Herausforderungen für Musiker Problem-Instrumente in der Bahn - Kontrabassisten fühlen sich ungerecht behandelt

Paris / Berlin. Musiker die mit Geigen, Querflöten, Trompeten unterwegs sind, müssen zwar je nach ihrem weiteren Gepäck Stauraum in Anspruch nehmen. Eine deutliche Herausforderung ist es aber für Kontrabassisten, die per Bahn von A nach B wollen, ihr Instrument mitzunehmen. In Frankreich kann ihnen gar die Fahrt verweigert werden. Stanislas Kuchinski ist in Frankreich ein gefragter Kontrabassist und viel mit seinem Instrument unterwegs. Das Streichinstrument kann eine Größe von rund 1,80 Metern haben. Dreißig Jahre lang habe er den Kontrabass auf Reisen im Zug befördert und es habe keine Probleme gegeben, bis zum 28. Januar 2022. Wie er in einem Facebook-Post schildert, musste er am Bahnhof Montparnasse einen Fernzug (TGV) verlassen, weil Kontrabässe grundsätzlich in diesen Zügen verboten seien. Der Kontrolleur sei in Begleitung eines Polizisten gewesen und dieser hätte ihm erläutert, dass die anderen Kontrolleure in den 30 Jahren zuvor offenbar ihre Arbeit nicht richtig gemacht hätten. Während seine Kollegen vom Ensemble mit dem TGV nach La Rochelle zum Konzert fahren durften, war Kuchinski gezwungen nach Hause zurückzukehren und ihnen mit dem Auto nachzufahren. Kontrabass in Bahn erlauben "Wir sind keine Wilden, wenn Züge keinen ausreichenden Platz haben, um einen Kontrabass zu verstauen, verstehen wir dies natürlich", schreibt Kuchinski. Falls ein Zug wirklich sehr voll sei, sei denkbar, dass das Instrument gegen eine Tür gestellt und an den Haltestellen zur Seite genommen werde. So oft würden Kontrabässe zudem ja nicht in Zügen befördert. Anders als etwa Skier oder Surfbretter werden diese Instrumente von der französischen Bahngesellschaft SNCF nicht als Sperrgepäck eingestuft und in den Zügen erlaubt. Dies wird auch von anderen Kontrabassisten als ungerecht eingestuft. Eine Online-Petition, die sich dagegen wendet, und die Genehmigung zur Beförderung in den Zügen fordert, hat rund 47.000 Unterzeichner mobilisiert. In Zügen des privaten Anbieters Ouigo habe es eine gute Lösung gegeben. Im öffentlichen Personennahverkehr mit der RATP im Raum Paris hat Stanislas Kuchinski, wie er in einem Beitrag am 30. November darlegt, keine Probleme. Aber die "Ungerechtigkeit" die Kontrabassisten in Zügen der SNCF erleben, bestehe weiter. Der international bekannte Musiker Bruno Chevillon bestätigt die aktuellen, negativen Erfahrungen. Am 3. Januar 2022 schildert er auf Facebook, dass er erstmals ein Knöllchen bekommen habe, weil er seinen Kontrabass im TGV Paris - Tarbes mitnahm. Gegenüber "Le Monde" legt er dar, dass bis Anfang November zwei weitere Strafen in der Höhe von 50 Euro bekommen habe, zudem eine in Höhe von 150 Euro. Die SNCF erlaubt Instrumente in der Größe 130 x 90 Zentimeter. Somit sind neben den Kontrabässen auch größere Harfen ausgeschlossen. Auch gehörten Cellos dazu. Wie aus einer Anfrage an das französische Parlament vom 4. Oktober 2022 hervorgeht, ist die Bahn inzwischen den Cellisten mit einer Lösung entgegengekommen. Sie dürfen ihr Instrument in den Zügen mitnehmen. Regelung in Deutschland Auch in Deutschland berichten Musiker immer wieder darüber, dass sie Probleme haben, Kontrabass oder Cello in der Bahn mitzunehmen. Grundsätzlich gilt entsprechend der Informationen der Bahn, dass man neben einem Handgepäck "ein weiteres größeres Gepäckstück oder einen weiteren Gegenstand kostenlos mitführen, sofern diese sogenannte Traglast von einer Person allein getragen werden kann. Aufgrund seiner Größe muss es ggf. außerhalb Ihres Sitzplatzbereichs untergebracht werden, z.B. im nächsten Gepäckregal." Musiker Jonas Lohse schreibt in einem Blog-Eintrag aus dem Jahr 2017 etwa, dass zwar die Bahn in ihrer Werbung Menschen zeige, die Kontrabass und Harfe mit in den Zug nehmen, er aber immer wieder ganz andere Erfahrungen mit Schaffnern gemacht habe. Da es an Stauraum in den ICEs fehle, kann es seinen Ausführungen zufolge zum Beispiel passieren, dass Schaffner das Abstellen in einem vollen Zug im Gang vor einem Sitzplatz nicht gestatten. "Man darf den Bass als Traglast zwar eigentlich mitnehmen, aber wenn der Zug voll ist, hat man ein Problem, einen geduldeten Platz zu finden", stellt er fest. Instrumente in der Bahn befördern Auf Anfrage von nw.de konkretisiert die Deutsche Bahn, wie die erlaubte "Traglast" hinsichtlich der Mitnahme von Instrumenten zu verstehen ist. "Darunter sind größere Gegenstände zu verstehen, die nicht zwingend unter oder über dem Sitz verstaubar sein müssen, aber dennoch von einer Person allein getragen werden können. Ein Beispiel dafür wären handelsübliche Koffer, in diese Kategorie fallen aber sicherlich auch etliche Instrumente wie Bassgitarren oder Keyboards." Gegenstände dürften andere Reisende weder behindern noch belästigen oder Schäden verursachen. Auch müssten Zugbegleiterinnen und Zugbegleiter sicherstellen, dass die Fluchtwege unverstellt sind. Es könne passieren, dass diese vor Ort entscheiden müssen, "ein besonders sperriges Gepäckstück – wie beispielsweise einen Kontrabass – nicht zu befördern, wenn sich dieser nirgends sicher verstauen lässt". Gibt es eine Möglichkeit für Reisende, ihre Chance zu erhöhen, Platz für Kontrabass, Harfe & Co. zu finden? Das Unternehmen empfiehlt: "Wenn möglich, sollte man die Hauptreisezeiten meiden und eher auf die Fahrten am frühen Morgen oder späten Abend oder auf reisearme Tage in der Wochenmitte ausweichen. Außerdem gibt die Auslastungsanzeige auf bahn.de und in der App DB Navigator einen guten Überblick darüber, wie voll es in den einzelnen Zügen wird." Fahrten mit dem Fernzug zu einem Konzert mit Kontrabass am Wochenende sind somit keine gute Idee.

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