PORTA WESTFALICA Kraftwerk tief unter der Erde

Porta Westfalica. Das weltweit erste Pumpspeicherkraftwerk unter der Erde soll in Porta Westfalica (Kreis Minden-Lübbecke) entstehen. Vorgesehen ist die Anlage in der Grube "Wohlverwahrt", die von der Barbara Erzbergbau GmbH betrieben wird. "Grüner kann man es nicht machen", meint Olaf Lüppes, einer der Barbara-Chefs. "Wir haben keinerlei Flächenverbrauch über Tage und fällen keinen einzigen Baum." Mit dem geplanten Großprojekt zum Speichern und Erzeugen von Strom setzt das Unternehmen auf erneuerbare Energien. Lüppes und Siegfried Klingebiel, ebenfalls Geschäftsführer, rechnen mit einem Investitionsvolumen von 80 bis 100 Millionen Euro, für die Geldgeber gesucht werden: "Als Co-Investor kommt zum Beispiel einer der großen Energieversorger in Frage", erklärt Klingebiel.Wenn alles nach Plan läuft, könnte das Wasserkraftwerk unter Tage in etwa zehn Jahren den Betrieb aufnehmen. Windkraft- und Solaranlagen der Region sollen dann überschüssige Energie einleiten. "So entsteht ein geschlossener Kreislauf erneuerbarer Energien", heißt es in der Projektstudie.Hohlraum von 150.000 Kubikmetern Als Standort sind zwei riesige Hohlräume von zusammen mehr als einer Million Kubikmetern vorgesehen. "Ein Abbaufeld, das noch nicht erschlossen ist, soll komplett neu aufgefahren werden", so Lüppes. Das würde im laufenden Betrieb geschehen, dauert aber Jahre. Derzeit erzeugt die Barbara jährlich einen Hohlraum von rund 150.000 Kubikmetern. Pumpspeicherkraftwerke erzeugen nicht selbst Strom, sondern speichern ihn. Bei Störungen des Stromnetzes dienen sie als Puffer und gleichen vor allem die täglichen Lastspitzen aus. Herrscht ein Überschuss, zum Beispiel nachts, kaufen die Betreiber günstig Strom, um damit Wasser in das obere von zwei Becken zu pumpen.In Zeiten der Spitzenlast, etwa mittags, geht das Kraftwerk dann ans Netz. Nun läuft es umgekehrt: Das Wasser fließt ins Unterbecken und treibt dadurch Turbinen an. Weil die Nachfrage zwischenzeitlich gestiegen ist, kann der erzeugte Strom zu höheren Preisen verkauft werden. So rechnet sich ein Pumpspeicherkraftwerk. In der Grube "Wohlverwahrt", dem letzten deutschen Eisenerzbergwerk, kommt das Wasser aus riesigen unterirdischen Reservoirs. Mit überschüssiger Energie aus regenerativen Quellen würde das Wasser zuvor ins obere Becken gepumpt. Über den Höhenunterschied von mehreren hundert Metern soll es dann bergab fließen und wieder Strom erzeugen.Leisten soll das Wasserkraftwerk bis zu 150 Megawatt. Zum Vergleich: Das Pumpspeicherwerk Goldisthal in Thüringen, europaweit die größte Anlage ihrer Art, kommt auf gut 1.000 Megawatt. Seit dem 19. Jahrhundert baut die Barbara (34 Beschäftigte) im Wesergebirge ein Eisenerz- und Kalksteinvorkommen ab. Unter Tage betreibt das Unternehmen die Gruben "Wohlverwahrt" und "Bergmannsglück", über Tage den Steinbruch Wülpker Egge.