Kommentar

Lindner macht die FDP noch kleiner

Parteichef Christian Lindner kommuniziert unehrlich und fügt den Liberalen damit Schaden zu. Das Ampel-Ausstiegspapier kann er nicht kleinreden und mit dem Finger auf andere zeigen.

Der FDP-Chef Christian Lindner ist nicht in der Lage, einen Fehler einzugestehen, meint unser Autor. | © picture alliance/dpa

Carsten Heil
10.12.2024 | 10.12.2024, 16:09

Was für ein Versagen der politischen Kommunikation bei der FDP. Jetzt bezeichnet Parteichef Christian Lindner das „D-Day-Papier“, mit dem seine Partei den Ausstieg aus der Ampel plante, als „Papierchen eines Praktikanten“. Verlogener geht es nicht mehr. Bisher war es das Konzept des Geschäftsführers Carsten Reymann, der deshalb zurücktrat. Und warum veröffentlicht die FDP das Papier, wenn es nur das „Papierchen eines Praktikanten“ war? Es muss wohl doch eine gewisse Bedeutung gehabt haben, sonst hätte sich die Partei das Veröffentlichen ersparen können.

Lindner macht seine im Kern demokratische und wichtige Partei damit leider noch kleiner, als sie sowieso schon ist. Es dauert sicher nicht mehr lange, bis ein Parteimitglied die Abwahl Lindners wegen parteischädigenden Verhaltens fordert. Und das zu Recht. Denn auch seine weiteren Einlassungen erschrecken.

Jeder ist für das verantwortlich, was er selbst macht

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Lindners Hinweis darauf, dass auch in Angela Merkels Autobiografie der Begriff „offene Feldschlacht“ stehe, entschuldigt nicht, dass die mehr als unglückliche Begrifflichkeit im Papier der Liberalen in Bezug auf den bevorstehenden Bundestagswahlkampf zu lesen ist. Jeder ist für das verantwortlich, was er selbst macht. Wer mit 70 km/h durch eine geschlossene Ortschaft rast, entgeht der Strafe nicht, weil andere das auch machen.

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Eines aufrechten Liberalen wäre es würdig, seinen Fehler einzugestehen, die Strafe zu zahlen, sich zu bessern und weiterzumachen. Dazu ist Christian Lindner nicht in der Lage. Auch sein Ablenkungsmanöver, Deutschland brauche mehr Musk (USA) und Milei (Argentinien), hilft ihm nicht.

Deutschland braucht keine Show und Liberal-Ekstasen. Deutschland braucht Reformen, verlässliche Politik und ehrliche Kommunikation. Den Rest machen die Menschen schon selbst. Deutschland braucht Christian Lindner nicht, und seiner Partei schadet er.