Auszeichnung Preis für kulturelles Engagement: Diese drei Paderborner erhalten Kulturnadel

Paderborn. Ganze 42 Vorschläge - so viele wie noch nie - wurden eingereicht, diese Drei sind's geworden: Anne Schwede, Julia Ures und Carsten Hormes erhalten in diesem Jahr die Kulturnadel der Stadt Paderborn. Die Neue Westfälische stellt diese drei so ganz unterschiedlichen Preisträger vor. Anne Schwede Gar nicht mehr aufhören konnte sie mit Lachen, als sie erfuhr, dass sie in diesem Jahr mit der Kulturnadel ausgezeichnet wird. &bdquo;Ich habe mich so unglaublich gefreut“, erzählt Anne Schwede. Im Schlafanzug auf dem Sofa habe sie an dem Abend schon gelegen, als der Anruf kam. &bdquo;Das darf man ja eigentlich gar nicht erzählen“, sagt Schwede und lacht und zeigt damit sofort eine ihrer bemerkenswertesten Charaktereigenschaften: sich selbst nicht zu ernst zu nehmen. Denn Schwede ist Clownin, mit Leib und Seele. Seit vielen Jahren tritt sie als Klinik-Clown &bdquo;Pfefferminze“ auf, hat vor einiger Zeit ein Humorkolleg gegründet, gibt Workshops und Seminare zum Thema Humor. Besonders als Klinikclown leiste sie einen wichtigen Beitrag zur seelischen Gesundheit, lobte die Jury. &bdquo;Die Kulturnadel ist wirklich eine tolle Wertschätzung und zeigt, dass ich hier nicht nur Quatsch, sondern wichtige Arbeit mache“, sagt Schwede. Mit den Schulclowns hat sie vor kurzem das nächste Projekt gestartet, bei dem auf spielerische und emotionale Weise Kinder in ihrem Schulalltag begleitet werden. In ihrer Nasenwerkstatt bastelt sie eigenhändig Clownnasen - &bdquo;denn die üblichen sitzen immer so schlecht und drücken“ - und verkauft diese inzwischen weltweit, &bdquo;bis nach San Francisco“. Langeweile kennt die umtriebige Schwede nicht. Gerade hat sie ihr erstes eigenes Buch herausgebracht: ein Bildband. &bdquo;Der Nase nach“ zeigt Schwede als Clown auf einem Rundgang durch Paderborn, mit ihrem ganz eigenen Blick auf die Stadt, fotografiert von Harald Morsch. Gerade in dieser Zeit der Krisen und Katastrophen sei Humor &bdquo;ganz, ganz wichtig“. Viele Menschen wünschten sich mehr Leichtigkeit. Nicht die Augen zu verschließen vor der Wirklichkeit, aber zu lernen, mit Leichtigkeit an die Dinge zu gehen, auch mal aus Normen auszubrechen. Das kann man von Clowns lernen, ist Schwede überzeugt: &bdquo;Wie viel leichter wäre das Leben, wenn wir unsere Fehler so feiern könnten wie ein Clown!“ Julia Ures &bdquo;Ich habe immer gedacht, so einen Preis bekommt man für sein Lebenswerk“, sagt Julia Ures. Schon jetzt die Kulturnadel verliehen zu bekommen, sieht sie als Anerkennung und zugleich &bdquo;als Verpflichtung, weiterzumachen“. Ures ist ausgebildete Hörfunk-Redakteurin und den Paderbornerinnen und Paderbornern vor allem als Moderatorin unzähliger, ganz unterschiedlicher Veranstaltungen bekannt. Sie selbst bezeichnet sich als &bdquo;Netzwerk- und Kulturaktivistin“. So engagiert sie sich zum Beispiel mit ihrer Vernetzungsarbeit bei "0525.1fallsreich" und den XO-Talks. Die Netzwerk-Idee, der verbindende Gedanke, ist das, was ihr bei ihrer Arbeit wichtig ist. &bdquo;Menschen zusammenzubringen, die sonst vielleicht nicht zueinander finden, das ist unglaublich bereichernd, und das, was mein Tun für mich ausmacht“, sagt Ures. Gewürdigt wird mit der Kulturnadel auch Ures' Engagement für den Kultur-Soli. Sie ist eine der