Kultur „Wir streiten weiter für ein Kulturhaus “

Stefan BramsBielefeld. In den vergangenen 16 Holzhausgesprächen war die Idee für ein Kulturhaus in Bielefeld immer wieder Thema bei den Gästen. Und bei fast allen stieß das angedachte Projekt auf große Zustimmung. Gestern waren nun Marlena Dorniak und Christian Stiesch von der Initiative für ein Kulturhaus in Bielefeld selber zu Gast beim 17. Mittagsgespräch. Rot-weißes Absperrband hatten die beiden Gäste mitgebracht. Selbiges wickelten sie kurzerhand um das Holzhaus und sich selbst. &bdquo;Wir wollen damit zeigen, dass unsere Initiative bisher keinen Erfolg hatte und weiterhin ausgesperrt ist, obwohl viele Künstler, Kreative und Musiker dringend Räume suchen und so eine Einrichtung ihre Probleme lösen würde“, betonen die beiden, die sich seit mehreren Jahren zusammen mit einem Kern von 15 Aktiven für ein Kulturhaus einsetzen. "Neue kulturelle Projekte würden der Stadt gut tun" Dorniak, die als Sonderpädagogin im wissenschaftlichen Bereich an der Laborschule arbeitet und seit fünf Jahren in Bielefeld lebt, war zunächst beeindruckt von Bielefelds Kulturszene. Vor allem die Subkultur hatte es der 33-Jährigen sofort angetan. &bdquo;Ich war schwer begeistert und überrascht, dass hier so viel los ist, denn Freunde hatten immer gewarnt, hier sei nichts los“, sagt Dorniak. &bdquo;Aber mittlerweile habe ich den Eindruck, dass das doch alles etwas eingefahren ist und es gut täte, wenn neue kulturelle Projekte entstehen.“ Ein Eindruck, den auch der Bildhauer Christian Stiesch teilt. &bdquo;Ein neuer Schwung täte der Kultur sicherlich gut.“ Beide registrieren zwar auch, dass es viele Leute gibt, die in der Stadt engagiert an verschiedenen Projekten arbeiten, &bdquo;aber alles passiert eher so nebeneinanderher, und wenn Menschen mit neuen Ideen sich an das Kulturamt wenden, dann erhalten sie oft weder eine finanzielle Unterstützung noch Hilfe bei der Überwindung bürokratischer Hürden und anderer Steine, die einem so in der Weg gelegt werden.“ "Es fehlt im Kulturamt an Wissen, welche Fördertöpfe es gibt" Der 52-jährige Stiesch, der einst mit anderen Künstlern die Galerie 61 aufgebaut und 16 Jahre betrieben hat, verweist auf eigene Erfahrungen. &bdquo;Mir stößt negativ auf, dass im Kulturamt nur wenig Wissen vorhanden ist, wenn es darum geht, Kulturmacher bei Förderanträgen unter die Arme zu greifen.“ Es fehle an Wissen, welche Töpfe es gibt, und offenbar auch an Zeit für die Fragesteller, weil das Amt viele eigene Kulturprojekte umsetzt. Letzteres sei zwar zu begrüßen, aber die anderen Aufgaben dürften eben nicht zu kurz kommen. Wie Siegmar Schröder, der im 16. Mittagsgespräch zu Gast war, sind auch Dorniak und Stiesch der Meinung, &bdquo;dass die Kulturförderung neu aufgestellt werden sollte“. &bdquo;Sie muss deutlich transparenter werden und sie muss so aufgestellt werden, dass auch neue Projekte eine Chance haben, gefördert zu werden“, betonen die beiden. Auch für ihre vor vier Jahren geborene Idee von einem Kulturhaus hätten sie sich deutlich mehr Unterstützung gewünscht. Stiesch: &bdquo;Die erste Idee entstand, als das Kamp schließen musste, und wir auch unsere Galerie aufgegeben hatten.“ Sie hätten damals durch Umfragen herausgefunden, dass sehr viele Menschen aus dem Kulturbereich, sowohl Profis als auch Hobbykünstler, Musiker, Kulturmacher, Fotografen, Grafiker und Leute aus der IT-Szene dringend Räume für ihre Arbeit suchen. &bdquo;Daraus entstand schließlich die Initiative für ein Kulturhaus, in dem Kreative sich einmieten und vernetzen können, das aber auch ein Haus der Begegnung mit der Kultur sein soll“, betont Stiesch. "Auch eine kommunale Galerie könnte hier angedockt werden" Damit das Haus die Öffentlichkeit erreicht, sollte es möglichst nah am Zentrum angesiedelt sein, erläutert Dorniak, die auch als Musikjournalistin tätig ist. Daher sei es schade, dass ihre Initiative Ende vergangenen Jahres die Nachricht erhielt, dass das Kulturhaus nicht in den Laborräumen der ehemaligen FH an der Carl-Bertelsmann-Straße angesiedelt werden könne. &bdquo;Das Kulturdezernat hat uns damals zwar sehr unterstützt bei den Gesprächen mit dem Immobilien-Service, aber warum es dann dort letztendlich nichts wurde, wissen wir bis heute nicht wirklich“, beklagen beide. &bdquo;Dabei hatten wir mehr als 60 Mieter zusammen, die einziehen wollten. Das zeigt doch, welchen Bedarf es in der Stadt gibt.“ Das vom Kulturamt anschließend ins Spiel gebrachte ehemalige Handwerkerbildungszentrum an der Meisenstraße als möglicher neuer Standort sei leider keine wirkliche Alternative. &bdquo;Es liegt zu weit weg vom Zentrum, ist schlecht zu erreichen, räumlich nicht passend für unser Vorhaben und soll ja ohnehin verkauft werden“, sagt Stiesch. Dorniak kündigt an: &bdquo;Wir werden trotz des Rückschlags weiter für ein Künstlerhaus streiten, das viele Probleme von Kreativen in Bielefeld lösen würde.“ Auch eine kommunale Galerie könnte hier angesiedelt werden. &bdquo;Damit wäre noch ein Problem gelöst“, sagen die beiden und rollen das Absperrband wieder ein. ´ Kontakt: infos@bielefelder-kulturhaus.de. Am 5. September, 17 Uhr, stellt die Initiative ihr Konzept im Kulturausschuss vor (Nahariya-Raum, Altes Rathaus).