Bielefeld Räuber ohne Hemmungen

Bielefeld. Ein Räubertrio, das zusammen mit einem noch flüchtigen weiteren Täter am 29. Juni vergangenen Jahres in Bielefeld ein prominentes Unternehmerehepaar in dessen Villa überfallen und ausgeraubt hat, muss mit langen Gefängnisstrafen rechnen. Dienstag wurden die Plädoyers gehalten. Wegen schweren Raubes forderte Staatsanwalt Torsten Polakowski acht Jahre Haft für den Angeklagten Berat B. (25). Dessen Komplize Cagdas S. (23), der ebenfalls aus Bünde kommt, soll siebeneinhalb Jahre hinter Gitter. Gegen das ehemalige Kindermädchen Berfin D. (20) muss nach Ansicht des Staatsanwalts eine Jugendstrafe von viereinhalb Jahren verhängt werden."Dieses Delikt ist dem Bereich der Schwerstkriminalität zuzuordnen", empörte sich Staatsanwalt Polakowki. Alle drei Angeklagten, die strafrechtlich bislang kaum in Erscheinung getreten waren, seien planvoll und ohne Hemmungen vorgegangen. Insbesondere der "eklatante Vertrauensbruch" des Kindermädchens habe ihn erschüttert. "Das macht mich fassungslos", sagte der Staatsanwalt. Das Kindermädchen Berfin D. hatte zusammen mit seinem Freund S. den Plan entwickelt, die prominente Familie auszurauben. Wer von den beiden ursprünglich die Idee hatte, blieb ungeklärt. Treibende Kräfte bei der weiteren Umsetzung waren Berat B. (25) sowie der noch flüchtige Petrik D. Am Tatabend öffnete das Kindermädchen, das in der Unternehmerfamilie vollstes Vertrauen genoss, den Tätern die Terrassentür zu der Villa. Anschließend ließ sich Berfin D. zum Schein fesseln. Maskiert und bewaffnet mit einer Gaspistole, einer Spielzeugpistole und einem Elektroschocker warteten die Räuber dann auf die Rückkehr des Unternehmerehepaares. Die Opfer wurden überwältigt, geknebelt und zum Öffnen ihres Tresors gezwungen. Bargeld und Schmuck im Wert von rund 120.000 Euro wurden daraus entwendet – wie ein aktuelles Gutachten belegt.Die Täter seien "hochprofessionell" vorgegangen. Sie hätten "keine innere Reue" gezeigt, sondern "vor Gericht nur taktiert", sagte der Nebenklägervertreter Detlev Binder. Ein Opfer habe "schwerste psychische Folgen" erlitten. Aus Sicht von Binder sollte das Kindermädchen nach Erwachsenenstrafrecht verurteilt und dementsprechend mit einer Freiheitsstrafe von achteinhalb Jahren sanktioniert werden. Ralf Kaiser, Verteidiger von Berfin D., widersprach. Seine Mandantin, die nun Wirtschaftsingenieurwesen studiert, habe emotionale Defizite. Sie komme ihm vor "wie ein Kind". Die "Gier nach Geld" habe Berfin D. blind gemacht. Zwei Jahre Jugendstrafe auf Bewährung seien ausreichend. Georg Schul-ze und Lutz Klose, Verteidiger von Cagdas S. und Berat B., stellten vor allem die Geständnisse ihrer Mandanten als Milderungsgründe heraus. Beide seien keine professionellen Räuber, und sie hätten Angaben zum Verbleib der Beute gemacht. Eine Haftstrafe unter sechs Jahren für Berat B. und unter fünf Jahren für Cagdas S. sei daher ausreichend. Das Urteil soll am 25. Februar verkündet werden.