BIELEFELD Stefan Schubert über verheimlichte Polizei-Interna

Bielefeld. Ex-Polizist Stefan Schubert (41) ist in Bielefeld kein Unbekannter. Im März 2010 veröffentlichte er ein Buch über sein früheres Doppelleben als Bielefelder Hooligan und Polizeibeamter ("Gewalt ist eine Lösung"). Jetzt hat der umstrittene Autor sein zweites Buch veröffentlicht ("Inside Polizei"). Diesmal berichtet er ähnlich schonungslos aus dem Polizeialltag seiner ehemaligen Kollegen.Schubert blickt dabei hinter die Kulissen diverser brisanter Einsätze – wie etwa der Loveparade-Katastrophe und der Castor-Transporte. Er berichtet von dem Ausbildungsskandal bei Gaddafis Spezialeinheiten, der unter anderem durch einen Bielefelder SEK-Beamten ausgelöst wurde, der – wie berichtet – ohne Genehmigung in Tripolis agierte. Derselbe Beamte soll mit einem Kollegen in seiner Freizeit zudem noch einen Junkie zusammengeschlagen haben und nur durch Zufall überführt worden sein. Schubert nennt Hintergründe eines misslungenen SEK-Zugriffs in Löhne, bei dem ein psychisch kranker Mann erschossen wurde (auch hierüber berichtete die NW). Den Misserfolg soll die Polizei später ganz anders und vor allem als Erfolg dargestellt haben. Es geht bei "Inside Polizei – Die unbekannte Seite des Polizeialltags" um Versagen, Fehler, Vertuschung, aber auch um die alltägliche Gedankenwelt mancher Beamten. Dazu gehöre auch die offene Sympathie für Angehörige der Hells Angels, die von manchem Beamten als das kleinere Übel in der Rotlichtszene akzeptiert würden.Schubert betont, dass Polizeiführer und Behördenleitungen die Öffentlichkeit immer wieder in die Irre führen. Es werde nur zugegeben, was nicht länger zu leugnen ist. Peinliche Details werden verschwiegen.Schubert stützt sich bei seinen Recherchen zu seiner Ansammlung halb dokumentarischer Geschichten auf Gespräche mit Beamten, die ihm anonym von diesen Einsätzen berichteten. Daraus eröffnen sich dem Leser zudem Einblicke ins Private, vom Geschlechterkampf über psychische Folgen der aufreibenden Arbeit bis hin zum Selbstmordgedanken.