Nur noch wenig Nachfrage Nach 225.000 Corona-Impfungen schließt die Impfstelle im Kreis Paderborn

Kreis Paderborn. Der erste und der letzte Tag der Impfstelle in Salzkotten haben eine Gemeinsamkeit: die winterliche Kälte. Im Februar 2021 war der Kreis Paderborn sogar in Schneemassen eingehüllt. 162 Menschen standen damals auf der Impfliste, knapp zwei Jahre später, an diesem Donnerstag, sind es mit 27 deutlich weniger. Zuletzt wurden nur noch rund 100 Impfungen wöchentlich verabreicht. Die Nachfrage nach den Corona-Vakzinen hat deutlich nachgelassen, der zentrale Impfort schließt daher. Zurück bleiben Erinnerungen an eine ereignisreiche Zeit mit einigen Widrigkeiten. Viele Menschen aus dem Kreisgebiet haben einmal oder mehrfach die Sälzerhalle aufgesucht, um sich einen Piks zu holen. Insgesamt zählen die Verantwortlichen rund 225.000 Impfungen an dem Ort, weitere 19.500 erfolgten bei mobilen Impfaktionen. Noch eine weitere Zahl fällt bei der Bilanz: 6,3 Millionen Euro. So viel kosteten das Impfzentrum - wie es in der ersten Phase hieß - von der Einrichtung im November 2020 bis heute und die koordinierenden Covid-Impfeinheiten. Geld, das "zu 100 Prozent", wie Kreissprecherin Leah Laven sagt, mit dem Land NRW über die Bezirksregierung Detmold abgerechnet werde. "Das bedeutet: Der Kreis bekommt das Geld erstattet", so Laven. In Spitzenzeiten mehr als 1.000 Impfungen täglich Die Beteiligten aus Kreisverwaltung, des DRK-Kreisverbands, der den Impfort im zweiten Jahr betreute, und weiterer Stellen blicken aber nicht nur nüchtern auf Zahlen. Für sie waren die vergangenen zwei Jahre auch eine emotionale Zeit. "Wir haben einiges erlebt", sagt der zuständige Dezernent André Brandt. "Hier stecken viele Einzelschicksale hinter." Zu Beginn war der Andrang so groß, dass eine "unsägliche Impfpriorisierung" galt, meint Constanze Kuhnert, Leiterin des Gesundheitsamtes. Ihr habe mitunter das Herz geblutet, wenn die Behörde Personen die Impfung verneinen musste. Etwa als ältere Ehepaare sich gemeinsam impfen lassen wollten, aber nur einer von beiden das erforderliche Alter aufwies. "Es war eine Menge Tragik dabei, weil viele dachten, dass ihr Leben von der Impfung abhängt", sagt Kuhnert. Für die Mitwirkenden sei es eine anstrengende Zeit gewesen. In der Hochphase wurden mehr als 1.000 Menschen pro Tag in der Sälzerhalle geimpft. Vor allem als Änderungen bei den Impfbedingungen eintraten, wurde die Hotline des Gesundheitsamtes überrannt. Spitzenwert: 1.500 Anrufe an einem Tag. "Da brach das ganze Netz zusammen", erzählt Kuhnert. Als "echte Challenge" bezeichnet sie die 70 - teilweise kurzfristig verschickten - Landes-Erlasse, die man erst einmal verstehen müsse. Trotz dieser Probleme ist sich die Leiterin des Gesundheitsamtes, die die Zusammenarbeit der Beteiligten lobt, heute sicher: "Wir können mit Krisen umgehen." Apotheker und niedergelassene Ärzte impfen noch Der Krisenaspekt von Corona ist nach Meinung von André Brandt überwunden. "Ich denke, dass wir eine endemische Situation haben", sagt er. Corona gehöre jetzt zum Alltag und sei ohne die Impfstelle zu bewältigen. Weiterhin geimpft wird in den Arztpraxen und in den Apotheken. "Viele Pharmazeuten stehen Gewehr bei Fuß, sollte die Nachfrage wieder steigen", sagt Philipp Hoffmann, Sprecher der Apothekerschaft im Kreis Paderborn. Eine Übersicht der impfenden Apotheken findet sich unter www.kreis-paderborn.de/impfen. In der Sälzerhalle werden nun die Impfkabinen abgebaut. Zum Jahreswechsel endet der Mietvertrag, dem Hallenbauverein Salzkotten stehen die Räumlichkeiten wieder zur Verfügung. "Zwei Jahre habt ihr eure Interessen zurückgestellt", dankt Landrat Christoph Rüther dem Verein. Nun kehrt die Halle zu ihrer ursprünglichen Nutzung als Veranstaltungsort zurück: Anfang Januar steht das Neujahrskonzert der Stadt Salzkotten an.

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