Interview "Das Leben schreibt die besten Geschichten"

Frau Ott, im Rahmen der Interviewvorbereitung habe ich im Kollegen- und Bekanntenkreis testweise Ihren Namen genannt: Quasi jeder kennt Sie und bringt Sie mit Ihrem Hit "Die immer lacht" aus dem Jahr 2016 in Verbindung. Wie finden Sie das, derart populär zu sein? Mittlerweile habe mich gut daran gewöhnt. Am Anfang hatte ich damit schon ein wenig Probleme, jetzt aber freue ich mich über diese Popularität. "Die immer lacht" hat 2016 Ihr Leben ziemlich auf den Kopf gestellt. Was war denn der krasseste Einschnitt? Dass ich meinen Job als Malerin, den ich bis dahin gerne ausgeübt habe, an den Nagel gehängt habe und ein völlig neues Berufsgebiet kennenlernen durfte. Das Schönste ist, dass ich mit meiner Musik so viele Menschen erreiche und dass sie gerne gehört wird. Es freut mich total, dass sich die Fans so freuen. Sie gelten eigentlich als zurückhaltend und ruhig. Wie ist das für Sie, im Rampenlicht zu stehen? Das war am Anfang tatsächlich ein Problem. Ich bin ja nicht gerade eine Rampensau, aber mit der Zeit habe ich gelernt, wie man sich auf der Bühne verhält, was gut ankommt und was man vielleicht besser nicht macht. Ich kann das Berufliche und Private gut aufteilen und das Gleichgewicht halten. Ich bin privat etwas ruhiger unterwegs, kann aber, wenn ich auf die Bühne gehe, durchaus auch Gas geben. Ist das dann so, als wäre der berühmte Schalter umgelegt? Ja, so ähnlich. Kurz vor jedem Auftritt singe ich mich in der Garderobe ein. Das entspannt und macht mich ruhiger. Sobald ich auf der Bühne gehe, legt sich der Schalter um und dann gehts los. Sie sollen unter schrecklichem Lampenfieber leiden. Was ist Ihr Trick, damit klarzukommen? Ich bereit mich auf jeden einzelnen Auftritt vor, singe mich wie gesagt ein wenig ein und höre noch einmal alle Lieder und Texte der Playlist durch, auch wenn ich sie schon hunderte Male gesungen habe. Dadurch fühle ich mich gut vorbereitet, was mir ein Gefühl der Sicherheit gibt. Sie sind im Schlagergeschäft ja quasi eine Quereinsteigerin. Wie schwierig war es für Sie, dort Fuß zu fassen und die entsprechende Anerkennung zu bekommen? Ich habe das Glück gehabt, dass ich sofort mit einem großen Hit durchgestartet bin. Von daher kannten mich schnell viele Menschen. Eine Herausforderung war natürlich, dass die nächsten Lieder auch gut ankommen und sich am besten auch in den Charts platzieren müssen – aber das hat ja gut funktioniert. Von daher war es mich nicht so schwierig, hier Fuß zu fassen. Mittlerweile arbeiten Sie mit den Schwergewichten der Branche zusammen: Andrea Berg, Howard Carpendale oder Helene Fischer, mit der Sie ja Ihren zweiten großen Hit &bdquo;Regenbogenfarben“ gesungen haben – können Sie den Erfolg überhaupt genießen oder setzt Sie das unter Druck? Das genieße ich! Es ist natürlich schön, dass Menschen, die schon so lange auf der Bühne stehen und so viel Erfahrung haben, Interesse bekunden, dass sie mit mir zusammenzuarbeiten möchten. Das ist wirklich toll. Ihr Auftrittskalender platzt bis nächstes Jahr sozusagen aus allen Nähten. Wie halten Sie sich fit und gesund? Ich achte sehr darauf, dass ich mit meiner Familie und besonders mit meiner Frau ausreichend Zeit habe, in der wir uns zurückziehen können und wo ich nicht die ganze Zeit unter &bdquo;Dauerbeschuss“ stehe. Es ist mir wirklich sehr wichtig, einen Gegenpol mit Ruhephasen zu haben. Inwieweit