Projektwoche in Salzkotten: Die Angst des Schülers vorm Berufsstart

Salzkotten. Die Freiheit macht den Unterschied. In ihrer Projektwoche haben sich Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe zwölf (Q1) aus der Gesamtschule Salzkotten wie Unternehmensgründer fühlen können. Nach fünf Arbeitstagen, die so ganz anders abliefen als ein geregelter Schulalltag, wird allen Beteiligten klar: Auch die Fast-Erwachsenen der Generation Z haben Spaß am Arbeitsleben. Sie hatten einen Auftrag und mussten selbst organisieren, wie sie zum Ergebnis kommen. Die Ergebnisse können sich sehen lassen. Es ist ein Programm, ganz nach dem Geschmack der Wirtschaft. Während auch im Kreis beklagt wird, dass der Nachwuchs in Schulen zu wenig auf die Zeit nach dem Abschluss vorbereitet wird, steuert die Sälzer Schule über Kooperationen gegen. Organisiert mit dem Hederlab, dem Gründerzentrum im Herzen der Stadt, will die Schule den jungen Damen und Herren die Chance geben, ihre Talente bei realen Fragestellungen aus Unternehmen und Kommune zu beweisen – Abschlusspräsentation inklusive. &bdquo;Wir haben Teamarbeit ganz neu kennengelernt. Soviel Freiraum wie in dieser Woche haben wir sonst nicht“, sagen Julia Salmen, Viktoria Tenzer und Emily Born am Abschlusstag. &bdquo;Es bringt viel Motivation und fördert die Kreativität, wenn wir Projekte mal auf diese Weiese angehen können.“ Hederlab-Geschäftsführer Martin Holzhausen und Gesamtschul-Oberstufenleiter Gunnar Klinge hatten praxisnahe Themen vergeben wie die Neu-Organisation von Werkzeugen in einem Handwerksbetrieb, die Belebung der Innenstadt und die Modernisierung von Bewerbungsprozessen. Zur Jury zählt am Schlusstag Robert Fraune von Müller-Elektronik. Sein Unternehmen suche bewusst den Kontakt zur Schule und den möglichen künftigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Schule will Kontakte zu Betrieben vermitteln Dabei wird aber wohl eher die Minderzahl der Oberstufenschüler nach dem Abi direkt ins Handwerk wechseln. Gespräche am Abschlusstag der Projektwoche zeigen: Die meisten zieht es ins Studium. &bdquo;Da sind die Chancen größer, später erfolgreich zu sein und gut zu verdienen“, meinen Paula Hötte, Maurice Nübel, Franziska Auge, Malte Jansen, Lena Eikler und Lotte Müller. Ein Argument, das Handwerksbetriebe gerne entkräften würden. Deren Ansprechpartner sind an diesem Tag aber außer Fraune nicht da. Dafür will die Schule solche Kontakte gerne herstellen, wie Lehrer Klinge und Hederlab-Mann Holzhausen den Mädchen und Jungs versprechen: &bdquo;Wir werden vermitteln, wenn ihr Interesse daran habt.“ Bei vielen, so zeigen die Gespräche, herrscht beim Gedanken an die berufliche Zukunft eher Unsicherheit als Vorfreude. &bdquo;Die Möglichkeiten sind so vielfältig. Es macht mir Angst, dass ich mit einer falschen Entscheidung viel Zeit verplempere“, sagt eine der Zwölftklässlerinnen. Das Problem der Jahrgangsstufe: Auch wenn die Schule eine Projektwoche, Kontakte in die Wirtschaft und sogar freiwillige Praktika während der Schulzeit vermittelt, fehlt das dreiwöchige Pflicht-Praktikum. Es musste wegen Corona ausfallen. &bdquo;Das kann einen wirklich nervös machen, wenn man gar nicht so genau weiß, ob ein bestimmter Job oder ein Studiengang gut zu einem passen“, sagen auch Annabelle Brink und Darius Harke. Die Sorgen der Schüler kennt Oberstufenchef Klinge nur zu gut. Auch deshalb, so sagt er, soll die Projektwoche individuell weitergeführt werden. &bdquo;Wir bieten an, die Gruppenergebnisse ein Schuljahr lang mit zwei Wochenstunden in einen Projektkurs zu überführen.“ Klinge weiß, was die künftigen Arbeitnehmer nachdenklich macht: &bdquo;Es ist tatsächlich die Fülle aller Angebote, die für Unsicherheit bei Schülern sorgt. Um sie besser vorzubereiten, brauchen wir auch an Schulen agile Projekte, die mehr Kontakte zur Arbeitswelt ermöglichen.“ An der Gesamtschule, soviel ist klar, soll die Projektwoche im nächsten Jahr zum dritten Mal stattfinden. Vielleicht sogar mit weiteren Partnern aus der Wirtschaft.

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