Verhandlungen dauern an Warten aufs 49-Euro-Ticket: Es tobt ein Kampf um Milliarden

Bielefeld. Während die Verkehrsminister des Bundes und der Länder an diesem Nachmittag weiter über die Einführung eines bundesweit geltenden 49-Euro-Tickets für Busse und Bahnen verhandeln, rechnen Insider nicht mehr damit, dass ein solches Angebot vor März kommenden Jahres verfügbar sein wird. Wie oft in der Politik, geht es auch hier um Geld, viel Geld. Während Bund und Länder ein Paket von rund drei Milliarden Euro geschnürt haben, das die Verluste durch das 49-Euro-Ticket ausgleichen soll, halten Vertreter der Branche dies für zu wenig und warnen bereits vor einem Ausdünnen von Fahrplänen. Der Verband deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat im Vorfeld der Verkehrsministerkonferenz deutlich gemacht, dass es von Bund und Ländern deutlich mehr finanzieller Anstrengungen bedarf, um diese Einnahmeverluste auszugleichen. Verbandsschätzungen zufolge liegt der Finanzbedarf bei etwa 4,5 bis 4,7 Milliarden Euro bundesweit. Etwa 20 bis 25 Prozent hiervon entfallen auf das Land Nordrhein-Westfalen, wie Volker Wente, Geschäftsführer des VDV NRW, im Gespräch mit dieser Redaktion erläuterte. Grundsätzlich befürworte der VDV ein solches Nahverkehrsticket. &bdquo;Es ist eine Chance, ein System einfach und verständlich zu machen.“ Gleichwohl gebe es keine historischen Vorbilder für ein solches Angebot. Das Bielefelder Nahverkehrsunternehmen Mobiel schloss sich der VDV-Position auf Nachfrage an. Man brauche &bdquo;verbindliche Zusagen, damit eine langfristige und nachhaltige Finanzierung gesichert ist“. Denn aufbauend auf den jetzigen finanziellen Zusagen &bdquo;sind weitere Investitionen notwendig. Die Regionalisierungsmittel müssen weiter erhöht werden“, so die Forderung. Mobiel begrüße das geplante 49 Euro-Ticket grundsätzlich. Denn damit &bdquo;wird ein großer Schritt in Richtung umweltfreundlicher Mobilität gemacht, der eine enorme Innovation der gesamten ÖPNV-Branche bewirken kann“. Außerdem erleichtere es den Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln. Aber: &bdquo;Die Refinanzierung von Dienstleistungen von Bus und Bahn über Fahrgeldeinnahmen ist beim Deutschlandticket kaum mehr möglich.“ Was das genau bedeute, sei noch zu klären. Probleme auch ohne 49-Euro-Ticket Wie hoch die Einnahmeverluste aussehen könnten, sei deshalb schwer abzuschätzen. Es brauche eine Garantie seitens der Politik, dass die Verkehrsunternehmen darauf nicht sitzenblieben. Uli Beele, Sprecher des Nahverkehrs Westfalen-Lippe (NWL), machte deutlich, dass die Branche auch ohne die Einführung des 49-Euro-Tickets weiter unter heftigem Druck stehe. &bdquo;Probleme wie der Personalmangel im Fahrbetrieb und in den Werkstätten sind nach wie vor virulent.“ Mehr als der Erhalt des Status quo lasse sich gegenwärtig deshalb nicht bewerkstelligen, so Beele. &bdquo;Das System ist extrem angespannt“, sagt auch Barbara Tünnemann, Sprecherin des Landesprogramms Fokus Bahn NRW, einem Zusammenschluss der elf Nahverkehrsbahnbetriebe sowie der drei Verkehrsverbünde des Landes. Es gebe viele Baustellen im laufenden Betrieb und einen hohen Krankenstand bei den Beschäftigten. Ein Ausbau des bestehenden Systems brauche mehr Personal, die Ausbildung koste viel Geld. Hinzu komme, dass bis zum Jahr 2017 etwa 40 Prozent der Bahnmitarbeiter im Land in den Ruhestand gingen. Immerhin gibt es Anzeichen dafür, dass es zum Jahreswechsel nicht, wie befürchtet, zu einem Ausdünnen von Fahrplänen im Schienennahverkehr kommen wird. Darauf deuten die zunächst fortgeschriebenen Fahrpläne für 2023 hin.

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