Bielefeld Heinz-Mack-Werkschau in drei Teilen: Bielefeld, Berlin, Singapur

Bielefeld. Eine Ausstellung zum 85. Geburtstag eines der wichtigsten noch lebenden deutschen Künstler wäre nichts Ungewöhnliches: seine bedeutsamsten Werke, chronologisch geordnet und fein säuberlich aneinandergereiht. Im Falle von Heinz Mack, Mitbegründer der legendären Zero-Gruppe, bleibt den Besuchern der Samuelis Baumgarte Galerie ein allumfassender Blick auf das Gesamtwerk aber absichtlich verwehrt. Denn die Ausstellung, die am Sonntag ab 11 Uhr im Beisein des Künstlers in Bielefeld eröffnet wird, ist nur ein Teil von &bdquo;Review and Outlook – A special collection". So heißt die Reihe, die bereits am Freitag in der Berliner Arndt Art Agency begonnen hat und am Sonntag in einer Woche in Singapur bei Arndt Fine Art fortgeführt wird. Über sieben Wochen laufen die drei Ausstellungen dann parallel. &bdquo;An jedem Standort gibt es unterschiedliche Konzepte, die sich ergänzen", sagt der Bielefelder Galerist Alexander Baumgarte, &bdquo;dieses dreistufige Modell ist durchaus ungewöhnlich." Ganz bewusst sei davon abgesehen worden, nur eine Ausstellung zu konzipieren und diese zeitversetzt an verschiedenen Standorten zu zeigen. &bdquo;In Bielefeld konzentrieren wir uns auf das Wechselspiel zwischen Macks neuerer Malerei und einigen herausragenden Frühwerken", sagt Baumgarte. &bdquo;Happy time" ist das Herzstück Dieses Wechselspiel wird schon beim Betreten der Galerie deutlich. Im Foyer begrüßt Aluminium den Besucher. Im sogenannten Project Room hängen kleinere Pastellarbeiten. Doch im Wesentlichen spielt sich die Retrospektive im Saal der Galerie ab. Die Teilung durch die nicht ganz fortlaufende Wand wurde geschickt genutzt, um zwei Seiten Macks abzubilden. Das Herzstück der Ausstellung hängt im größeren Teil des Saals: ein Acrylgemälde, das mit 204 mal 245 Zentimetern das wuchtigste der gezeigten Werke ist. Es ist erstaunlich farbig inmitten der angrenzenden Gemälde, die farblich eher gedämpft daherkommen oder sich auf einen bestimmten Farbton konzentrieren. Der Name &bdquo;Happy time" passt zweifellos. Umso bemerkenswerter, dass Mack in seinem Spätwerk kaum noch Titel vergibt. Heinz Mack ist spätestens seit seinen Wüsteninstallationen ein Lichtkünstler. Mit der Positionierung von &bdquo;Happy time" wird das einmal mehr deutlich: Das Gemälde ist eingerahmt von zwei metallenen Skulpturen, die seine Farbenpracht reflektieren. Wie drei andere Bilder im Saal stammt es aus dem Jahr 2015. Ein Gemälde als Antagonist Zu diesen jüngsten Werken des Hessen gehört auch &bdquo;Black beauty", das schräg gegenüber hängt und so aussieht, wie man es sich vorstellt. Eine schwarz-weiße Konstellation, gespickt mit achteckigen Sternen. Noch ein benanntes Werk, das man wohl als Antagonisten von &bdquo;Happy time" bezeichnen würde, wäre diese Ausstellung ein Kinofilm. Antagonistisch zu allen farbigen Gemälden wirkt eigentlich alles im abgetrennten Teil des Saales. Dort dominiert Metall, wie bereits im Foyer. &bdquo;Optical Chess", &bdquo;Das Couvert" und &bdquo;Silber-Mond-Roto" gehören in ihrer quadratischen Silbrigkeit zweifellos zusammen. Alle drei stammen aus dem Jahr 1971 und damit aus einer Zeit, in der der Meister seine Werke offensichtlich noch gern mit Namen versah. Diese Zeiten sind vorbei, doch sie könnten wiederkehren; &bdquo;Review and Outlook" versteht sich auch als Blick in die Zukunft. Vor allem aber wird die vergangene Leistung des Künstlers deutlich. Heinz Macks ambivalentes Werk in Bielefeld zu sehen, ist beeindruckend und macht Lust auf mehr. Auch wenn für dieses Mehr wohl kaum jemand nach Singapur fliegen wird.