Große Fotoausstellung Berühmter Düsseldorfer Fotokünstler stellt in der Kunsthalle Bielefeld aus

Bielefeld. Thomas Ruff gehört zum internationalen Kunst-Jetset. Der Düsseldorfer, einer der weltweit bedeutenden zeitgenössischen Fotokünstler, stellt in Tokio, Venedig, Wien aus, gerade auch wieder in New York. Um so einen Vielbeschäftigten nach Bielefeld zu bekommen, braucht es gute Verbindungen und nicht zuletzt eine überzeugende Ausstellungsidee. Beides hatte Christina Végh, Direktorin der Kunsthalle Bielefeld, offenbar zu bieten. &bdquo;Dark Matter“ (Dunkle Materie), die von Végh und Felicitas von Richthofen konzipierte Ausstellung, stellt Arbeiten von Thomas Ruff ausgewählten Werken seines US-Kollegen James Welling gegenüber. Eine Versuchsanordnung, die den landläufig noch immer recht unangefochtenen Abbildcharakter der Fotografie befragen und ihre im digitalen Zeitalter noch einmal erheblich gewandelten technischen und künstlerischen Möglichkeiten erhellen soll. Die teils großformatigen und farbprächtigen Arbeiten von Ruff (64) und Welling (71) laden zu der Erkenntnis ein: Ein Foto ist nicht unbedingt das, was es vorgibt zu sein. Ihre Konzept-Fotografie schafft Bilder, wie Ruff es formuliert, &bdquo;die keine Wirklichkeit in der realen Welt haben“. Architektur ist durch ihre physische Realität so etwas wie das Gegenteil einer Fotografie, die sich von ihrer Abbildfunktion gelöst hat. Vielleicht wirken ikonische Gebäude gerade deshalb umso anziehender auf die beiden Fotografen. Zu sehen sind etwa Ruffs Arbeiten zu Mies van der Rohes &bdquo;Barcelona Pavillon“, in denen er eigene Fotos oder Archivaufnahmen des Gebäudes digital nachbearbeitet. Spiegelungen und Farbeffekte Durch Verzerrungen, Überlagerungen und Einfärbungen simuliert der einstige Schüler Bernd Bechers für heutige Augen den Eindruck, den der Bau wegen seiner unerhörten Modernität im Jahr 1929 bei Betrachtern ausgelöst haben muss: als sei &bdquo;ein UFO in Barcelona gelandet“ (Ruff). Welling widmet sich in einer Serie dem berühmten &bdquo;Glass House“ des Kunsthallen-Architekten Philipp Johnson und multipliziert die Transparenz des Glashauses unter anderem durch Spiegelungen und Farbeffekte. Oft ist es auf den ersten Blick schwer, die Exponate sofort dem einen oder anderen Künstler zuzuordnen. Wellings Farbflächen-Schichtungen &bdquo;Degradés“, erzeugt mit historischer Fotogramm-Technik, wären ohne weiteres auch Ruff zuordnen. Dessen &bdquo;Substrates“-Serie, die den Computer als Erweiterung der Dunkelkammer nutzt, könnte für das unbefangene Auge ohne weiteres auch von Welling stammen: faszinierende, in unendliche Weiten führende Farbstrudel, erzeugt aus dutzenden Überlagerungen von Manga-Comicbildern. Beeindruckend auch Ruffs großformatige, zwischen Satellitenaufnahme und abstraktem Gemälde changierenden Bilder des Sternenhimmels und der Marsoberfläche. Welling gelingen ähnliche Ergebnisse ganz ohne Satellitenhilfe nur mit gewässertem Filmmaterial in der Dunkelkammer. Da die großen Fensterfronten der Kunsthalle für die ausgestellten lichtempfindlichen Foto-Arbeiten problematisch sind, schufen Ruff und Welling eigens bedruckte, halbtransparente Vorhänge – auch diese ein Stück Kunst. Einer der Vorhänge zeigt eine wie entrückt, aber auch ein wenig dämonisch wirkende Negativ-Ansicht der Kunsthalle. Eröffnung und Künstlergespräch Dass es in Bielefeld eine ebenfalls experimentierfreudige, medienkritisch reflektierende &bdquo;Bielefelder Schule“ der Fotografie gibt, kommt nirgends in der Ausstellung vor. Weiß denn Thomas Ruff, selbst aus der &bdquo;Düsseldorfer Schule“ von Bernd und Hilla Becher hervorgegangen, wenigstens von ihr? Nein, sagt er. &bdquo;Aber ich kenne natürlich die Arbeiten von Gottfried Jäger.“ Das war knapp. Die Ausstellung &bdquo;Dark Matter“ mit Arbeiten von Thomas Ruff und James Welling wird am Freitag (4. November) um 18.30 Uhr in der Kunsthalle Bielefeld eröffnet und ist dort bis zum 5. März zu sehen. Am Samstag (5. November) sind um 15 Uhr in der Kunsthalle Thomas Ruff und James Welling im Künstlergespräch mit Kunsthallendirektorin Christina Végh zu erleben. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Begleitprogramm. Ein Katalog soll im Dezember im Verlag snoek erscheinen.

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