Beratung in Gefahr: Paderborner Arbeitslosenzentrum bangt um eigene Existenz

Paderborn. Die Info hat das Paderborner Arbeitslosenzentrum (Padalz) kalt erwischt: Bei Fördermitteln aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF) könne der Verein künftig nicht berücksichtigt werden. Geld, das die finanzielle Basis des Padalz bildet. Der Verein bangt nun um sein Beratungsangebot und seine Existenz im Allgemeinen. Ende der 1990er-Jahre gründete sich das Arbeitslosenzentrum, das seitdem Tausende Beratungen durchgeführt hat. Zuletzt seien es rund 1.000 pro Jahr gewesen, berichtet Vereinsvorsitzender Olaf Mittelstädt. Um rund 700 verschiedene Fälle jährlich gehe es. Junge wie auch ältere Erwerbslose suchten Hilfe, auch Alleinerziehende. Padalz biete beispielsweise Unterstützung bei Antragstellungen für das Jobcenter oder zu Fragen bei Bescheiden. Zugenommen hätten außerdem Fälle, bei denen Menschen aus dem Krankengeld fallen. Beim Übergang zu daran anschließenden Maßnahmen ruckele es manchmal. &bdquo;Da bedarf es Beratung und Aufklärung“, so Mittelstädt. Paderborner Arbeitslosenzentrum erhält mehrere Hunderttausend Euro Förderung Seit etlichen Jahren beziehe das Padalz Fördermittel aus dem ESF. In der im Dezember endenden, dreijährigen Förderperiode handle es sich um Zuwendungen in Höhe von insgesamt 457.191 Euro, die das Padalz ausgezahlt bekommen habe. Davon finanziert der Verein die Miete für die Räume an der Grunigerstraße, die Sach- und Personalkosten. Eineinhalb Stellen hat das Padalz neben aktuell vier ehrenamtlich tätigen Beratern. Im Frühsommer konnten sich interessierte Träger für den neuen, dreijährigen Bewilligungszeitraum ab Januar 2026 bewerben. Das NRW-Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales (MAGS) sieht dabei für den Kreis Paderborn eine zu berücksichtigende Beratungsstelle vor. Padalz war sich sicher, diese eine Stelle zu sein. &bdquo;In der Vergangenheit hatten wir keine Mitbewerber“, sagt Mittelstädt. &bdquo;Jetzt aber schon.“ Das Ministerium bestätigt auf NW-Anfrage, dass es mehr als einen Interessenten gab. &bdquo;Ein anderer Träger wurde für die Förderung empfohlen“, teilt ein Sprecher mit. Ein Gutachtergremium habe die Interessensbekundungen geprüft und anschließend über die Förderwürdigkeit entschieden. Ein Vierteljahrhundert Padalz: Verein gibt Einblicke in die Beratungsarbeit Konzept des Padalz hat weniger überzeugt als der Mitbewerber Die eingereichten Konzepte seien nach folgenden Kriterien bewertet worden: inhaltliche Umsetzungsstrategie und organisatorische Umsetzung des Programms, Kenntnisse, Beratungskompetenzen und Erfahrungen in der Durchführung und Zusammenarbeit mit den Zielgruppen sowie Öffentlichkeitsarbeit, Vernetzung und Kooperationsbeziehungen mit relevanten (über)regionalen Akteuren. Padalz habe im Vergleich zu einem Mitbewerber &bdquo;ein weniger überzeugendes Gesamtkonzept“ vorgelegt. Mehr zum Paderborner Arbeitslosenzentrum: Verein kritisiert das Bürgergeld Derzeit will sich das Ministerium gegenüber der NW nicht äußern, um welchen anderen Träger es sich handelt. Mittelstädt sagt: &bdquo;Ich habe keine Ahnung, wer es wird.“ Warum Padalz unterliegt – &bdquo;da tappen wir im Dunkeln“. Die Gründe seien nicht kommuniziert worden. Seine Vermutung: Padalz habe den falschen Schwerpunkt. Seit ein paar Jahren lege das Land NRW bei den Beratungsstellen den Fokus auf Arbeitsausbeutung, wenn Arbeitgeber beispielsweise den gesetzlichen Mindestlohn umgehen, gegen das Arbeitszeitgesetz verstoßen oder im Krankheitsfall der Lohn nicht weiter zahlen. &bdquo;Für Paderborn sehen wir es als schwierig an, solche prekären Arbeitsverhältnisse aufzutun“, meint Padalz-Vorsitzender Mittelstädt. Aus der Erfahrung des Vereins mache das Thema Arbeitsausbeutung nur einen kleinen Teil der Anfragen aus – im Gegensatz zu Anliegen, die den Umgang mit dem Jobcenter beträfen. Von Landesseite werde hierbei darauf verwiesen, dass die Jobcenter selbst Beratungen anböten. &bdquo;Natürlich hat das Jobcenter eine Aufklärungs- und Beratungspflicht“, sagt Mittelstädt. &bdquo;Aber es braucht auch eine neutrale Anlaufstelle. Wir haben ein Angebot, das benötigt wird.“ Lesen Sie auch: Beim Paderborner Jobcenter ist das Geld knapper geworden Vereinsvorsitzender spricht von &bdquo;Irrsinn“ und einer &bdquo;bitteren“ Entscheidung Die getroffene Förderempfehlung bezeichnet er als &bdquo;Irrsinn“. Ein neuer Träger müsse erst Strukturen aufbauen, während die jahrzehntelange Erfahrung des Padalz wenig wert sei, meint der 63-Jährige. &bdquo;Das ist ein Pfund, aber zählt jetzt nicht. Man bügelt uns komplett weg. Das ist echt bitter.“ Nachdem der Verein vor wenigen Tagen von der Entscheidung erfahren hat, schaltet er nun in einen Krisenmodus. Padalz will auf Rücklagen zurückgreifen und sich finanziell &bdquo;strecken“, um das Beratungsangebot 2026 in Teilen aufrechtzuerhalten. Der Verein prüfe alternative Finanzierungsmöglichkeiten, sagt Mittelstädt. Etwa durch städtische Zuschüsse, durch Stifter oder Unterstützung aus der Wirtschaft.

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