Eigentümer in Sorge Auf Förderung folgt Verbot: Hausbesitzer mit neuen Gasheizungen haben Angst

Werther. Bis zum Sommer 2022 haben Immobilienbesitzer für den Einbau neuer Gasheizungen noch staatliche Fördermittel erhalten. Wenige Monate später folgte die Kehrtwende in der Politik, als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) seinen Entwurf für das novellierte Gebäudeenergiegesetz vorstellte. In dem Gesetzentwurf heißt es, dass bereits ab 2024 der Einbau neuer Gas- und Ölheizungen verboten und die Laufzeit alter Heizungen verkürzt werden. Damit droht eine Austauschpflicht für funktionierende Geräte. Hausbesitzer, die sich in den vergangenen Jahren aufgrund der staatlichen Förderung für den Einbau einer neuen Gasheizung entschieden haben, sorgen sich deshalb nicht nur vor einer finanziellen Überforderung, sie fühlen sich auch von der Politik verschaukelt. So geht es auch Martin Mücke aus Werther im Kreis Gütersloh, der sein Haus 2020 energetisch saniert und mit einer neuen Heizung, einer Photovoltaikanlage und einer Wallbox ausgestattet hat. &bdquo;Ich habe mich so verhalten, wie es sich die Politik wünscht, denn ich habe mein Haus energetisch saniert und mich dafür von Fachleuten beraten lassen“, erklärt Mücke, der sich als Vorsitzender des Eigentümerverbandes &bdquo;Haus und Grund“ in OWL engagiert. Die Fachleute empfehlen Mücke Mitte 2020 eine neue Gasheizung in Verbindung mit einer Solarthermieanlage, die Sonnenenergie in Wärme umwandelt, weil die Gasheizung zur Infrastruktur des Hauses passt und staatlich gefördert wird. &bdquo;Die neue Heizung hat 33.000 Euro gekostet, doch 30 Prozent der Kosten habe ich als Fördermittel erhalten.“ In dem Glauben, die neue Gasheizung 30 Jahre nutzen zu können und auch im Interesse der Politik gehandelt zu haben, investiert Mücke mehr als 50.000 Euro in die Sanierung seines Hauses aus dem Jahr 1982. &bdquo;Zweieinhalb Jahre später heißt es dann plötzlich, dass jede neu eingebaute Heizung ab 2024 mindestens zu 65 Prozent aus erneuerbaren Energien gespeist werden muss und alte Heizungen, die diese Werte nicht schaffen, deutlich früher ausgetauscht werden müssen“, moniert Mücke. &bdquo;So geht Vertrauen in die Politik verloren, weil man sich nicht mehr auf Zusagen verlassen kann.“ Nur noch Wärmepumpe, Fernwärme und Biomassekessel Kommt der Gesetzentwurf des Bundeswirtschaftsministeriums in der aktuellen Form durch, sind künftig nur noch Wärmepumpe, Fernwärme oder Biomassekessel erlaubt. &bdquo;Fernwärme steht aber vielerorts nicht zur Verfügung, so hätte ich mein Haus in Werther gar nicht an ein Netz anschließen können“, erklärt Mücke. &bdquo;Der Einbau von Wärmepumpen ist auch nicht überall möglich und bedarf bei älteren Häusern oft einer energetischen Komplettsanierung sowie dem Einbau einer Fußbodenheizung.“ Das kann sich nach Einschätzung Mückes jedoch längst nicht jeder Hausbesitzer leisten. &bdquo;Das würde viele Eigentümer finanziell überfordern, und in der Folge würde sich die Wohnungsnot in Deutschland verschärfen.“ Mit weitreichenden Folgen für Hausbesitzer und die Wohnungsnot rechnet Mücke allerdings nicht nur wegen der Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes, sondern auch wegen der Neufassung der EU-Gebäuderichtlinie, die Dienstag beschlossen wurde. Damit werden alle Mitgliedstaaten dazu verpflichtet, ihre Gebäude mit der schlechtesten Energieeffizienz aus dem Verkehr zu ziehen, indem auf EU-Ebene sogenannte Mindeststandards für die Energieeffizienz festgelegt wurden. &bdquo;Dieser Sanierungszwang wird viele Eigentümer finanziell überfordern“, sagt Mücke. 6,2 Millionen Häuser müssen bis 2033 saniert werden Nach Einschätzung von &bdquo;Haus und Grund“ müssen aufgrund der neuen Richtlinie bis 2033 etwa ein Drittel aller Wohngebäude in Deutschland energetisch deutlich verbessert werden. Das entspricht circa 6,2 Millionen Häusern. Selbst bei vorsichtigen Schätzungen ist nach Angaben von Verbandschef Kai Warnecke bei älteren Gebäuden mit Sanierungskosten in sechsstelliger Höhe zu rechnen. Die Anpassung wird darüber hinaus auch Auswirkungen auf Neubauten haben. So sollen alle neuen Gebäude ab 2028 sogenannte Null-Emissions-Gebäude sein. Das bedeutet, dass sie nicht nur eine hohe Energieeffizienz aufweisen, sondern auch hohe Anforderungen an eine klimaneutrale Energieversorgung erfüllen müssen. &bdquo;Das wird dem Neubau den nächsten Rückschlag geben und viele Träume von den eigenen vier Wänden platzen lassen“, sagt Warnecke. &bdquo;Das Bauen neuer Häuser ist doch schon extrem teuer geworden und wird sich dadurch weiter verteuern, daher wird auch diese Richtlinie die Wohnungsnot in Deutschland weiter verschärfen“, ergänzt Mücke.

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