Nicht nur Autofahren Was durch die hohen Spritpreise teurer werden könnte

Bielefeld/Düsseldorf. Schon seit dem vergangenen Jahr bereiten steigende Energie- und Heizkosten Verbraucherinnen und Verbrauchern Sorgen. Die Ukraine-Krise lässt nun auch die Spritpreise in die Höhe schnellen. Die Bielefelder Verbraucherzentrale rechnet damit, dass Dienstleistungen jeglicher Art teurer werden. Laut einem Focus-Bericht würden diverse Handwerksbetriebe bereits Benzinaufschläge auf die Anfahrtskosten berechnen. Anbieter verlangen in der Regel zwischen 50 und 60 Cent für jeden gefahrenen Kilometer. Mittlerweile würden auch Kilometerpauschalen von 80 Cent und mehr aufgerufen werden. Doch ist das zulässig? Laut Ingrid Deutmeyer von der Verbraucherzentrale in Bielefeld ist die Rechtslage abhängig vom Vertragsverhältnis. "Handelt es sich um eine einmalige Dienstleistung, liegt es am Verbraucher, sich über die Anfahrtskosten zu informieren. Es steht ihm dann frei, auf ein Angebot von einem anderen Dienstleister auszuweichen, wenn ihm das Angebot zu teuer ist", so Deutmeyer. Anders sehe die Rechtslage aus, wenn es um ein dauerhaftes Vertragsverhältnis handele. Hier sei eine Erhöhung der Anfahrtskosten nicht ohne Weiteres möglich. "Bei Verträgen mit Laufzeiten muss der Vertragspartner eine Preisanpassungs-Klausel formulieren. Diese muss wirksam sein und dem Verbraucher ein Sonderkündigungsrecht einräumen, wenn dieser die Rechnung unter den veränderten Vertragsbedingungen nicht mehr zahlen kann", so Deutmeyer. Über so eine Klausel denkt gerade beispielsweise der Fahrlehrerverband in NRW nach. Wie der Vorsitzende Kurt Bartels betont, belasten die hohen Spritkosten derzeit auch viele Fahrschulen. Diese können die Kosten für die Fahrstunden aus Gründen des Verbraucherschutzes nicht einfach erhöhen. "Wir prüfen derzeit, ob wir in unseren künftigen Verträgen eine Klausel über eine zeitliche begrenzte Anhebung der Preise bestimmen können", sagt Bartels auf Nachfrage. Derzeit müssten Fahrschüler aber nicht befürchten, dass ihr Führerschein teurer wird. "Allerdings können sich Fahrlehrer in Einzelfällen mit ihren Schülern absprechen, wenn Kosten sonst nicht gedeckt werden können." Wie Bartels berichtet, hätten einige Fahrlehrer das bereits getan. Laut Focus könnte der Führerschein künftig mit Spritzuschlag bis zu 200 Euro mehr kosten. Taxifahrten etwa zehn Prozent teurer Ebenfalls teurer werden könnten in Nordrhein-Westfalen Taxifahrten. Damit entsprechende Betriebe ihre Kosten decken könnten, müssten Preise um bis zu 10 Prozent angehoben werden, betont Dennis Klusmeier, Vorsitzender des Taxi-Landesverbandes in Nordrhein-Westfalen. Derzeit beträgt der Preis für eine durchschnittliche Taxi-Fahrt von vier Kilometern in Düsseldorf 13,60 Euro. Durch eine Preiserhöhung von 10 Prozent müssten Kunden in Zukunft mit fast 15 Euro rechnen.Auch die Lieferdienste könnten die Preise bald wieder erhöhen. Zuletzt hatte das Lieferportal Lieferando vor rund einem Jahr die Lieferkosten von durchschnittlich 1,50 Euro auf 2,90 Euro angehoben. Grund seien die höheren Kosten in der Logistik gewesen. Laut einer Umfrage des Dehoga sehen über 90 Prozent der Gastronomiebetriebe die Preissteigerungen im Energie-, Lebensmittel- und Heizkostensegment als starke Belastung an.Pflegedienste bangen um zusätzliche Kosten Im Gesundheitswesen treiben die steigenden Benzinkosten vor allem mobile Pflegedienste in der Region um. Ein Mitarbeiter eines Bielefelder Anbieters erklärt auf Nachfrage, dass die sogenannte Wegpauschale mit den Kassen erst neu verhandelt werden müssten, bevor diese erhöht werden könnten. Langfristig gesehen sei noch nicht absehbar, wie viel Patientinnen und Patienten draufzahlen müssten. Zusammen mit dem Personalnotstand in der Pflege würden die explosiven Spritpreise die angespannte Lage in den Pflegediensten weiter verschärfen. Ingrid Deutmeyer, Leiterin der Bielefelder Verbraucherzentrale, geht davon aus, dass der Ukraine-Krieg auch hier in der Region finanzielle Unsicherheiten hervorruft. "Schon jetzt haben wir vermehrt mit Menschen zu tun, die ihre Strom- und Gasrechnungen nicht bezahlen können", sagt sie auf Anfrage. Doch auch die steigenden Spritpreise könnten sich langfristig mit höheren Kosten in allen Lebensbereichen niederschlagen.

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