Kunst-Versteigerung Große Bielefelder Stenner-Sammlung kommt unter den Hammer

Bielefeld. Als der Jurist Hermann-Josef Bunte 1974 in der Bielefelder Kunsthalle in der Ausstellung &bdquo;Der Hölzel-Kreis bis 1914“ auch auf Arbeiten von dessen Schüler Hermann Stenner stieß, war es um ihn geschehen. &bdquo;Ich war so sehr fasziniert von seiner expressiven Malerei, dass ich ihn fortan einfach sammeln musste“, sagte er einst in einem Interview mit dieser Zeitung. Heute besitzt der 80-Jährige mit rund 450 Werken die größte Privatsammlung des Expressionisten, der 1891 in Bielefeld geboren wurde und 1914 im Ersten Weltkrieg starb und in nur fünf Jahren ein unglaublich umfangreiches Werk schuf. Doch diese wertvolle Sammlung, die er seitdem um Arbeiten von Künstlerinnen und Künstlern aus dem Umfeld Stenners zu einer beeindruckenden Sammlung mit 1.100 Werken der klassischen Moderne ausgebaut hat, wird er nun versteigern lassen – ab Herbst 2023 durch das renommierte Kunstauktionshaus Ketterer. Neben den Arbeiten von Stenner kommen auch solche von Böckstiegel, Tuxhorn, Felixmüller, Sagewka, Itten, Baumeister, Kollwitz und vielen anderen Künstlern der klassischen Moderne unter den Hammer. &bdquo;Es war immer mein Bestreben, diese Sammlung zusammenzuhalten, daher tut es mir sehr, sehr weh, dass ich diesen Schritt jetzt gehen muss, aber alle anderen Lösungen, die Sammlung an Museen zu übertragen, haben sich zerschlagen“, sagt der leidenschaftliche Sammler im Gespräch. Sammlung hat keine Heimat mehr Gehofft hatte Bunte vor allem, dass das im Jahr 2019 gegründete Kunstforum Hermann Stenner in Bielefeld seiner Sammlung eine Heimat bieten wird. Doch die einstigen Partner gehen seit November 2019 getrennte Wege. Hintergrund: Mit dem Forum, das von der Goldbeck-Stiftung unterhalten wird und von Bunte einst mitinitiiert wurde, hatte Bunte einen Leihvertrag abgeschlossen, der dem Museum den Zugriff auf dessen Sammlung zu Ausstellungszwecken eröffnete. Doch es kam zum Zerwürfnis, da es unterschiedliche Auffassungen über die künftige Ausstellungspraxis und die Mitwirkungsrechte des Sammlers an der Ausrichtung des Forums gab. &bdquo;Ich habe den Leihvertrag im Oktober 2019 aufgekündigt, weil die künstlerische Leiterin das Haus mit ihrer programmatischen Ausrichtung immer stärker von der klassischen Moderne abzurücken begann und fortan auch Künstler zeigen wollte, die mit Stenner gar nichts mehr zu tun haben.“ Das sei Vertragsbruch gewesen und damit sei auch die von ihm avisierte Schenkung an das Forum hinfällig geworden. &bdquo;Meine Sammlung, für die ich dort eine Zukunft als gesichert ansah, hat seitdem keine Heimat mehr“, sagt Bunte. Er habe fortan nach neuen Lösungen gesucht, &bdquo;denn ich wollte meine Sammlung unbedingt erhalten und alles zu meinen Lebzeiten selbst regeln“, betont er. Doch auch die Kunsthalle Bielefeld, die eine große Kunstsammlung der klassischen Moderne mit Stenner-Bildern besitzt, habe mit Bedauern abgewunken, &bdquo;weil sie den Unterhalt einer so großen zusätzlichen Sammlung nicht stemmen können und wegen der Generalsanierung vor anderen großen Herausforderungen stünden“. Im März dieses Jahres hatte der Kunstsammler noch zahlreiche Materialien seines umfangreichen Stenner-Archivs an diese Kunsthalle übergeben und eine Stenner-Forschungsstelle mit ausgestattet. Aber auch Pläne, Teile seiner Sammlung an ein Museum in Süddeutschland zu übertragen, schlugen fehl. Zudem habe ein Bielefelder Kunstmäzen, der zunächst großes Interesse gezeigt habe, schließlich abgesagt wie auch die Kunststiftung Oetker. &bdquo;Daher habe ich mich nun entschlossen, meine komplette Sammlung bei Ketterer in München versteigern zu lassen“, sagt Bunte und ihm ist anzusehen, wie sehr ihn dieser Abschied von seinem Lebenswerk weh tut. In mehreren Teilauktionen werde seine Sammlung ab Herbst 2023 versteigert. Sie soll einige Millionen Euro wert sein.

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