weiterhin verantwortlich verhalten und, zumindest bei Symptomen, einen Test durchführen. Auf der anderen Seite wäre es ja lobenswert, wenn sich Verantwortliche in Düsseldorf darum kümmern würden, dass die Tests anderen, sinnvollen Verwendungszwecken in Kliniken und Altenheimen zukämen.“ Anderweitig genutzt werden sollen die Tests allerdings nicht. Stattdessen teilt das Land auf Anfrage von nw.de mit, man plane, "ab Ende Mai auch mit Blick auf die Sommerferien ungenutzte Antigen-Schnelltestkapazitäten zu erfassen, um sie fachgerecht zu lagern, gegebenen auszutauschen und im Rahmen der Vorsorge für mögliche weitere Einsätze im Laufe des Jahres einsatzfähig zu halten." Beispiele für diese Einsätze seien anlassbezogene, freiwillige Testangebote an Schulen bei begründeten Verdachtsfällen wie Erkältungssymptomen oder auch im Hinblick auf mögliche Veränderungen, sollten sich die allgemeinen Corona-Regelungen ändern. Rund zehn Millionen Tests lagerten derzeit noch in den Schulen des Landes. Teilweise hätten Schulen mit enorm hohen Beständen darum gebeten, die fachgerechte zentrale Lagerung durch das Land zu organisieren, da sie nicht über die notwendigen Lagermöglichkeiten für eine langfristige Einlagerung von Antigen-Schnelltests verfügten. "Sollten Schulen vor Ort die Möglichkeit der Lagerung der Antigen-Schnelltests haben, können die vorhandenen Kapazitäten für einen Einsatz auch in den Schulen weiter vorgehalten werden, sofern die Schulen dies wünschen." Schulleiter haben entscheidende Information nicht Diese Informationen gehen allerdings nicht aus der Mail des Landes an die Schulen hervor, die der Redaktion vorliegt. Hier heißt es lediglich, dass geplant sei, die Tests abzuholen, die Rückholung in den kommenden Wochen beginnen wird und es "unabdingbar sei, zu wissen, wie viele Antigen-Selbsttests sich derzeit noch an welcher Schule befinden."Ferner bittet das Schulministerium darum, "dass alle Schulen ihrer Teilnahmepflicht an der wöchentlichen Befragung nachkommen und alle Fragen gewissenhaft und möglichst genau beantworten." Entsprechend hatten Schulleiter am Dienstagnachmittag auch keine Kenntnis von der Möglichkeit, Testkontingente zu behalten."Im Sinne des Gesundheitsschutzes wäre das natürlich überaus sinnvoll", so Torsten Schätz, Schulleiter der Martin-Niemöller-Gesamtschule in Bielefeld. "Ob das möglich ist, geht aber aus der Mail vom Schulministerium nicht hervor."

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