Reul: Jeder dritte Tatverdächtige in NRW hat einen Migrationshintergrund

Düsseldorf. Die Kriminalität ist in NRW so niedrig wie zuletzt im Jahr 1985. Aktuelle Zahlen hat Innenminister Herbert Reul (CDU) am Montag in Düsseldorf vorgestellt. Er bezeichnete die Tiefststände als hocherfreulich, sieht aber zugleich noch eine Menge zu tun – und warnt vor kurzfristigen Entwicklungen. Ein Überblick. Einbrüche Bis zum Jahr 2017 galt NRW in den Augen einiger Bürgerinnen und Bürger als Einbruchsland. Das hat sich geändert. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei rund 18.500 Wohnungseinbruchsdiebstähle – der niedrigste Wert seit 40 Jahren. Im Jahr 2015 hatte es noch rund 62.000 Einbrüche gegeben – rund 70 Prozent mehr als im vergangenen Jahr.Mord- und Totschlag Zurückgegangen ist auch die Anzahl von Mord- und Totschlagsfällen. Sie lag 2021 bei 308 Fällen – der niedrigste Wert seit zehn Jahren. Noch besser sieht es im Bereich der Straßenkriminalität aus: Hier ist der Wert mit rund 273.000 Fällen so niedrig wie seit 1990 nicht mehr. Laut Reul ist NRW sicherer geworden. Das sei eine gute Nachricht für die Menschen im Land und ein gutes Zeugnis der Polizeiarbeit.Straftäter Kurz ins Stocken geriet Reul, als er während der Vorstellung auf die Tatverdächtigen im Bereich der Gesamtkriminalität zu sprechen kam. 32,9 Prozent – also ein Drittel aller Tatverdächtigen – habe im vergangenen Jahr einen &bdquo;Nicht-deutschen-Hintergrund“ gehabt. Das sei ein überproportionaler Wert, da der Ausländeranteil an der nordrhein-westfälischen Bevölkerung zu dieser Zeit bei 13,8 Prozent gelegen habe. Er habe sich entschieden, dieses Thema öffentlich anzusprechen, um für Transparenz zu sorgen, so Reul. Bei Messerangriffen lag der Anteil nichtdeutscher Tatverdächtiger sogar bei 42,6 Prozent. Neun von zehn Tatverdächtigen seien Männer, jeder zweite unter 30 Jahre alt. &bdquo;Messer-Straftaten sind ein männliches, junges Problem und eines, bei dem die Tatverdächtigen überproportional nichtdeutsch sind – obschon knapp 60 Prozent der Täter einen deutschen Pass haben“, so Reul.Enkeltrick Der Innenminister übte Kritik an der Bezeichnung &bdquo;Enkeltrick“. Der Begriff klinge so harmlos, es handele sich dabei aber um Straftaten, die ältere Menschen zutiefst traumatisiert zurückließen. Immerhin ist die Anzahl dieser Straftaten zuletzt um knapp 20 Prozent zurückgegangen – ein erstes Zeichen dafür, dass die Menschen inzwischen sensibler seien, so Reul. Dennoch konnten die Täter per &bdquo;Enkeltrick“ im vergangenen Jahr 25 Millionen Euro erbeuten; sie gaben sich meist als falsche Polizisten aus.Geldautomaten Am meisten Sorgen bereiten Reul derzeit wohl die Sprengungen von Geldautomaten. Allein in den ersten Wochen diesen Jahres seien in NRW bereits 38 Geldautomaten gesprengt worden; das sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum eine &bdquo;gigantische Steigerung“ von 533 Prozent. Auch am vergangenen Wochenende habe es drei dieser Straftaten in NRW gegeben. Im gesamten Jahr 2021 waren es 152. Reul erklärte, dass von den bundesweit rund 30.000 Automaten allein 11.000 in NRW stünden. Die Täter würden keinerlei Rücksicht nehmen, wenngleich die Sprengungen Menschen erschütterten. Der Innenminister befürchtet, dass es dabei künftig nicht allein bei materiellen Schäden bleiben wird. Kinderpornografie Von einem &bdquo;ungeheuerlich erschreckenden Anstieg“ sprach Reul im Bereich der Kinderpornografie (+137 Prozent) und dem sexuellen Missbrauch von Kindern (+23 Prozent). Immerhin kläre die Polizei 90 Prozent der Fälle auf. Auch die Computerkriminalität ist um 24 Prozent auf rund 30.000 Fälle gestiegen. Aufklärungsquote 53,6 Prozent aller Fälle werden aufgeklärt, das sei der beste je gemessene Wert, so Reul. Zufrieden sei er aber nicht. Ziel seien 60 Prozent. Laut Reul braucht es für die Kriminalitätsbekämpfung viel Ausdauer. Und: Es könne sein, dass die Zahlen im Laufe des Jahres je nach der Corona-Lage schon wieder anders aussehen würden.

Meistgelesen