Wirtschaft Autozulieferer Paragon steigt in den Massenmarkt ein

Delbrück. Das hat es bei dem Delbrücker Autozulieferer Paragon lange nicht mehr gegeben. Aktionäre klatschen Beifall, als der Vorstandsvorsitzende Klaus Dieter Frers bei der Hauptversammlung von der guten Rendite des Börsenunternehmens im abgelaufenen Geschäftsjahr berichtet. Auch der Aktionärsschützer Christian Retkowski (SdK) ist voll des Lobes für die &bdquo;tolle Leistung" und die &bdquo;atemberaubende Erfolgsgeschichte". Dabei denkt er vor allem an den um 111 Prozent gestiegenen Aktienkurs. &bdquo;Vor gerade sieben Jahren war die Aktie nur noch ein Pennystock und notierte unter einem Euro." Seither habe sich ihr Wert versechzigfacht. Und der Aktionärsvertreter konstatiert: &bdquo;Ich habe das Gefühl, das ist erst der Anfang." Einzig die Dividende von 25 Cent je Aktie, die wie alle Punkte mit großer Mehrheit gebilligt wird, müsse künftig höher ausfallen, fordert Retkowski. Marktwert des Unternehmens: 262,5 Millionen Euro Frers zieht zuvor einen noch beeindruckenderen Vergleich: Wer Paragon-Aktien im Oktober 2009 kaufte, &bdquo;hat aus 1.000 Euro satte 71.095 Euro gemacht". Der Marktwert des Börsenunternehmens liege derzeit bei 262,5 Millionen Euro. Frers will in den nächsten Jahren noch schneller wachsen und peilt für Anfang des nächsten Jahrzehnts die 300-Millionen-Euro-Umsatz-Marke an. Der Vorstandschef setzt auf die großen Zukunftsthemen, darunter vor allem die Elektromobilität, die sich neben der Elektronik (neuer Partikelsensor Dustdetect, 3D-Klang) zum großen Umsatzbringer entwickeln soll (jeweils 45 Prozent Anteil im nächsten Jahrzehnt). Frühe Entwicklungen wie die Batteriepacks der Paragon-Tochter Voltabox, die für elektrisch betriebene Gabelstapler, Trolleybusse oder fahrerlose Transportsysteme in der Produktion dienen, erweisen sich offenbar als Volltreffer. Erst kürzlich wurde Voltabox in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, die &bdquo;nun auch als Muttergesellschaft der amerikanischen Voltabox-Tochter fungiert", wie Frers sagt. Was er nicht sagt: Damit könnte Voltabox für die Börse fit gemacht werden. Schließlich braucht es viel Kapital für Forschung und Entwicklung. Die F&E-Quote betrug 2016 bei Paragon fast 16 Prozent. Zum Vergleich: &bdquo;Bei ZF waren es 5,5 Prozent, bei Continental 6,9 Prozent und Hella strebt 9 Prozent an." Im laufenden Jahr soll Paragon rund 27 Millionen Euro investieren. Der Unternehmensgründer und Tüftler, der bisher auf die Nische setzte, bereitet nun den Einstieg ins Massengeschäft vor. Erst vor Wochen lieferte Aumann (Beelen) eine hoch automatisierte Fertigungslinie für die Massenproduktion von unterschiedlichen Lithium-Ionen-Batteriemodulen in Delbrück. Die gleiche Fertigungslinie wird 2017 auch in Texas aufgebaut. Voltabox habe eine Batterie mit 120 kWh entwickelt, die in nur 17 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen werden könne. &bdquo;Diese bahnbrechende Technologie findet sich bald unter Tage bei Joy Global, passt aber auch in ein Auto", so Frers. Ein Forschungsprojekt mit der RWTH Aachen für Lithium-Ionen-Batteriesysteme in Hybridautos sei vielversprechend. Ein Hersteller zeige Interesse. Frers sieht auch in der Landwirtschaft Potenzial und hat weitere Projekte im Köcher. Ein vom Bund gefördertes Projekt in Solingen erforscht Batterie-Oberleitungs-Busse. Trolleybusse sollen mobile Stromspeicher und Stromerzeuger werden. Voltabox gehört dem Konsortium an, das die intelligente Ladeinfrastruktur liefert. Kommentar Trendsetter Nach seiner Insolvenz im Herbst 2009 ist der Delbrücker Autozulieferer Paragon binnen weniger Jahre auferstanden wie Phönix aus der Asche. Aktionäre können sich über eine gute Rendite freuen. Der Unternehmensgründer und Vorstandschef Klaus Dieter Frers hat sein Comeback strategisch clever eingefädelt. Der Tüftler hat ein Gespür für neueste Trends und entwickelte Paragon zum Trendsetter in der Nische. Elektroautos nehmen in Deutschland nur langsam Fahrt auf. Dies ahnend hat Frers mit der Paragon-Tochter Voltabox geschickt auf andere Marktsegmente gesetzt, hat Batterien für Gabelstapler, Trolleybusse und Minenfahrzeuge entwickelt. Die langen Ladezeiten schwerer Batterien bremsten die Elektroautos. Nun könnte Paragon mit seiner Entwicklung ganz vorne mitspielen und in den Massenmarkt der behäbigen Autoindustrie einsteigen. Kontakt zur Autorin

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