Prozess um Anleger-Betrug Auch Mitarbeiter von Paderborner Finanzmakler Edgar K. verlieren große Geldsummen

Paderborn. Dass Hartmut M. aus dem Ruhrgebiet kommt, ist nicht zu überhören. Der 62-Jährige redet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und berichtet vor der 8. Großen Strafkammer des Landgerichts Paderborn lebhaft von den Erfahrungen, die er vor knapp neun Jahren in Edgar K.s Unternehmen gemacht hat. Er gehört mit zu den Finanzmaklern, die Beteiligungen an der eigens geschaffenen Hausanlage &bdquo;Safeguard“ verkauften. Doch als hier 2018 die Lichter ausgingen, hatte der Remscheider schon längst die berufliche Reißleine gezogen. Er durchschaute nach wenigen Monaten, was sich da abspielte. Dabei hatte Hartmut M., der seit 1999 auf dem Versicherungssektor als Makler unterwegs war, es im Herbst 2014 noch als Glück empfunden, mit dem Unternehmen des Edgar K. zusammenarbeiten zu können. Denn dieses habe ja schließlich kurz zuvor den &bdquo;Preis als fairster Finanzdienstleister“ gewonnen, sagt er. Das habe ihm gut gefallen. Was er danach erlebte, macht ihm weitaus weniger Freude. Schon im Januar 2015 habe Edgar K. bei einem &bdquo;Jahresauftakt-Meeting“ festgestellt, dass es nicht besonders gut laufe, erinnert sich der 62-Jährige. Dass das keine leeren Worte waren, stellte er rasch am eigenen Leib fest. Denn für insgesamt 200.000 Euro, die Hartmut M. für die &bdquo;Safeguard“ innerhalb von wenigen Monaten herangeschafft hatte, erhielt er keine Provision. &bdquo;Dass man in der Branche nicht immer das kriegt, was man verdient“, sei nicht unüblich, sagt der Zeuge. Doch als er im März 2015 bei einem neuerlichen Meeting von Edgar K. erfuhr, dass die Immobilie, mit der das in der &bdquo;Safeguard“ investierte Geld sicher angelegt sein sollte, allein der Bank gehörte und die Einlagen damit letztlich die Sicherheiten für das Geldinstitut waren, war für ihn Schluss mit der Zusammenarbeit. &bdquo;Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich das nicht vermittelt“, sagt Hartmut M. Schulungen wie eine &bdquo;Gehirnwäsche“ Er selbst habe das Risiko der Anlage zuvor als &bdquo;überschaubar“ eingeschätzt. Deshalb habe er selbst gleichfalls investiert. 17.000 Euro legte er in der &bdquo;Safeguard“ an und verlor sie damit in Gänze. Fast zur selben Zeit stieg auch ein heute 43 Jahre alter Makler aus, der seit 2013 eigentlich in Edgar K.s Unternehmen hatte Karriere machen wollen. Ihm fielen im Frühjahr 2015 &bdquo;obskure Vorgänge“ auf, erinnert sich Benjamin L. Los ging es mit einer Kundin, die vergeblich eine Überzahlung zurückforderte und die Auszahlung gerichtlich erzwingen musste. Dieser Fall habe wie ein &bdquo;Damoklesschwert“ lange über ihm geschwebt, weiß der Zeuge noch genau. Benjamin L. erzählt von zwei Monatsmieten, die ebenso wie Provisionen angemahnt werden mussten oder gar nicht gezahlt wurden. Gleichzeitig mehrten sich die Auseinandersetzungen mit dem Vertriebsleiter sowie mit Edgar K. Im Mittelpunkt: das hauseigene Produkt &bdquo;Safeguard“. Um dieses hätte die Unternehmensleitung eine &bdquo;Blackbox“ errichtet, in die niemand hätte hineinschauen dürfen, sagt der 43-Jährige. Jede Frage nach Buchungsbelegen oder nach den Immobilien selbst seien abgetan worden mit den Sätzen: &bdquo;Das ist vertraulich. Das ist ein Geschäftsgeheimnis. Das hat Sie nicht zu interessieren.“ Anfangs habe er geglaubt, dass die &bdquo;Theorie“ der Anlage-Idee durchaus funktioniert hätte, sagt Benjamin L. Jetzt aber ist er überzeugt: &bdquo;Das Risiko wurde heruntergespielt.“ Zeugen und ihre Verwandten verlieren rund 150.000 Euro Während dieser Zeuge auch finanziell glimpflich davon kam, verlor eine Kollegin zusammen mit ihren Verwandten rund 150.000 Euro, als sie in &bdquo;Safeguard“ und in Genussrechte des &bdquo;Wirtschaftsforum“ investierten. Ihr sei das Produkt, das sie verkaufen sollte, &bdquo;so sicher wie Gold“ beschrieben worden. Wie eine &bdquo;Gehirnwäsche“ seien die Schulungen gewesen, die Edgar K., aber auch sein Mitangeklagter Philipp P. durchführten. &bdquo;Man hat vieles einfach hingenommen und geglaubt, vielleicht weil man das glauben wollte.“ Die Verhandlung am Landgericht wird am Freitag, 5. Mai, fortgesetzt.

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