Bielefeld - Hannover Opfer der geplanten ICE-Strecke? Familie aus OWL fürchtet um ihre Zukunft

Porta Westfalica-Holzhausen. Mit tiefen Sorgenfalten auf der Stirn blicken Sandra und Uwe Schröder aus Holzhausen auf die Pläne von Bahn und Bund, eine ICE-Schnellverbindung zwischen Hannover und Bielefeld zu schaffen. Denn seitdem auch verhältnismäßig konkrete Neubaupläne im Spiel sind, fühlt sich das Ehepaar in seiner Existenz in Holzhausen bedroht. Gleich mehrere Streckenentwürfe würden genau dort entlang führen, wo heute ihr erst vor wenigen Jahren gekauftes Haus steht. Vor allem eines ließ das Paar vor wenigen Wochen aufhorchen: die in Protokollen veröffentlichte Information der Bahn, dass außenliegende Hofstellen bei der Planung nicht unter die höchste Schutzkategorie fallen. Die Bahn garantiert nichts Das hat die Bahn zwar mittlerweile konkretisiert – solche Hofstellen sollen nun doch in die höchste Schutzkategorie fallen, wie Bahnsprecher Peter Mantik erklärt. Doch derzeit könne die Bahn nicht garantieren, dass nicht doch solche Hofstellen der Trasse zum Opfer fielen. Nur so viel: Höfe in Außenlage sollen, so weit möglich, umgangen werden. Eine Sicherheit ist das nicht. Um genau eine solche Hofstelle handelt es sich bei dem Grundstück der Schröders in der Nähe der Autobahn. Viel Geld investiert - und weitere Investionen geplant &bdquo;Uns quält die Ungewissheit", sagt Uwe Schröder. Die Ungewissheit, ob es sich noch lohnt, in den Hof zu investieren. Viel Geld ist in den vergangenen Jahren in die Modernisierung geflossen, gern würden die beiden weiter investieren. Nicht nur für sich selbst – auf dem Hof leben die beiden mit jungen Menschen unter einem Dach. Und mit ihnen einige Tiere, die für die Gemeinschaft auf dem Hof von Bedeutung sind. &bdquo;Dieser Hof hier passt perfekt dafür", erklärt Sandra Schröder. Für die Tiere gibt es weite Auslaufflächen. Die Alleinlage sorgt zudem dafür, dass ein geschützter Raum entsteht. &bdquo;Wir haben sechs Jahre lang nach solch einem Objekt gesucht. Das finden wir nicht noch einmal, um unsere Arbeit an anderer Stelle fortzuführen", betont Uwe Schröder. Die Umbauten und Erweiterungen am Hof liegen seit einiger Zeit auf Eis Der pensionierte Polizeibeamte setzt sich seit einiger Zeit mit den Plänen für eine Hochgeschwindigkeitsstrecke für ICE auseinander. Die bisherigen Pläne kennt er beinahe auswendig. Er hat sich bei Bürgerinitiativen und Bundestagsabgeordneten informiert. Unter Anwohnern in Porta sei die ICE-Strecke Dauergesprächsthema. Vor allem nachdem jüngst bekannt wurde, wie Hofstellen wie die der Schröders kategorisiert werden sollen. &bdquo;Wir hängen hier jetzt im luftleeren Raum. Wir brauchen wenigstens eine klare Aussage, womit wir rechnen müssen", beklagen die Schröders. So wie dem Paar dürfte es auch anderen Hofbesitzern in Porta Westfalica gehen. Ein Streckenverlauf entlang der A2 ist nicht unwahrscheinlich. Hier liegen, über mehrere Kilometer gestreut, aber mehrere Hofstellen und teils noch aktive landwirtschaftliche Anwesen. "Es wird immer jemanden treffen" Den Schröders, das betonen sie immer wieder, geht es nicht darum, die Baupläne zu verhindern. &bdquo;Egal wo das gebaut wird, ob hier oder im Bestand, es wird immer jemanden treffen", weiß Uwe Schröder. Sollten sie es sein, würden sie sich wohl damit abfinden, sagen beide. Ihnen gehe es jetzt darum, verlässlich planen zu können. Denn am Anwesen der Schröders stehen Umbauten und Erweiterungen an – wenn es sich denn noch lohnt. Unter anderem könnte ein großes Solarfeld neben dem Haus entstehen. Sie würden gern in erneuerbare Energien investieren. Doch diese Ausgaben sind jetzt erst einmal auf Eis gelegt. Noch ist unklar, ob all die Sorgen der Bürger begründet sind Von dem heute stattfindenden Plenum erhoffen sie sich allerdings keine allzu großen Erkenntnisse. Geplant ist unter anderem, erste Grobkorridore vorzustellen, innerhalb derer irgendwo eine Trasse entlanglaufen könnte. Solche Grobkorridore können an einigen Stellen aber auch schnell mal mehrere Kilometer breit sein. Zuvor haben sich Experten die zahlreichen natürlichen Widerstände in der Region angeschaut und diese bewertet. Die Ergebnisse sollen ebenfalls Teil des öffentlichen Plenums sein, an dem jeder zumindest still per Videokonferenz teilnehmen kann. Doch was ist mit den Sorgen der Schröders, die einige Bewohner Porta Westfalicas teilen dürften? Solche Sorgen sollen ebenfalls Teil der weiteren Besprechungen zwischen Bahn, Politik und Interessengemeinschaften sein, die die Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger vertreten sollen. Bisher begleiten diese Initiativen den Prozess mit großer Skepsis. Sie wollen sich vor allem dafür einsetzen, dass die Trasse nicht quer durch die Landschaft führt, sondern auf der Bestandsstrecke ausgebaut wird. Die nächste Gelegenheit für eine Mitsprache aus der Bürgerschaft bietet sich am Dienstag (9. November). Was wirklich kommt, ist noch offen Zurück zu Familie Schröder und ihrem Hof in Holzhausen und noch einmal nachgehakt bei der Bahn: &bdquo;Ob und inwieweit Einzelhofstellen konkret betroffen sein könnten, ist beim derzeitigen Planungsstand noch völlig offen", erklärt Bahnsprecher Mantik. Und genau diese Ungewissheit ist es, die Familien wie Uwe und Sandra Schröder plagt. Sie wollen sich nun intensiv mit den weiteren Gremiensitzungen auseinandersetzen. Denn zu oft hätten sie Halb- oder Unwahrheiten zu den Plänen gehört, die durch die Stadt geisterten. &bdquo;Darauf höre ich schon lange nicht mehr. Wenn es danach ginge, wäre der Hof längst Geschichte", betont Uwe Schröder. Doch noch haben er und seine Frau die Hoffnung nicht aufgegeben.

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