Musik Liedermacher-Abend überzeugt im Paderborner Amalthea-Theater

Paderborn. Auch im Paderborner Amalthea-Theater soll die Spielzeit nach pandemiebedingte Einschränkungen wieder frische Impulse setzen. Einer davon ist der neu ins Leben gerufene &bdquo;Sago-Song-Salon“, der Samstagabend seine Premiere feierte. Er orientiert sich laut Mitorganisator und ehemaligem Amalthea-Vorsitzenden Hansgeorg Enzian am Werk des 2015 verstorbenen deutschen Liedermachers Christof Stählin, der vor knapp 25 Jahren zum ersten Mal in Paderborn zu Gast war. Stählin prägte mit seiner Kunst viele Musiker, unter anderem auch seine beiden ehemaligen Schüler Ulrich Zehfuß aus Speyer und Matthias Binner aus Berlin. Letzterer ist inzwischen einer von zwei Leitern der von Stählin gegründeten &bdquo;Sago-Schule“. Zusammen mit der Paderborner Musikerin Antje Wenzel eröffneten die drei die erste Ausgabe des &bdquo;Sago-Song-Salons“. &bdquo;Sago“ stammt laut Enzian ursprünglich von dem Bindemittel gleichen Namens, dessen Behältnisse in vielen Haushalten des vergangenen Jahrtausends nach dem Verbrauchen des Pulvers als Sammeldose für Haushaltsgeräte fungierte. Genau so soll die Musik der Sago-Schule als Sammelbecken für Künstler herhalten, die sich nicht in Schubladen einsortieren lassen. Musik von melancholisch bis heiter Diese Bandbreite an musikalischen Ansätzen des Sago-Konzepts ließ sich auch im Amalthea beobachten. Während zwar die drei Künstlerinnen und Künstler des Abends auf eine instrumentell reduzierte, atmosphärische Spielweise setzten, schaffen sie mit Piano sowie E- und Akustikgitarre trotzdem Musik von melancholisch bis heiter. Gerade inhaltlich beziehungsweise textlich lassen sich jedoch größere Differenzen erkennen. Binner sang am Klavier teils polyglott auf Deutsch, Englisch und Französisch beispielsweise über ein bewusstes Hören von Musik &bdquo;mit offenem Mund und offenen Ohren“ oder von seinem Erleben des Mauerfalls 1989. Auch Wenzel versuchte sich an einem Blick auf sich selbst, wenn sie im Stück &bdquo;Geräusch“ von der hypochondrischen Fokussierung auf jedes kleinste Problem im eigenen Körper sang oder bei &bdquo;Wider aller Vernunft“ das eigene Abweichen von sinnvoll durchdachten Lebensentscheidungen beleuchtete. Mit einer Art Loop-Maschine kreiert sie auf der Bühne mal eben eine vierstimmige Gitarrenspur, um neben dem Rhythmus auch ein Solo spielen zu können. Zehfuß ist an diesem Abend der offen politischste der drei Musiker. So singt er zwar von eigenen Erfahrungen beim Verbrennen des Spargelkrauts in seiner Pfälzer Heimat, doch in &bdquo;Wind aus dem Süden“ beispielsweise auch vom gewaltsamen Tod eines Flüchtlings an der EU-Außengrenze. Eines der nach wie vor aktuellsten Themen behandelt Zehfuß in &bdquo;Soldat“, in dem er seinen Kindern, die einst &bdquo;nicht viel mehr als ein Gewehr“ wogen, ein Leben in Frieden wünscht. Kanon mit dem Publikum &bdquo;Sago bedeutet auch, sich in Stücke anderer Musiker hineinzuversetzen“ – getreu Binners Motto versuchen sich die drei Musiker unter anderem an &bdquo;Wind“ von Stählin oder zum Ende des Konzerts an einem gemeinsamen Kanon zu &bdquo;Oh wie wohl ist mir am Abend“, bei dem auch das Publikum einsetzt. Das Ergebnis ist erstaunlich wenig chaotisch, was auch an der positiven Resonanz bei den Zuschauern liegt. Zwar luden die gespielten Lieder vor allem zum leisen Zuhören ein, doch ein zum Ende immer stärker werdender Applaus inklusive Zugabeforderungen machte den Erfolg des Abends deutlich. Künftig soll der &bdquo;Sago-Song-Salon“, wenn möglich, mindestens zweimal pro Jahr im Amalthea-Theater stattfinden. Die nächste Ausgabe steht bereits mit Moderator Binner für den 26. Mai, also Pfingstfreitag, fest.

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