Corona in Fleischindustrie Quarantäne-Regel bei Tönnies hat ein politisches Nachspiel

Düsseldorf/Rheda Wiedenbrück. Jüngste Vorwürfe gegen das Fleisch-Unternehmen Tönnies sowie das Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh haben ein politisches Nachspiel in der Landeshauptstadt. Ausgangspunkt war ein Bericht des WDR-Magazins Westpol, wonach positiv auf das Coronavirus getestete Mitarbeiter des Fleischkonzerns Tönnies nach nur zwei Tagen ihre Isolation wieder verlassen durften. Die Quarantäne sei für Mitarbeiter in mehreren Fällen aufgehoben worden, wenn ein weiterer PCR-Test nach zwei Tagen zwar positiv war, aber eine geringere Viruslast aufzeigte. Die Kreisverwaltung bestätigt das beschriebene Vorgehen, verweist aber auf Anfrage darauf, dass die Regel nur für Geimpfte/Genesene ohne Symptome gilt – und nur in den ersten zwei Kalenderwochen dieses Jahres angewandt wurde. Zudem würden in der Fleischindustrie seit diesem Jahr verschärfte Testbedingungen gelten. Das NRW-Gesundheitsministerium war nach eigenen Angaben über das Vorgehen informiert. Die Opposition in Düsseldorf übte scharfe Kritik und sieht viele offene Fragen. Die SPD-Fraktion hält sich eine Sondersitzung des Arbeits- und Gesundheitsausschusses vor, in der das Land Stellung nehmen soll. Die Grünen beantragen für die nächste Sitzung des Umweltausschusses und des Gesundheitsausschusses einen Bericht der Landesregierung. &bdquo;Das Vorgehen des Kreises Gütersloh und die mindestens stillschweigende Duldung durch die Landesregierung machen sprachlos“, so der gesundheitspolitische Sprecher Mehrdad Mostofizadeh. &bdquo;Wieder einmal bekommt der Schlachthofriese Tönnies anscheinend eine Extrawurst gebraten“, sagt der Politiker.Josef Neumann (SPD) fordert NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) auf, zu erklären, warum ausgerechnet das Unternehmen Tönnies erneut &bdquo;mit der positiven Hand des Landes“ zu rechnen habe. Das von diesem Fall ausgehende Signal sei ein Schlag ins Gesicht all derer, die sich um Gesundheitsschutz kümmerten und führe zu einem Vertrauensverlust in die Politik, so Neuman. &bdquo;Kein Lehrer und kein Erzieher wird nach zwei Tagen aus der Quarantäne entlassen.“Das Gesundheitsministerium hat am Montag den Kreis Gütersloh in Schutz genommen. Bei dem betroffenen Mitarbeiter sei durch einen zweiten PCR-Test geklärt worden, ob es sich um eine beginnende oder abklingende Infektion handele. Je nach Ergebnis hätte die Isolation fortgesetzt oder beendet werden können. &bdquo;Ein ansteigender ct-Wert wäre Zeichen für eine bereits vorher überwundene Infektion und bei Symptomfreiheit keine weitere Isolierung erforderlich gewesen“, teilte das Ministerium in Düsseldorf mit.

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