Kultur Jungsein in Bielefeld: „Wir wollen Sport für alle auf den Kesselbrink bringen“

Bielefeld. Sollte Martin Knabenreich noch zwei Bielefeld-Botschafter suchen, dann sollte sich der Chef von Bielefelds Stadtmarketing diese zwei Namen notieren – Adam Ach und Mert Salur. Denn im ersten Mittagsgespräch im Holzhaus über &bdquo;Jungsein in Bielefeld“ bekennen der 18- und der 21-Jährige unisono: &bdquo;Wir sind Bielefeld-Fans. Die Stadt hat sich nicht nur prächtig gemacht, sondern sie hat auch gute Zukunftsaussichten.“Einen Slogan haben sie für die Stadt, in der beide geboren wurden, auch parat. &bdquo;Für uns ist Bielefeld das Großstädtische Dorf“, sagt Salur, der vor einem Jahr sein Abi am Ratsgymnasium gemacht hat. &bdquo;Und das meinen wir positiv“, ergänzt Ach, der in diesem Jahr am Helmholtz-Gymnasium sein Abi gebaut hat."Du triffst immer jemanden, den du kennst" Dann zählen sie die Vorzüge Bielefelds auf und unterscheiden sich in der Wahrnehmung ihrer Stadt kaum von den älteren Gesprächspartnern bei den Holzhausgesprächen vor zwei Jahren. Lob gibt es für das viele Grün, die kurzen Wege, &bdquo;du triffst immer jemanden, den du kennst“ (Salur), die Offenheit der Menschen, für die Sicherheit, die Clubszene und die Kneipen. Überzeugend finden sie die starke Wirtschaftskraft und die Uni, die sie als Motor der Stadtentwicklung und des urbanen Lebens sehen. &bdquo;Ich bin richtig stolz, dass es die Uni hier gibt“, sagt Ach. Und Salur fügt hinzu: &bdquo;Das ist wirklich toll, wie sich die Uni verändert hat.“ Beide loben das Campus-Festival (&bdquo;Es war toll, dass so viele Menschen da waren“) und das erwachte Leben auf dem Campus. &bdquo;Die strahlen dort jetzt alle viel mehr“, meint Salur.Dennoch wollen Ach und Salur nun auch &bdquo;raus aus Bielefeld“. Ach, der bekennt, früher Bielefeld-Skeptiker gewesen zu sein, ehe er zum Fan seiner Stadt wurde, zieht es zum Studium der Politikwissenschaften nach Mannheim und Salur nach Hamburg, wo er eine Ausbildung als Logistik-Kaufmann beginnen wird. &bdquo;Wir gehen, weil es sicherlich auch gut ist, andere Luft zu schnuppern“, sagen sie. &bdquo;Wir leben in einer globalen Welt“, betont Salur, &bdquo;und da ist es schon besser, auch eigenständig und in anderen Städten gelebt zu haben.“Beide können sich aber sehr gut vorstellen, später wieder in Bielefeld zu leben, &bdquo;gerade auch, weil es für junge Familien eine ideale Stadt ist“, so Salur, der sich sicher ist, dass die Stadt jungen Menschen genügend Zukunftsperspektiven bietet, &bdquo;so dass sie wiederkommen“.Eine Stadt, in der sie sich auch einmischen. Beide machen mit im Bielefelder Jugendforum &bdquo;You name it“, eine Initiative der Bielefelder Bürgerstiftung. Sie haben sich eingesetzt für Wasserspender auf dem Kesselbrink, die Optimierung des Mobiel-Fun-Tickets und die Installation von Pfandringen an Mülleimern in den Parks. &bdquo;Generell geht es uns darum, die Stadt noch jugendfreundlicher zu machen“, so Salur. Und so wollen sie sich in Zukunft dafür einsetzen, dass es in Bielefeld mehr Sportmöglichkeiten im öffentlichen Raum gibt. &bdquo;Warum machen wir den Kesselbrink nicht zu einem Ort, an dem man öffentlich Sport treiben kann?“, fragt Ach. Zur Fakultät für Sport an der Uni hätten sie schon Kontakt aufgenommen, um &bdquo;Freeletics“ voranzubringen.Lob gibt es auch für das kulturelle Angebot in der Stadt. &bdquo;Hier ist viel los, gerade auch an Open-Air-Veranstaltungen. Und wir haben tolle Locations wie den Bunker und echte Szene-Viertel wie den Westen“, sagen sie, aber Ach betont auch: &bdquo;Im Theater fühle ich mich als junger Mensch schon ein wenig alleine.“ Das liege aber weniger am Programm, &bdquo;sondern wir brauchen ein besseres Kulturmarketing“, ist sich Ach sicher. Das gelte auch für die Kunsthalle und die vielen kleinen Theater. Da müsse mehr getan werden. Den freien Eintritt in der Kunsthalle für jeweils drei Monate im Jahr halten sie für einen guten Weg.So viel Lob es von den beiden für die Kultur gibt, so sehr hadern sie mit der Kommunalpolitik. Ach: &bdquo;Ich bin davon wenig begeistert.“ Viele Abläufe seien intransparent, es sei unklar, wer eigentlich was bewegen will. Es gebe zu wenig Möglichkeiten, sich einzubringen. Alles wirke zäh. Dass beim Regenrückhaltebecken mit falschen Zahlen gearbeitet wurde, schrecke ab. Salur: &bdquo;Ich habe bei der Politik immer das Gefühl, dass meine Stimme gar nicht wirklich zählt.“ Deshalb seien sie ja auch bei &bdquo;You name it“ aktiv. &bdquo;Dort bin ich mir sicher, dass meine Stimme gehört wird und auch etwas bewirkt.“Im zweiten Mittagsgespräch am 19. Juli ist Lara Venghaus zu Gast.Wer zwischen 16 und 29 Jahre alt ist und Interesse hat, im Holzhaus am 4. oder 16. August zu Gast zu sein, schreibt an stefan.brams@nw.de

Mehr zum Thema