Drittimpfungen: 12.174 Impfungen innerhalb weniger Tage in Westfalen-Lippe

Düsseldorf/Paderborn. Erst seit wenigen Tagen gilt das Angebot für Auffrischungsimpfungen gegen das Coronavirus für bestimmte Teile der Bevölkerung, doch in Westfalen-Lippe haben es bereits 12.174 Menschen genutzt. In NRW werden seit Ende August Bewohner und Mitarbeiter in Pflegeheimen und anderen Einrichtungen mit vulnerablen Menschen auf Wunsch zum dritten Mal geimpft sowie Menschen mit einer Immunschwäche, Hochbetagte ab dem 80. Lebensjahr und Pflegebedürftige, die zuhause betreut werden. Bald sollen auch Menschen das Angebot einer Drittimpfung erhalten, die zwei Impfungen mit einem Vektorimpfstoff erhalten haben. Groß ist das Interesse auch bei Mitarbeitern in Krankenhäusern, doch bislang gab es in der Region lediglich im Kreis Paderborn und Herne Angebote für das Klinikpersonal. Bislang liegen für die Auffrischungsimpfung weder eine Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) noch eine explizite Zulassung in der EU vor. Dennoch haben inzwischen alle Bundesländer in Deutschland Angebote für Drittimpfungen aufgelegt oder angekündigt, denn die Gesundheitsministerkonferenz (GMK) und das Bundesgesundheitsministerium haben entschieden, bestimmten Bevölkerungsgruppen Auffrischungsimpfungen mit mRNA-Vakzinen zur gesundheitlichen Vorsorge anzubieten. Voraussetzung dafür ist, dass die zweite Impfung sechs Monate zurückliegt. Angebote für weitere Gruppen in NRW geplant Neben Bewohnern und Mitarbeitern in Pflegeheimen und anderen Einrichtungen mit vulnerablen Menschen, Hochbetagten ab dem 80. Lebensjahr, Menschen mit einer Immunschwäche, Pflegebedürftigen, die zuhause betreut werden, und Geimpften, die bislang ausschließlich mit Vektorimpfstoffen immunisiert wurden, sollen Auffrischungsimpfungen nach dem Willen der GMK und dem Gesundheitsministerium bald auch weiteren Teilen der Bevölkerung angeboten werden. Dazu zählen Menschen, die beruflich in regelmäßigem Kontakt mit infektiösen Menschen stehen, sowie Menschen ab dem 60. Lebensjahr. Doch auch hier gilt laut GMK die Voraussetzung, dass die zweite Impfung mindestens sechs Monate zurückliegen muss. &bdquo;Noch wurde der Beschluss in NRW aber noch nicht von der Landesregierung umgesetzt", erklärt der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, Andreas Daniel. Paderborn: Klinikpersonal bereits zum dritten Mal geimpft Als eine der wenigen Kliniken in Westfalen-Lippe hat das St. Vincenz-Krankenhaus in Paderborn einigen Mitarbeitern trotzdem schon das Angebot für eine Drittimpfung gemacht. Das war nach Angaben des ärztlichen Direktors, Martin Baur, jedoch eine Ausnahme, da im Impfzentrum des Kreises Paderborn Anfang August ein Kontingent an Impfstoff innerhalb weniger Tage zu verfallen drohte. &bdquo;Dem Impfzentrum war es nicht gelungen, für diesen Impfstoff noch Termine zu vermitteln. In dieser Sondersituation, in der der Impfstoff unweigerlich hätte vernichtet werden müssen, haben wir einmalig unseren Mitarbeitern das Angebot gemacht, sich einer Drittimpfung zu unterziehen", erklärt Baur. Das Angebot richtete sich nach Angaben des Mediziners an das Personal in den Hochrisikobereichen der Isolationsstation. &bdquo;Insgesamt haben sich etwa 60 Mitarbeiter für die Impfung entschieden, deren Zweitimpfung bereits länger als sechs Monate zurücklag." Da eine Empfehlung der Stiko zu Drittimpfungen bislang fehlt, hat sich das Krankenhaus laut Baur gegen ein Angebot für alle Mitarbeiter entschieden. &bdquo;Für unser Krankenhaus werden wir höchstwahrscheinlich erst dann weitere Drittimpfungen organisieren, wenn es hierfür eine offizielle Empfehlung gibt." Appell: Priorität haben Erst- und Zweitimpfungen Insgesamt verfügen im St. Vincenz-Krankenhaus laut Baur inzwischen mehr als 80 Prozent der Mitarbeiter über einen vollständigen Impfschutz. &bdquo;Wir rufen auch die Bevölkerung weiterhin dazu auf, sich impfen zu lassen: Hohe Priorität haben zum jetzigen Zeitpunkt die noch ausstehenden Erst- und Zweitimpfungen", sagt Baur. Dafür plädiert auch der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, der einen Neustart der Impfkampagne in Deutschland fordert, um die Millionen, noch immer ungeimpften Erwachsenen von einer Impfung zu überzeugen. Reinhardt kritisiert Bund und Länder dafür, dass immer mehr Bevölkerungsgruppe Drittimpfungen angeboten werden. &bdquo;Ich halte es für einen Fehler, dass Bund und Länder in der Breite Auffrischungsimpfungen ankündigen, ohne eine entsprechende Empfehlung der Stiko abzuwarten", erklärt Reinhardt. Das schürt nach Angaben des Bielefelder Allgemeinmediziners eine Erwartungshaltung bei vielen Menschen, die viele Ärzte nicht bedienen möchten. Angst vor nachlassendem Impfschutz in Kliniken Zwar spricht laut Reinhardt einiges dafür, dass Auffrischungsimpfungen für die bekannten Risikogruppen sinnvoll sein können. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die Drittimpfung aber für die meisten Geimpften noch nicht nötig. Die Stiko arbeitet laut ihres Vorsitzenden Thomas Mertens intensiv an Empfehlungen für Auffrischungsimpfungen. Eine Entscheidung könne in den kommenden ein bis zwei Wochen fallen. Doch insbesondere in Kliniken ist die Sorge vor einem nachlassenden Impfschutz groß, wie der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Hans-Albert Gehle, weiß. &bdquo;Mit der steigenden Zahl an Covid-19-Patienten, die zum größten Teil ungeimpft sind, wird der Ruf nach Auffrischungsimpfungen des Personals lauter. Viele Mitarbeiter haben Angst und wünschen sich auch ohne Empfehlung der Stiko eine Auffrischungsimpfung", erklärt Gehle, der als Intensivmediziner im Krankenhaus Bergmannsheil Gelsenkirchen tätig.

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