Kultur Bielefelder Studierende zeigen Grafik, Mode und Fotografie

Bielefeld. Fabio Neys Installation kündigt sich lautstark an. Druckvolle, körperlich spürbare Bässe wummern aus dem Zeichensaal. Dort steht eine imposante Soundanlage, die der Bielefelder selbst gebaut hat. Er setzt sich in seiner Abschlussarbeit fotografisch mit der Soundsystemkultur auseinander. Sie hat ihren Ursprung im Jamaika der 1950er Jahre und entstand aus einer politischen Protesthaltung heraus. &bdquo;Gleichzeitig ging es ums Feiern", sagt Fabio Ney, der selbst seit 2016 mit seinem Soundsystem unterwegs ist – mit dem Begriff ist nicht nur die Anlage gemeint, sondern auch das Kollektiv, das dahinter steht. Soundsystems gibt es weltweit. Subversiv sind sie immer noch. In ihnen drücke sich &bdquo;das Bedürfnis nach selbstverwalteten, antikommerziellen Musikerlebnissen aus", so Ney. Design vom Code aus gedacht Ab Herbst wird es an der FH eine neue Studienrichtung geben: Digital Arts and Experiment. Die Abschlussarbeit von Nils Pisarsky gebe einen ersten Vorgeschmack darauf, was in der Richtung künftig zu erwarten sei, sagt Prodekan Dirk Fütterer. Pisarsky geht experimentell mit dem Medium Plakat um: Er denkt das Design vom Code aus. Seine bewegten Plakate zu Themen wie Klimawandel oder Smart Home generieren sich selbst und verändern sich fortlaufend. Dabei spielt auch der Zufall eine Rolle. Angesichts von Technisierung und Digitalisierung verändert sich die Beziehung zwischen Mensch und Natur, was Vera Venjakob sensibel fotografisch erkundet. Malerisch wirkende Impressionen aus dem Wald stehen neben Porträts. Die Menschen haben die Augen geschlossen &bdquo;und richten den Blick nach innen", so Venjakob. &bdquo;Die Empfindungen stehen im Vordergrund." Eine mehrschichtige Zeichnung Eine gänzlich andere Art von Porträt hat Gülbahar Demirbas erschaffen. Mehrere durchsichtige Platten mit Linienkonstrukten hängen gestaffelt im Raum. Die Installation kann umrundet werden und sieht aus jeder Perspektive anders aus. Das Gesicht setzt sich aus zeichnerischen Schichten zusammen. Demirbas will das auch metaphorisch verstehen wissen: Auch eine Persönlichkeit entwickele sich durch Erfahrungen, die aufeinander aufbauten. Carolin Lauer hat in der Nähe ihrer Heimatstadt Trier Kontakte zu geflüchteten syrischen Familien geknüpft, die die Fotografin offenherzig aufgenommen haben. &bdquo;Sie haben sich gefreut, dass jemand auf sie zugeht", sagt Lauer. Unverfälscht habe sie den Alltag der Familien im privaten Bereich zeigen wollen. "Wie ein Mensch sich kleidet, sagt viel über ihn aus" 16 Studierende haben im Bereich Mode ihren Abschluss gemacht. Die beschleunigte Leistungsgesellschaft inspirierte Laura Wullenkord zu einem Gegenentwurf: &bdquo;Auszeit" heißt ihre Kollektion. Materialien aus dem Sportbereich &bdquo;entschleunigte" Wullenkord mit Handarbeit. Sie schnitt Badeanzugstoff in feine Streifen und strickte diese. Laufweg-Studien von Fußballern hat sie per Hand auf die Kleidung gestickt. Polaroids vom Urlaub am Meer bestimmen die Farbgebung. &bdquo;Die Träger der Kleidung sollen sich wohlfühlen und Abstand gewinnen." Seda Bernhard möchte der schnelllebigen Mode etwas Beständiges entgegensetzten: Sie hat ein Buch über Mode und Gesellschaft geschrieben. &bdquo;Mode ist sehr tiefgründig", sagt sie. Wie sich ein Mensch kleide, sage viel über ihn aus. Mode sei wie eine zweite Haut, doch obwohl sie uns buchstäblich berühre, berühre sie uns oft zu wenig – etwa wenn es um Arbeitsbedingungen in der Textilbranche gehe. Alessandro Sommer hat eine Schrift entwickelt, die unser Alphabet und chinesische Schriftzeichen verbindet. Dennis Schellenberg inszeniert typografisch Yasmina Rezas Drama &bdquo;Der Gott des Gemetzels". Lisa Sophie Körtgen wehrt sich grafisch gegen die Trennung in Jungen- und Mädchenspielzeug. Marc Pascal Schuster will mit einer App junge Leute für das Theater begeistern. Fotografin Kyra Dyballa zeigt eine Paderborner Baustelle im Wandel.