Neue Gebührenordnung Höhere Kosten für Untersuchungen: Tierärzte im Kreis Paderborn in Sorge

Kreis Paderborn. Besuche beim Tierarzt werden ab sofort teurer: Denn erstmals seit dem Jahr 1999 wird die Gebührenordnung für Tierärztinnen und Tierärzte (GOT) geändert. Hintergrund der Anpassung ist laut Bundestierärztekammer die "Sicherstellung der Wirtschaftlichkeit von Praxen". Für die Tierärzte der Gemeinschaftspraxis in Büren ist die neue Gebührenordnung zwar ein notwendiger Schritt - sie sehen allerdings auch die Not mancher Halterinnen und Halter. Im August ist die neue Gebührenordnung im Bundesgesetzblatt veröffentlicht worden. Die Erhöhung wird demnach zum Beispiel Katzenhalter stärker treffen als Hundebesitzer, weil die Preise angeglichen wurden. So kostet künftig eine "allgemeine Untersuchung mit Beratung" für Hunde 75 Prozent mehr, für Katzen 163 Prozent. In Zahlen heißt das für beide Tiere 23,62 Euro, statt bisher 13,47 Euro (Hunde) und 8,98 Euro (Katzen). "Diese Anpassung war längst notwendig", erklärt Fach- und Tierarzt Ralf Stuhldreier. Es sei nicht verhältnismäßig gewesen, dass die Untersuchung von Hunden doppelt so teuer sei wie die von Katzen. "Die Behandlung beider Tiere ist schließlich genauso aufwendig", ergänzte Tierarzt Thomas Nolte. Bei der Behandlung von Katzen sei die Gefahr von Verletzungen des Personals oder des Arztes sogar größer. Unterm Strich, so Ralf Stuhldreier, sei es der richtige Weg gewesen, die Gebührenordnung anzupassen. "Viele Behandlungen waren veraltet, Röntgen funktioniert heutzutage zum Beispiel ganz anders", sagt der Tierarzt und verweist auf entsprechende digitale Maschinen, die die analoge Entwicklung von Röntgenbildern abgelöst haben. Es ist eine der wenigen Leistungen, die sogar billiger wird: Eine Aufnahme kostet bislang 32,07 Euro, bald allerdings nur noch 26,53 Euro. Die Kostenentwicklung der Kastration oder Sterilisation von Hunden und Katzen hängt indes vom Geschlecht der Tiere ab. Bei Katern und Rüden steigen die Preise (30,32 Euro statt 19,24 Euro und 70,60 Euro statt 51,31 Euro), bei Hündinnen und Kätzinnen sinken sie (von 160,34 Euro auf 128,27 Euro und von 57,72 Euro auf 56,48 Euro). Jedes Tier soll behandelt werden Aufgrund der steigenden Preise sei die Sorge in der Praxis groß, dass manche Tierhalterinnen und Tierhalter vor vermeintlich teuren Behandlungen und aufwendigen Operationen zurückschrecken oder die Not ihrer Tiere aus dem Zögern heraus zu spät erkennen. Dass die Preissteigerungen in allen möglichen Bereichen vielen Menschen zusetzen würden, merke das Team auch in der Bürener Praxis. "Immer mehr Menschen setzen hier auf Teil- oder Ratenzahlung", erklärt Stuhldreier. Die Anzahl der betroffenen Personen habe sich nahezu verdoppelt. Und auch die Lage in den Tierheimen spitze sich immer weiter zu, weil zunehmend mehr Menschen ihre Tiere abgeben würden. Nichtsdestotrotz will das Ärzte-Team solidarisch mit der neuen Gebührenordnung verfahren: "Natürlich müssen wir auch wirtschaftlich denken. Aber jedes Tier, das behandelt werden muss, soll auch eine Behandlung kriegen", sagt Stuhldreier. Über Teil- und Ratenzahlungen wolle das Ärzteteam flexible Möglichkeiten für Tierhalterinnen und Tierhalter bieten. Die Sorge vor unverhältnismäßig hohen Kosten möchte Stuhldreier seinen Kunden nehmen. "Als Tierärzte haben wir immer noch einen gewissen Spielraum bei der Frage, welchen Satz wir abrechnen." Zur Erklärung: Jede tierärztliche Leistung ist in der GOT in vier verschiedenen Sätzen mit je einem festen Betrag definiert. Frei entscheiden kann der Tierarzt, in welchem Satz abgerechnet wird. In der normalen Sprechstunde kann er zwischen dem 1-fachen und 3-fachen Satz, je nach Aufwand, wählen. Im Notdienst wird mindestens der 2-fache Satz, höchstens der 4-fache Satz verlangt. "Bei allem, was wir abrechnen, wägen wir individuell ab und behalten auch die Verhältnismäßigkeit im Blick", betonte Stuhldreier. Versicherung eingeschränkt notwendig Angesichts der Preissteigerungen erkundigt sich manch einer nach sogenannten "Tierkrankenversicherungen". Diese kann Oberarzt Thomas Nolte nur eingeschränkt empfehlen. "Wer eine Maximalversicherung für sein Tier haben möchte, kann das durchaus in Erwägung ziehen." Wichtig sei es, auf die Versicherungspolice zu achten. "Manche Versicherer erstatten nur den ein- oder zweifachen Satz. Hier lohnt sich ein genauer Blick ins Kleingedruckte", sagt Tierarzt Günter Gebbe zur Erklärung.

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