Film auf Netflix The Power of the Dog: Hart, härter, Cumberbatch

Als Peter Gordons Vater stirbt, ist für den Heranwachsenden eines klar: Er muss jetzt für seine Mutter da sein. Denn: "Was wäre ich für ein Mann, wenn ich nicht meiner Mutter helfen, sie nicht retten würde?". Die Frage danach, was ein sogenannter richtiger Mann eigentlich ist und macht, ist der Kern des Films "The Power of the Dog". Peter Gordons Mutter ist Rose. Sie beide sind es, die das gesellschaftlich eng umrahmte Männerbild der 1920er Jahre bedrohen - aus der Sicht des Hauptcharakters jedenfalls, Phil Burbank. Phil führt mit seinem Bruder George eine offensichtlich gut gehende Vieh-Ranch in Montana im Westen der USA. Beide sind wohlhabend, ansonsten aber sehr unterschiedlich. Der große schlanke Phil verkörpert wohl das, was damals als maskulin gilt: Er kastriert das Vieh, ohne mit der Wimper zu zucken - und ohne Handschuhe -, er badet nie und erlaubt sich keinen Moment der Schwäche in der Öffentlichkeit. George ist eher das Gegenteil. Als George heimlich Rose heiratet, beginnt Phil einen Krieg gegen sie und ihren Blüten liebenden, zarten Sohn. Der wandlungsfähige Cumberbatch Benedict Cumberbatch (Sherlock, The Imitation Game, The Hobbit) spielt in diesem Western-Film, der auf dem 1967 erstmals erschienenen Roman "The Power of the Dog" von Thomas Savage beruht, die zentrale Figur Phil Burbank. Eine ungewöhnliche Rolle für Cumberbatch, der die Chance nutzt und erneut seine Wandlungsfähigkeit unter Beweis stellt. Er gibt den eiskalten Rancher, der mühelos die Schwächen seines Gegners erkennt, sie aufsaugt und als Beleidigung wieder ausspuckt. Was das Publikum sehr bald ahnt: Das ist nicht der ganze Phil. Hinter der harten Fassade, dem homophoben Verhalten, steckt deutlich mehr. Im Laufe des immerhin etwas mehr als zwei Stunden langen Films wackelt diese Fassade dann auch ordentlich, bis die Wendung der Geschichte sie schließlich zum Einsturz bringt. Der für sieben Golden Globes und zehn Critics Choice Awards nominierte "The Power of the Dog" hat bereits einige Preise kassiert. Regisseurin Jane Campion (Oscar für Das Piano) etwa bekam für den Film den Silbernen Löwen bei den Internationalen Filmfestspielen von Venedig. >>> Serien und Filme bei Streaming-Futter Tatsächlich ist die Besetzung, nicht unbedingt die Umsetzung der Story, die große Stärke des Films. Das macht sich in den nicht gerade wenigen Momenten der Stille und längeren Pausen bemerkbar, wenn die Schauspieler ohne viele Worte, nur mit Mimik und Gestik die Geschichte weiter erzählen. Kirsten Dunst (Melancholia, Marie Antoinette) verkörpert die unter den von Phil verübten seelischen Angriffen zerbrechlich wirkende Rose ebenso perfekt wie Jesse Plemons (Fargo, Breaking Bad) den unsicheren George, der gegen die überwältigende Härte seines Bruders nicht ankommen kann. Was dem Film aber fehlt, ist die echte Überraschung, für die das Ende und damit die Wendung dieser Story eigentlich ausreichend Potenzial bietet. Stattdessen ahnt das Publikum früh, zu wessen Gunsten das Finale ausfallen - und wie es aussehen wird. "The Power of the Dog" ist deshalb vor allem eine hervorragende Charakterstudie. Hier gibt es echte Schauspielkunst zu sehen. Regie: Jane Campion.Darsteller: Benedict Cumberbatch, Kirsten Dunst, Jesse Plemons, Kodi Smit-McPheeStreaming-Anbieter in Deutschland: NetflixLänge: 127 MinutenBuchvorlage: Thomas Savage, "Die Gewalt der Hunde", btb-Verlag

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