Eröffnung am 3. Juni Neue Ausstellung in Bielefeld: Die Kunsthalle spürt dem Wasser nach

Bielefeld. Wenn sich Bielefeld durch eines nicht auszeichnet – dann durch bedeutende Gewässer. Und wenn es welche gibt, wurden sie verrohrt oder hemmungslos benutzt, um vor allem die Industrie am Laufen zu halten. Da hat es Kunsthallendirektorin Christina Végh und ihre beiden Kuratorinnen Laura Rehme und Linda Walther schon sehr erstaunt, dass sich in der umfassenden Kunstsammlung des eigenen Hauses so viele Werke mit Bezug zum Thema Wasser fanden. Erstaunen genug, um ab heute unter dem Titel &bdquo;Dem Wasser folgen“ eine große Gruppenausstellung mit 50 Arbeiten von internationalen Künstlerinnen und Künstlern zu zeigen, in denen sich alles ums Wasser dreht. Végh sagt dazu bei der Vorbesichtigung: &bdquo;Wasser ist unsere wichtigste Ressource. Als Motiv und Metapher verhält es sich ähnlich wie das Element selbst: Es fließt, ist nie vollständig greif- oder haltbar und im steten Wandel. Es verweist auf unterschiedliche und widersprüchliche Dinge wie Ursprung, Entstehung, Leben, Zeitlichkeit oder Heimat, Freizeit, Handel, Grenze oder Gefahr.“ In Beziehung zu zeitgenössischer Kunst gesetzt Diese Ambivalenz, diese Vielgestaltigkeit, diese Ungreifbarkeit des Wassers macht die fulminante Schau nun auf vielfältige Art und Weise auf allen Ebenen des Hauses bis hinein in den Skulpturengarten nachvollziehbar, denn die drei Ausstellungsmacherinnen haben ja nicht einfach nur die Werke mit Wasserbezug aus der eigenen Sammlung ans Licht geholt. Nein, sie haben historische künstlerische Positionen von Anfang des 20. Jahrhunderts an mit aktuellen zeitgenössischen künstlerischen Arbeiten zum Thema Wasser zusammengebracht. So verschränken sich in Malereien, Fotografien, Videoarbeiten, Performances, Zeichnungen und Skulpturen Darstellungen vom Meer, von Seen, Flüssen und Häfen mit Werken, die das Wasser als Material nutzen und es mit den drängenden Fragen unserer Zeit verbinden. Végh: &bdquo;Wir machen auf diese Art und Weise den Wandel der Bedeutung von Wasser deutlich, und ebenso die dem Element innewohnenden grundlegenden Aspekte, die über die Jahrhunderte hinweg unveränderlich bleiben.“ Das mehrdeutige Wesen des Wassers Gleich im ersten Obergeschoss wird der Ansatz bestens sinnfällig. Dort treffen Besucherinnen und Besucher mit Ludwig Dills &bdquo;Am Waldesrand“ auf den allerersten Kunstwerkankauf für die Sammlung der Kunsthalle aus dem Jahr 1905. Das Bild zeigt eine Mooridylle, der etwas leicht Bedrohliches anhaftet. Kontrastiert wird es mit Werken aus der 15-teiligen lithografischen Serie &bdquo;Still Water (The River Thames, for Example)“ der US-amerikanischen Künstlerin Roni Horn. Deren Arbeiten zeigen je eine andere Wasseroberfläche, die so das veränderliche, mehrdeutige Wesen des Wassers hervorheben. Gleichzeitig hat sie die Oberflächen aber mit kleinen Ordnungszahlen versehen, in denen sie diese kommentiert, als wolle sie das stets sich verändernde Element ordnen, bannen. Wer durch die Ausstellung streift, wird immer wieder auf ihre Arbeiten stoßen, bilden sie doch einen &bdquo;impulsgebenden Bezugspunkt“ zur gesamten Schau, wie die Macherinnen betonen. Die gleicht einer lustvollen Entdeckungsreise zu vielfältigen Wasserdarstellungen in Gemälden von Ferdinand Hodler, Gabriele Münter, Wassili Kandinsky, Max Ernst und Kenneth Noland, um nur einige zu nennen. Auch bisher seltener gesehene Arbeiten werden präsentiert, etwa von Karl Ellermann, Hella Guth und Ernst Sagewka. Wie sehr das Wasser die Kunstgeschichte durchströmt, bringen zudem sowohl Skulpturen von Henri Gaudier-Brzeska und Jacques Lipchitz ans Licht als auch die so große Stille ausstrahlenden Fotografien von Hiroshi Sugimoto und der Film zu Robert Smithsons spektakulärer &bdquo;Spiral Jetty“ (1970), einem mehrere Hundert Quadratmeter großen Kunstwerk im Great Salt Lake in Utah. Kunst steckte in der Lutter Faszinierend sind auch die Kupferskulpturen von Katinka Bocks. Deren überdimensionierter Löffel war ein Jahr lang dem Bielefelder Regen auf dem Dach der Kunsthalle ausgesetzt und ihr riesiger Schöpflöffel steckte ebenso lange im Keller der Kunsthalle im Wasser der Lutter, die ja verrohrt unter selbiger fließt. Etwas Wasser hat die Stadt eben doch zu bieten und nun eine sehr anregende Ausstellung zum Thema, das ja angesichts des Klimawandels ein großes unserer Zeit ist. Entdeckenswert!

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