inspiriert Sie das Familienleben künstlerisch? Erfahrungen und Erlebnisse aus meiner Familie oder von Freunden, also von Menschen, mit denen ich abseits der Bühne zu tun habe, nehme ich schon auch mit auf in meine Songs. Vor allem aktuellen Themen, die mich berühren. Das Leben schreibt ja die besten Geschichten. Sie sind sehr naturnah und tierlieb. Erdet Sie der Kontakt zur Tieren und Pflanzern? Ja. Wir haben zu Hause drei Katzen und Jakob, unseren Hund. Ich liebe es wirklich sehr, mit meiner Frau nachmittags hinten raus zu gehen, wo nur Feld und Wiesen sind und wo nichts passiert außer Ruhe. Das ist wirklich schön. Welche Musik hören Sie privat zu Hause? Alles querbeet durch den Garten. Ich mag gerne Oldies und Schlager. Ich mag aber auch dancige und rockige Sachen – es kommt immer auf die Tagesstimmung an. Das einzige, was ich nicht mag, sind Hip-Hop und Rap. Was gefällt Ihnen an Ihrem Publikum am meisten – und was vielleicht nicht? An meinem Publikum liebe ich, dass es immer toll mitmacht und ich wirklich fühlen kann, dass ihnen viele Texte aus der Seele sprechen. Das verbindet. Nicht so gerne mag ich, wenn mich jemand umarmen möchte, und ich drauf nicht gefasst bin. Werden Sie eigentlich auf der Straße oder beim Einkaufen von Ihren Fans erkannt? Ja. Es gibt aber Momente, in denen ich etwas schüchterner unterwegs bin oder in Eile: Dann kann ich mich unsichtbar machen. Sie haben ein recht bewegtes Leben hinter sich: Sie waren im Kinderheim, sind bei Pflegeeltern aufgewachsen, waren glücksspielsüchtig, haben Ihre Wohnung verloren – trotzdem habe Sie sich und das Leben nie aufgegeben.Was ist Ihr Motivationsgeheimnis? Ich bin ein sehr optimistischer Mensch, das war ich schon immer. Ich halte mich nicht mit den schlechten Dingen auf. Natürlich ist das nicht immer so leicht, wie gesagt, es gibt ja auch schwierige Phasen. Da versuche ich, schnell herauszukommen und zu schauen, wie es anders geht. Wünschen Sie sich manchmal Ihre altes Leben zurück? Manchmal habe ich Phasen, vor allem, wenn es terminlich hoch her geht, dass ich mich freue, dass es bald wieder in ruhigere Fahrwasser geht. Aber dass diese Gedanken mit meinem alten Leben verknüpft sind, will ich so nicht sagen. Ich bin nicht jemand, der immer in der Vergangenheit denkt, sondern lebe im Hier und Jetzt. Thematisch geht es in Ihren Lieder meistens um Verlässlichkeit, Hoffnung und Liebe. Ist es letztendlich genau das, worauf es im wirklichen Leben ankommt? Ich denke, dass ich mich gar nicht so sehr von anderen Menschen unterscheide. All die Themen, die einem im Leben immer wieder mal begegnen, nämlich Ehrlichkeit, Vertrauen, Liebe, Familie, Freunde, das ist es doch, worum es sich fast immer dreht. Und darüber schreibe ich am liebsten. Hatten Sie mal überlegt, sich einen Künstlernamen zuzulegen? Ganz am Anfang habe ich mal darüber nachgedacht. Ich war aber wohl zu unkreativ, es ist nichts Vernünftiges dabei rausgekommen. Außerdem konnte ich mir nicht vorstellen, dass man mich anders nennt. Deswegen ist der Name so geblieben. Ich glaube, das war richtig so. Sie kommen demnächst nach Bielefeld. Was erwartet die Fans? Es wird mega-grandios, weil ich mit Band unterwegs bin und die ganzen Lieder anders darstelle, als man sie von CD kennt. Es wird viele Überraschungsmomente geben, das hatten wir ja bei der letzten Tour auch. Da freue ich mich schon drauf.

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