Initiatorinnen. Rund 180.000 Euro wurden in der Corona-Pandemie an Spendengeldern zur Unterstützung der Paderborner Kulturszene gesammelt. &bdquo;Es ist toll zu sehen, wie groß die Solidarität war. Wir haben in dieser Zeit viel gemeinsam erreicht“, zieht Ures ein positives Fazit der Aktion. Zuletzt ist es ruhig geworden um das Projekt. &bdquo;Wir wollen auf jeden Fall weitermachen“, sagt sie, aber noch sei unklar, in welcher Form. Der Kultur-Soli sollte ursprünglich helfen, ein paar Monate während des Lockdown zu überbrücken, nun zeige sich, dass die Branche vor viel größeren Problemen stehe. &bdquo;Jetzt zu Spenden aufzurufen, ist im Moment schwierig“, findet Ures. Auch sie spürt die Zurückhaltung der Menschen, weiß, dass viele ihr Geld zusammenhalten müssen. &bdquo;Aber ich werde nicht den Kopf in den Sand stecken“, gibt sie sich kämpferisch. Viele Projekte stehen jetzt an, mit "0525.1fallsreich“ gab es gerade endlich wieder das erste Treffen in Präsenz, &bdquo;Empowering Paderborn“ soll wieder stattfinden und die Planungen für das Kulturheimspiel, den Paderborner Jahresrückblick, laufen auf Hochtouren. Ures ist überzeugt: &bdquo;Gerade in Zeiten wie diesen braucht es bereichernde Erlebnisse, wie sie nur Kultur bieten kann.“ Carsten Hormes Als Auszeichnung nicht für sich, sondern für sein Team im Kulturbüro versteht Carsten Hormes die Kulturnadel. &bdquo;Im Bereich Kultur schafft man zusammen immer mehr als allein“, sagt der Veranstalter und Musiker. Mit den unterschiedlichsten Formaten bereichere er die Kulturszene in der Paderborn und ganz OWL, lobte die Jury. Konzepte wie Paderborn macht Ernst mit Lustig, der Kulturimbiss am Dom und vieles mehr trügen seine Handschrift. Nebenbei tritt Hormes als Bassist auf. Vor mehr als 20 Jahren gründete er gemeinsam mit Rudi Göbel, seinem &bdquo;besten Freund seit Kindesbeinen an“, das Kulturbüro OWL, das seitdem Jahr für Jahr zahlreiche Veranstaltungen organisiert. &bdquo;Ich mache den Winkaugust“, sagte Hormes einmal in einem NW-Interview über seine Aufgabe als künstlerischer Leiter. Die Fäden zusammen halte Göbel als kaufmännischer Leiter. Die Zahl der Mitarbeiter wuchs stetig: Kurz nach der Gründung kam Heike Haase dazu, Lothar Höwing ist inzwischen seit einigen Jahren dabei, künftig wird Gero Puls, der mit dem Wohlsein bereits Erfahrung in der Veranstaltungsbranche gesammelt hat, das Team verstärken. Zu sehen, wie junge Menschen, die zum Beispiel ein Praktikum beim Kulturbüro gemacht oder dort einige Zeit mitgearbeitet haben, ihren Weg in der Kulturbranche gehen, sieht Hormes ebenso als Bestätigung seiner Arbeit. &bdquo;Wir haben als Kulturbüro OWL also nichts falsch gemacht und uns kontinuierlich gesteigert“, sagt er, &bdquo; und dann so eine Klatsche“. Gemeint ist die Corona-Pandemie. An die nun nahtlos die nächsten Krisen anschließen: Krieg, Energieknappheit, Rekordinflation. &bdquo;Deshalb habe ich auch gedacht: Das ist genau die richtige Auszeichnung zur richtigen Zeit, um die zu würdigen, die sich für die Kultur in dieser Stadt engagieren“, sagt Hormes. Es sei keine einfache Situation für die Kultur, gibt er zu, sicherlich werde es Umstrukturierungen geben. &bdquo;Aber ich bin optimistisch, dass die Guten und Bodenständigen das überstehen. Wir gehen mit Vollgas in die neue Saison.“

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