Corona-Testzentren Mühlenkreiskliniken sollen nicht zugelassene Corona-Tests genutzt haben

Minden. Ehemalige Mitarbeiter der Corona-Testzentren der Mühlenkreiskliniken (MKK) erheben schwere Vorwürfe gegen den Klinikverbund, der zehn Testzentren in den Kreisen Minden-Lübbecke und Herford sowie in Hamm betreibt. 2021 sollen die MKK Corona-Schnelltests für Rachenabstriche genutzt haben, obwohl die Tests nur für den Abstrich in der Nase zugelassen waren. Um diesen Missstand zu verschleiern, soll der Klinikverbund auf den Testbefunden einen anderen Test angegeben haben, der für den Rachenabstrich zugelassen ist. Die ehemaligen Beschäftigten befürchten, dass so Tausende falsche Testergebnisse entstanden sind.Seit dem 10. Mai 2021 bieten die MKK in ihren Testzentren Schnelltests per Rachenabstrich an, den viele Menschen im Vergleich zum Nasenabstrich bevorzugen. In vier der zehn Zentren, die die MKK als Drive-Ins in Minden, Lübbecke, Herford und Löhne betreiben, wurden dafür nach Angaben ehemaliger Mitarbeiter über mindestens vier Monate ausschließlich Schnelltests genutzt, die gar nicht für den Abstrich im Rachen zugelassen sind.Vorwurf: Die MKK wollen verschleiern, dass sie nicht zugelassene Tests eingesetzt haben &bdquo;In den Drive-In-Testzentren wurden von Mai bis August 2021 nur Tests des Herstellers Mölab eingesetzt, obwohl diese laut der Gebrauchsanweisung nur für Nasenabstriche zugelassen sind“, erklärt ein ehemaliger Mitarbeiter, der anonym bleiben möchte. Fotos aus den Testzentren, die dieser Redaktion vorliegen, zeigen, dass Mölab-Tests in großer Stückzahl eingesetzt wurden. Der Hersteller führt online in der Gebrauchsanweisung des Tests auf, dass für ein einwandfreies Testergebnis der Abstrich ausschließlich aus der Nase entnommen werden darf. &bdquo;Mehreren Kollegen und mir ist dieser Fehler aufgefallen, doch auf unsere Hinweise hat niemand reagiert. Wir wurden lediglich angewiesen weiter Rachenabstriche anzubieten und diese mit den Mölab-Tests durchzuführen.“Reaktionen bleiben nach Angaben des Mitarbeiters auch aus, als mehrere Beschäftigte ihre Vorgesetzten darüber informieren, dass auf den Testbefunden der Kunden ein anderer Test angegeben wird. &bdquo;Auf den Befunden wurde nicht die Identifikationsnummer des Mölab-Tests aufgeführt, sondern die Identifikationsnummer eines Siemens-Tests, der in den Drive-In-Testzentren jedoch nie zum Einsatz kam“, erklärt der Ex-Mitarbeiter. &bdquo;Da der Siemens-Test im Gegensatz zum Mölab-Test für den Rachenabstrich zugelassen ist, konnten die MKK mit der Angabe der falschen Identifikationsnummer verschleiern, dass sie nicht zugelassene Tests einsetzen.“Untersuchungen des Paul-Ehrlich-Instituts zeigen Unterschiede der Tests auf Auf Anfrage bestätigt der Sprecher der MKK, Christian Busse, dass der Mölab-Test nicht für den Abstrich im Rachen zugelassen ist, jedoch der baugleiche Test von Siemens. Beide Tests stammen laut Busse von dem chinesischen Hersteller &bdquo;Zhejiang Orient Gene Biotech Co. Ltd“ und sind bis auf Verpackung und Logo identisch. &bdquo;Auch unsere Analysen im Labor zeigen, dass es sich um das gleiche Produkt mit der nahezu identischen Sensitivität und Spezifität handelt. Die Sensitivität und Spezifität aller verwendeten Schnelltestarten wurden vor Einführung durch das Labor geprüft.“Eine Untersuchung von mehr als 200 Corona-Schnelltests durch das Paul-Ehrlich-Institut, das als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel regelmäßig Tests evaluiert, zeigt jedoch große Unterschiede zwischen den Tests von Mölab und Siemens. Die Genauigkeit von labordiagnostischen Tests wird laut PEI mittels Sensitivität und Spezifität beschrieben. &bdquo;Die Sensitivität von Corona-Tests beschreibt die Wahrscheinlichkeit, dass eine infizierte Person ein positives Ergebnis erhält“, erklärt ein Sprecher. Für den Siemens-Test führt das PEI eine Sensitivität von 76 Prozent auf, für den Mölab-Test hingegen nur 58 Prozent. Befunde verweisen auf Siemens-Tests, die nicht eingesetzt wurden Laut Busse haben die MKK mit dem Mölab-Test trotzdem &bdquo;sehr gute Erfahrungen“ gemacht. Zudem spreche medizinisch nichts dafür, dass es aufgrund der Umstellung auf Rachenabstriche zu einer Minderung der Ergebnisqualität gekommen sein könnte. Busse verweist für 2021 auf den angespannten Testmarkt. &bdquo;Der Testhersteller wurde umgestellt, sobald auf dem Markt eine Alternative zur Verfügung stand. Restbestände des Mölab-Tests haben wir bis heute im Lagerbestand.“Die Angabe des falschen Tests auf den Befunden erklärt Busse mit einer Umstellung des EDV-Systems. &bdquo;Die Identifikationsnummer (ID) des Tests wurde zu Beginn zentral im EDV-System umgestellt." Dabei könne es vorgekommen sein, dass nach einer Umstellung Restbestände eines Tests noch genutzt wurden. Vor geraumer Zeit sei auf eine dezentrale Erfassung der Test ID umgestellt worden. "Das bedeutet, dass jedes Testzentrum nun selbst die jeweilige Test-ID in der EDV hinterlegt kann.“Eine Erklärung, die die ehemaligen Mitarbeiter als vorgeschoben bezeichnen, da zwischen Mai und August die Identifikationsnummer des Siemens-Tests nicht nur ab und an, sondern durchgängig auf Befunden angegeben wurde. Das belegen zahlreiche Befunde der Testzentren, die dieser Redaktion vorliegen.

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