Abgeschwächte Viren Erlanger Forscher entwickeln Corona-Impfstoff für die Nase

Berlin. Der neue Lebendimpfstoff könnte der nächste Meilenstein im Kampf gegen das Coronavirus sein und einen besseren Übertragungsschutz ermöglichen - das sagte Virologe Christian Drosten gegenüber dem Tagesspiegel. Gemeint ist ein Spray, mit dem &bdquo;abgeschwächte Viren oder eine moderne Variante davon“ in die Nase gesprüht werden und dort eine Schleimhaut-Immunität auslösen. An genau so einem Projekt arbeiten derzeit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Friedrich-Alexander Universität Nürnberg-Erlangen. Ziel ist es, einen Impfstoff zu entwickeln, der als Nasen- oder Mundspray verabreicht wird und in den Schleimhäuten lokale Antikörper bildet. Damit solle die Immunantwort dort gestärkt werden, wo das Virus in den Körper eintritt. Das Projekt ist Teil des Bayerischen Forschungsverbunds For-Covid und wird in den kommenden drei Jahren mit 280.000 Euro weiter gefördert. Mundspray wird erprobt Wie Projektleiter Matthias Tenbusch betont, konnten die Forschenden in der ersten Förderphase seit Herbst 2020 nachweisen, dass Mäuse, die eine über die Nase verabreichte Booster-Immunisierung erhielten, lokale Antikörper in den Nasenschleimhäuten entwickelten. Diese Antikörper können Viren direkt beim Eintritt in den Körper neutralisieren und so das Infektionsrisiko senken. Dieser Effekt sei bei Impfungen, die in den Muskel verabreicht werden, weniger effizient. Fraglich ist noch, ob der neuartige Impfstoff im Kampf gegen Omikron besser wirkt. &bdquo;Nun geht es darum, die immunologischen Mechanismen hinter dieser Art der Impfung zu verstehen und herauszufinden, ob diese Methode auch effizienter gegen neue Virusvarianten wie Omikron schützen kann“, erklärt Tenbusch. In Zusammenarbeit mit den Partnern des Forschungsverbunds an anderen Universitäten und Forschungseinrichtungen in Bayern testet das Team die Methode mit unterschiedlichen Impfstoffen. Ob die Impfung auch als Mundspray funktioniere, soll in einer klinischen Studie herausgefunden werden. Außerdem will das Team erforschen, welche Faktoren zusammenspielen müssen, damit das Immunsystem bestmöglich gegen Infektionen reagiert und wie man diesen Zustand durch Impfungen herstellen kann. &bdquo;Diese neue Form, den Impfstoff zu verabreichen, könnte das Infektionsrisiko unter Geimpften deutlich reduzieren und auch die Gefahr senken, dass geimpfte, infizierte Personen das Virus unbemerkt weitergeben“, erläutert Prof. Dr. Klaus Überla vom Lehrstuhl für Molekulare und Klinische Virologie. Lebendimpfstoffe und Totimpfstoffe Laut Bundesgesundheitsministerium (BMG) enthalten Lebendimpfstoffe abgeschwächte Erreger, die zwar noch lebensfähig sind und sich vermehren können, aber nicht krank machen würden. Sollten sie über die Impfung in den Körper gelangen, werde eine Infektion nachgeahmt und das Immunsystem bilde Antikörper gegen den Erreger. Der Impfschutz halte meist lange an – bei einigen Impfstoffen sogar lebenslang: So gehe man nach einer zweifachen Impfung gegen Masern beispielsweise von einem lebenslangen Immunschutz aus. Ein weiteres Beispiel neben den Impfstoffen gegen Masern, Mumps, Röteln seien die Impfstoffe gegen Windpocken. Totimpfstoffe hingegen würden laut Bundesgesundheitsministerium abgetötete Krankheitserreger, die sich nicht mehr vermehren können, enthalten. Sie würden vom Körper als fremd erkannt werden und das Immunsystem zur Antikörperbildung anregen. "Damit die abgetöteten Viren das Immunsystem ausreichend aktivieren können, enthalten manche Totimpfstoffe Wirkverstärker (sogenannte Adjuvantien) und müssen in gewissen Abständen aufgefrischt werden", schreibt das BMG. Dazu gehören beispielsweise Impfstoffe gegen Kinderlähmung (Polio), Keuchhusten und Tetanus.

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