Wasserknappheit in Europa Zähneputzen verboten: Trockenheit zwingt Städte zu drastischen Regeln

Den Stadtwerken Königsstein reicht es. In einer unzweideutigen Mitteilung macht der Betrieb der hessischen Stadt Mitte Juni klar, dass jetzt andere Saiten aufgezogen werden. Es herrsche von nun an offiziell Trinkwasserknappheit, berichtet die "Hessenschau", die Bewohner der Stadt müssten sparen. Und das, daran lassen einige Zeilen der Erklärung keinen Zweifel, haben sich die Bürger selbst zuzuschreiben. Der aktuelle Verbrauch von rund 3.500 Litern pro Tag sei nur durch "unverhältnismäßige Verwendung von Trinkwasser" zu erklären. Die Stadtwerke vermuten: für die Befüllung von Pools und die Bewässerung des Gartens. 2.500 Liter reichten normalerweise vollkommen aus, pro Tag verbrauche jeder Bürger aber gerade 56 Liter mehr als im Durchschnitt - so viel wie sonst an heißen Tagen im August. Schon im Januar hatten die Stadtwerke gewarnt, es werde zu viel Wasser entnommen. Das hat nun Konsequenzen. Größere Grünflächen dürfen nicht mehr mit Trinkwasser bewässert werden, dasselbe gilt für das Befüllen der meisten Swimming Pools. Anderswo in Hessen darf kein Wasser mehr aus Flüssen oder Seen entnommen werden. Bei Verstoß drohen saftige Bußgelder bis zu 100.000 Euro - und das nicht zum ersten Mal. Dasselbe galt in Königsstein bereits in den Jahren 2019 und 2021. "Infolge unvernünftigen Verbrauchsverhaltens zu extremen Problemen in der Trinkwasserversorgung", schimpfen die Stadtwerke in ihrer Mitteilung. Italien lässt Wasser aus dem Gardasee ab Es ist ein Bild, wie es derzeit in vielen Städten - nicht nur in Deutschland, sondern ganz Europa - herrscht. Eine ungewöhnlich frühe Hitzewelle hat Teile Südeuropas am Wochenende buchstäblich ausgetrocknet, teilweise herrschten Temperaturen weit jenseits der 40 Grad. Das führt an vielen Orten zu Wassermangel. Regierungsbehörden versuchen gegenzusteuern - und das mit drastischen Maßnahmen. Beispiel Italien: In der Region Piemont müssen bereits jetzt mehrere Orte mit Tankwagen versorgt werden, weil das Trinkwasser knapp ist, berichtet das Nachrichtenmagazin "Rai News". Auch ein Kraftwerk in der Region Piacenza zwischen Mailand und Genua wurde vom Netz genommen, damit es weniger Kühlwasser aus dem Po entnehmen muss. Dessen Pegel steht rekordverdächtige acht Meter unter dem Normalstand - und soll nun mit einem ungewöhnlichen Plan wieder angehoben werden. So hat die zuständige Regulierungsbehörde mittlerweile angeordnet, die Schleusen des Gardasees zu öffnen, der immerhin noch zu 60 Prozent gefüllt ist. So soll verhindert werden, dass Landwirten entlang des größten Flusses des Landes die Ernte vertrocknet. Die Maßnahme ist zwar im Krisengesetz verankert, treibt die Anwohner des Sees aber trotzdem auf die Palme - weil sie nun selbst um ihre Erträge - auch aus dem Schiffstourismus - fürchten. Denn das nächste Hochdruckgebiet zieht von Algerien aus bereits heran. Der Name: Charon, nach dem mythologischen Fährmann, der die Toten in die Unterwelt bringt. Finstere Aussichten also. In Frankreich sind Zähneputzen und Autowaschen verboten Beispiel Frankreich: Im Dorf Villars-sur-Var nördlich von Nizza hat die Kommune den rund 760 Bewohnern das Zähneputzen und das Trinken von Leitungswasser verboten. Wasser aus dem Hahn darf nicht einmal mehr zum Kochen benutzt werden. Aus der Quelle, die den Ort versorgt, komme wegen der Dürre nicht mehr genügend Wasser. Jeder Einwohner erhält vorerst zwei Flaschen Trinkwasser pro Tag vom Rathaus. Der zuständige Wasserversorgungsbetrieb hat bereits eine neue Entnahmestelle gefunden. Aber die Untersuchung der Wasserqualität sei noch nicht abgeschlossen, hieß es. In dem Département rund um Nizza sind bereits seit Ende Mai das Autowaschen, das Befüllen privater Pools und das Wässern von Rasenflächen verboten. Rohrbruch verschärft die Lage im Norden von OWL Beispiel OWL: Hier ist vor allem der Norden der Region betroffen. Die Wasserversorger für die Kreise Herford und Minden-Lübbecke haben die sogenannte Trinkwasserampel auf Gelb geschaltet. Das heißt: keine Pools befüllen, keine Unmengen an Leitungswasser im Garten verbrauchen und generell Wasser sparen. Die Warnstufe ist nach dem Mai aktuell zum zweiten Mal erreicht. Dass sie zeitnah wieder auf Grün springt, gilt als unwahrscheinlich. Denn auch wenn die Lage bisher nur als "angespannt" bewertet wird, könnte sie sich bei weiterer Trockenheit mancherorts schneller verschärfen als sonst. Denn zu Wochenbeginn brach ein Rohr, das den Wasserspeicher in Bergkirchen mit den Haushalten in Bad Oeynhausen verbindet. Fast 2.000 Kubikmeter (also 2 Millionen Liter) Trinkwasser gingen dabei wohl verloren, Ortschaften waren zeitweise ganz ohne Trinkwasser. Der Grund für den mittlerweile reparierten, zweieinhalb Meter langen Riss in der Leitung: die Trockenheit. Mit Material von AFP.

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