Bielefeld. Neue Aufgabe für Ex-Bertelsmann-Chef Thomas Middelhoff: Für das Online-Bildungsunternehmen ePals soll der Manager das Europa-Geschäft aufbauen. Das hat der Anbieter von Lernmaterial für Schüler, Lehrer und Studenten gestern bestätigt. Middelhoff wird damit ausgerechnet in dem Bereich aktiv, den auch der Gütersloher Medienkonzern als Wachstumsfeld in den Blick nimmt.
Bis Ende des Jahres soll Middelhoff in seiner neuen Funktion auch in den Gesamt-Vorstand von ePals aufrücken. Bei der Rückkehr auf die europäische Bühne hat dem Bielefelder das bewährte Netzwerk geholfen. Miles Gilburne, Vorstandsvorsitzender von ePals, ist ein alter Bekannter von Middelhoff aus der gemeinsamen AOL-Zeit.
Der Verkauf von AOL Europe hatte seinerzeit rund sechs Milliarden Euro in die Bertelsmann-Kassen gespült. "Seit den gemeinsamen Zeiten bei AOL habe ich immer nach einer Möglichkeit gesucht, wieder mit Middelhoff zusammenzuarbeiten", sagt Gilburne. "Es gibt keinen Besseren als ihn für die Aufgabe, ePals in Europa aufzubauen."
Das alte Kernteam von AOL
"Natürlich freue ich mich", bestätigt Middelhoff gegenüber dieser Zeitung. "Bei ePals arbeitet das alte Kernteam von AOL. Wir sind damals sehr erfolgreich gewesen." Und das will das Team wieder sein. Noch sei ePals nicht viel mehr als ein Start-Up-Unternehmen. "Es ist ein zartes Pflänzchen. Aber eines mit sehr hohen Erwartungen." In Amerika ist ePals das am schnellsten wachsende Unternehmen im Bereich Online-Lernen. Auch in China ist die Firma bereits am Start, jetzt soll Europa folgen – zunächst mit Fokus auf Deutschland und Großbritannien. Middelhoff soll für Mitarbeiter, Inhalte und Vertrieb sorgen.
"Online-Lernen ist ein wichtiges Thema für alle Unternehmen der Medien-Branche", sagt Middelhoff. Es sei ein Geschäftsbereich, der weltweit ein Potenzial von Milliarden Dollar habe. Weltweit soll auch das Wissen sein, das ePal vermittelt. Die Online-Community der Lehrer könnten zu Online-Lern-Sessions zusammengeführt werden. Aber auch Schüler mit Defiziten könnten gemeinsam lernen – unterstützt durch die ebenfalls eingebundene Internet-Telefonie per Skype. Bislang sind rund 700.000 Lehrer bei ePals angemeldet, der Kontakt reicht in 200 Staaten weltweit.
So groß die Freude bei Middelhoff auch ist über die Zusammenarbeit mit früheren Weggefährten – ein Fulltime-Job werde das Engagement für ePals nicht werden, sagt der Bielefelder. Schließlich kämpft der frühere Bertelsmann-Chef noch an weiteren Fronten. Nach seinem Abgang als Vorstandsvorsitzender der Arcandor AG streitet er sich mit dem Insolvenzverwalter vor Gericht. Zudem ist er Aufsichtsratsvorsitzender der Marseille Kliniken AG und Mitglied des Aufsichtsrats bei Senator Film und der New York Times.
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