Künstler will BP schlucken

Münster. Es klingt ein wenig nach Don Quijote, aber mit jedem Tag kommt Ruppe Koselleck ein winziges Aktienpaketchen der Verwirklichung seines gigantomanischen Kunstprojektes näher: "Takeover BP". Daran arbeitet der Münsteraner seit 2001 – durch die Golf-Katastrophe ist es topaktuell."Gegenwärtig halte ich 788 Aktien", sagt der 42-jährige Sohn des Bielefelder Geschichtsdenkers Reinhart Koselleck (1923-2006). Seit mehr als acht Jahren erstellt er Rohölmalereien unter dem Gesamttitel "Feindliche Übernahme von BP". Der Auslöser: "Ich hatte am Strand Teerklumpen gefunden." Die setzt der Absolvent der Kunstakademie Münster seither auf unterschiedliche Weise bei der Fertigung seiner innovativen Kunsterzeugnisse ein. Eines heißt "Teerarium" und zeigt einen Bitumenbrocken in einem Plastikgehäuse. Vom Erlös seiner "Take-over"-Kunstwerke kauft Koselleck Aktien. Warum gerade BP? "Deren Werbestrategie war am grünsten, die waren eigentlich am frechsten." Denn natürlich war ihm schon damals klar, dass Bohrinseln im Meer der Umwelt schaden. "Selbst Plattformen im Normalbetrieb stoßen Öl aus", sagt der gesellschaftskritische Künstler, der einen Lehrauftrag an der Universität Kassel hat. Und so legte er sich ein Reservoir an Rohöl- und Teerbeständen von Stränden dieser Welt zu. Gegenwärtig wird sein Werk "Deephorizontale Impressionen in Öl (mit bitumen Blumen)" bei Ebay angeboten. Die Versteigerung läuft noch bis Freitag, 4. Juni. Aktuell steht der Kurs bei 21,50 Euro – mehr als vier BP-Aktien. Denn seit dem Sinken der Plattform ist auch der Wert der Aktie um 30 Prozent gesunken. Kosellecks Kunst dagegen floriert auf dem Kunstmarkt als Wertanlage.