Kultur In Doldingers Fußstapfen

Oerlinghausen/Düsseldorf. Dass das konsequente Verfolgen eines Plans sich meist auszahlt, hat Leon Maximilian Brückner schon häufiger erfahren. Als Schüler der Bläserklasse des Niklas-Luhmann-Gymnasiums in seiner Heimatstadt Oerlinghausen, wo er erst Posaune lernte, dann Klavier und Gitarre. Oder als 16-Jähriger, der für die Junior Bigband komponierte und dafür viel Lob erhielt. Schließlich als Teilnehmer an einem Jugendprojekt, für das er einen abendfüllenden Tanzfilm vertonte, der in einem Bielefelder Programmkino gezeigt wurde. Mit 21 Jahren allerdings einen in der Branche angesehenen Filmmusik-Kompositionswettbewerb zu gewinnen, hat ihn dann doch überrascht. &bdquo;Ich dachte, ich versuche es mal, hätte aber nie geglaubt, gleich zu gewinnen“, so Brückner, der im 8. Semester Medienkomposition sowie Medienmanagement/Medienproduktion an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf studiert. Er verwandelte Bilder in Töne, entwickelte die Partitur Die Ausschreibung richtete sich an Nachwuchskomponisten. Verliehen werden alljährlich zwei Preise auf der Kölner Fachmesse &bdquo;Soundtrack Cologne“. Ein siebenminütiger Kurzfilm mit dem Titel &bdquo;Do you like Godard?“, ebenfalls Werk eines Studenten, musste vertont werden. Einen Monat hatten die Bewerber Zeit. Brückner kooperierte mit seinem Kommilitonen Paul Clímaco Müller Reyes. Er selbst verwandelte die Bilder in Töne, spielte die Instrumente ein, entwickelte die Partitur. Reyes entwarf das Sounddesign. &bdquo;Musiker und Dirigent waren supernett“ Schon bald nach der Einreichung war klar: Die beiden kommen auf die Shortlist der letzten zwölf. Und am Messetag im August 2019 dann die Krönung: Die Jury entschied sich unter den internationalen Teilnehmern für Leon Brückner (Preis für Komposition) und Paul Müller Reyes (Sounddesign/Geräusche). Das habe ihm erstmal die Sprache verschlagen, erinnert sich der junge Oerlinghauser. Aber nicht lange, musste er doch seinen gläsernen Pokal vor großem Publikum in Empfang nehmen und auf Englisch ein paar Dankesworte formulieren. &bdquo;Das war ein fantastischer Moment“, erinnert sich der 21-Jährige. Auch dass die graue Eminenz der deutschen Jazzszene, Schöpfer unzähliger Filmmusiken, Klaus Doldinger (84, &bdquo;Das Boot“, &bdquo;Die unendliche Geschichte“, &bdquo;Tatort“) ihm in Köln die Hand schüttelte und ein paar Worte &bdquo;unter Fachleuten“ mit ihm wechselte, bleibt für den jungen Mann unvergesslich. Doldinger hatte dort den Preis für sein Lebenswerk erhalten. Die Töne beginnen zu leben und zu strahlen Am besten aber war der Preis selbst, der darin bestand, eine eigene Komposition mit dem WDR-Rundfunkorchester einzuspielen. Am 21. Januar diesen Jahres, knapp vor der Corona-Krise, war es soweit: Das &bdquo;große Besteck“ des WDR-Klangkörpers widmete dem jungen Mann eine vierstündige Aufnahme-Session im Kölner Bismarcksaal – mit Dirigent, Tonmeister und allem Drum und Dran. &bdquo;Ein absolutes Highlight. Die Musiker und Dirigent Wayne Marshall waren supernett und haben mir hilfreiche Tipps gegeben. Ich habe mich wirklich akzeptiert gefühlt“, erinnert er sich. Stimmungen und Bilder im Kopf in Töne zu verwandeln, sei ja eine Sache, so Brückner, &bdquo;doch erst im Zusammenspiel der Musiker beginnen die Töne zu leben und zu strahlen.“ Der WDR sorgte für das Abmischen der Takes, den Schnitt besorgte Leon Brückner selbst. Den Feinschliff übernahmen die Profis. Für die Kompositionsarbeit hatte sich der Student ein Semester Zeit genommen, seine Hochschulverpflichtungen etwas auf Eis gelegt. &bdquo;Ich wollte mich voll auf diese Sache konzentrieren. Es ist eine einmalige Chance“, erklärt er. Die fertigen Produkte, zwei &bdquo;Filmfantasien“ von einigen Minuten, werden am 13. August zunächst im &bdquo;Haussender“ WDR 3 gesendet (15-15.30 Uhr, vorab gibts ein Interview). Ab dem 14. und 21. August sind die Stücke dann auf den gängigen Streaming-Plattformen zu finden. Musik soll Filmhandlung lediglich unterstützen Leon Brückner freut sich über die Begründung der Wettbewerbs-Jury, die ihm ein Gespür für Harmonien und die Rolle der Stille in einer Filmmusik bescheinigte. Mit Kollege Reyes sei er sich einig gewesen, dass die Musik die Filmhandlung lediglich unterstützen solle: &bdquo;Sie muss dem Film dienen.“ Eine Karriere als freier Film- oder Serienkomponist kann er sich gut vorstellen. Gern auf internationalem Parkett, aber möglichst mit Wohnsitz in Deutschland. &bdquo;Bodenständig“ sei er nämlich auch, bekennt der Lipper. Zuerst aber will er seinen Bachelor bauen, danach möglichst den Master. Dass der Kölner Nachwuchspreis und seine Arbeitsproben Türöffner sein könnten – das ist seine große Hoffnung.

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