Bertelsmann liebäugelt mit Einstieg bei ProSiebenSat.1

Gütersloh. Thomas Rabe, der Vorstandschef des Gütersloher Medienkonzerns Bertelsmann, hat die gesellschaftliche Bedeutung des Mediengeschäfts in der Corona-Krise hervorgehoben. Aufklärung, Einschätzung und Abbildung der Meinungsvielfalt seien wichtig im Kampf gegen Fake News. Bertelsmann erreiche mit seinen Medien 99 Prozent der Bevölkerung und gehöre damit zur "kritischen Infrastruktur" Deutschlands, die gerade jetzt aufrechterhalten werden müsse. Rabe äußerte sich im Rahmen einer Pressekonferenz zur Bilanz für das Jahr 2019 - eine Konferenz, die wegen der Corona-Krise telefonisch abgehalten wurde. Für Bertelsmann war 2019 ein Spitzenjahr: Der operative Gewinn sei von 2,6 auf 2,9 Milliarden Euro und damit auf Rekordniveau gestiegen, teilte Rabe mit. Auch der Umsatz sei gewachsen, wenn auch nur leicht um 2 Prozent von 17,7 auf 18,0 Milliarden Euro. Bertelsmann kann investieren "ohne an Substanz zu gehen" "Bertelsmann ist gut gerüstet", sagte Rabe mit Blick auf die geschäftlichen Probleme durch die Corona-Krise. "Wir sind ertragsstark, verfügen über eine hohe Liquidität und eine komfortable Eigenkapitalquote." Das Unternehmen mit inzwischen weltweit mehr als 126.000 Mitarbeitern sei auch dank seiner vielseitigen Aufstellung "weniger anfällig für konjunkturelle Schwankungen" und könne weiterhin investieren "ohne an unsere Substanz zu gehen". Investieren würde Bertelsmann vielleicht gern in eine Beteiligung am großen deutschen TV-Konkurrenten ProSiebenSat.1: "Es sollte irgendwann möglich sein, einen großen nationalen Champion zu bilden", sagte Thomas Rabe und verwies auf die rasante Entwicklung von konkurrierenden Streamingdiensten wie dem US-Anbieter Netflix. Beteiligung an ProSiebenSat1 wäre kartellrechtlich schwierig Eine gesellschaftsrechtliche Beteiligung an der börsennotierten ProSiebenSat.1 Media SE oder gar eine Übernahme durch Bertelsmanns TV-Tochter RTL Group sei "momentan aber regulatorisch schwierig". Sprich: Das Kartellamt würde ein Zusammengehen wohl kaum genehmigen. Solange dies so sei, könnte es aber immerhin Kooperationen geben - eine gemeinsame Buchungsplattform für Werbung gebe es zum Beispiel bereits. Wegen der Corona-Krise sei bisher vereinzelt Kurzarbeit eingeleitet worden, bestätigte Rabe. Davon seien bisher nur wenige hundert Mitarbeiter betroffen, allerdings auch im Kreis Gütersloh, wo Bertelsmann insgesamt 11.000 Menschen beschäftigt. Als Beispiel nannte er spezielle Bereiche bei den Dienstleistungsgeschäften. &bdquo;Bei Arvato zum Beispiel in dem einen oder anderen Druck- oder Dienstleistungsgeschäft setzen wir Kurzarbeit ein und werden das auch fortsetzen." Vereinzelt Kurzarbeit und unsichere Prognose Eine Prognose für das Jahr 2020 wollte Rabe wegen der Unsicherheit durch die Corona-Krise nicht abgeben. Das erste Quartal sei stabil verlaufen, aber schon für das zweite Quartal sei eine Einschätzung derzeit "unseriös". Finanzvorstand Bernd Hirsch attestierte dem Konzern eine "sehr solide" Finanzlage. Die Nettofinanzschulden seien 2019 um eine halbe Milliarde Euro reduziert worden, die Eigenkapitalquote ist mit 38,2 Prozent stabil. Zu den Highlights des Jahres 2019 gehörte Rabe zufolge die Komplettübernahme des Buchverlagsriesen Penguin Random House. Als besonderen Erfolg hob Rabe zudem die Tatsache hervor, dass der Anteil der zukunftsträchtigen Digitalumsätze erstmals über die Zielmarke von 51 Prozent gestiegen sei. Der Nettogewinn erreichte mit 1,09 Milliarden Euro (Vorjahr 1,1 Milliarden) etwa das hohe Vorjahresniveau.

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