Paderborner Studenten malen über 1.000 Bilder der deutschen Welterbestätten

Bielefeld/Paderborn. Kunstprofessorin Jutta Ströter-Bender leitet das Projekt "Daily Painting World Heritage" und hat das Konzept bereits erprobt. Im vergangenen Wintersemester malten die Studenten bei "Daily Painting" täglich Bilder mit Paderborner Motiven, im Sommer 2010 wurden Eindrücke vom Uni-Gelände künstlerisch umgesetzt. "Natürlich ist es auch anstrengend, jeden Tag ein neues Bild zu malen", sagt sie. "Aber die Studenten können sich so intensiv mit einem Thema auseinandersetzen." Wählen können sie dabei unter verschiedensten Motiven, vom Wattenmeer mit seinen Seehunden bis zur geschichtsträchtigen Wartburg. Die meisten Studenten konzentrieren sich auf eine einzelne Stätte, die sie vor Projektbeginn besuchten. "Dadurch können sie ihren ganz eigenen Blick auf die Motive einbringen", sagt Ströter-Bender. So malt eine Studentin das alte Eisenwerk Völklingen als Märchen-Burg für Rapunzel & Co. Auch in den Materialien sind die Künstler frei: Vom Holzschnitt bis zur Kohle-Schraffierung ist alles möglich.Studentin Lisa Meiercord bildet die Berliner Museumsinsel ab – auf kleinen Pappschälchen, die man sonst für Tortenstücke oder Currywurst verwendet. "Ich habe so ein Schälchen in der Cafeteria entdeckt und es hat mich an Bilderrahmen erinnert. Currywurst passt ja auch zu Berlin", sagt die 24-Jährige lachend. Im Mai besuchte sie die Hauptstadt für zwei Tage und sog Eindrücke vom Museums-Areal auf. Diese verarbeitet sie jetzt zu kleinen Kunstwerken – wie eine Zeichnung der berühmten Nofretete-Büste im Neuen Museum mit Kugelschreiber und Aquarellfarbe. "Wir machen kleine, schnelle Werke – Kunst to go, quasi"."Kunst zum Mitnehmen" sind die kleinformatigen Gemälde wirklich – denn jeden Tag bringen die Studierenden ihre Werke ins WDR-Lokalstudio Bielefeld, wo sie im Foyer ausgestellt werden. Über einen freien Mitarbeiter kam der Kontakt zu den Künstlern zustande. Studio-Leiter Ralf Becker: "Daily Painting hat einen besonderen künstlerischen Ansatz, sodass wir gerne die Fläche zur Verfügung stellen" Noch gibt es einige weiße Stellen zu bedecken, doch am 30. Juni, wenn das Projekt endet, sollen mehr als 1.200 Gemälde an den Wänden hängen.Auch Aquarelle von Sabrina Zimmermann sorgen für bunte Farbtupfer im WDR-Studio. Die Kunststudentin betreut das Projekt als Tutorin und steuert Gemälde von der Essener Zeche Zollverein bei. "Ich komme aus Ahlen, dort gibt es auch eine Zeche. Ich finde diese Industrie–Architektur spannend."Verschiedene Perspektiven sorgen für Abwechslung: Mal skizziert sie das harte Malochen unter Tage, mal zeigt sie den Förderturm in sanftem Rot vor einem friedlich-blauen Himmel. Für sie sei das Schönste, "zu sehen, wie schnell Leute besser werden. Jeden Tag kann man sich über tolle neue Bilder freuen." Doch die kulturelle Fließband-Arbeit – pro Bild braucht sie zwischen einer und zwei Stunden – strengt auch an: "Wir studieren ja normal weiter, und irgendwann hat man müde Finger."Auch im nächsten Jahr soll es wieder ein "Daily Painting"-Projekt geben. Leiterin Jutta Ströter-Bender: "Wir wollen dann Motive aus Ostwestfalen-Lippe suchen". Wahrscheinlich ist dann auch Sabrina Zimmermann wieder dabei: "Man kann sich dabei wirklich austoben. Es ist die Mühe wert."