Häusliche Gewalt Umkämpfter Wohnungsmarkt verschärft Frauenhaus-Lage in Paderborn

Paderborn. Jede dritte Frau wird in ihrem Leben Opfer von Gewalt. Das zeigt die Statistik, veröffentlicht vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Jede vierte Frau wird demnach in ihrem Leben mindestens einmal Opfer körperlicher oder sexualisierter Gewalt durch ihren aktuellen oder ihren früheren Partner. "Da fängt man beim Gang durch die Innenstadt schon mal an, durchzuzählen", sagt Monika Schubert. Sie ist die dienstälteste Sozialarbeiterin im Paderborner Frauenhaus. Die Frauen, die dort aufgenommen werden, wurden alle Opfer von Beziehungsgewalt. Sie seien meist von massiver Gewalt betroffen, ihnen würde das Einkommen abgenommen werden und ihre Partner hätten sie oft isoliert. Die Nachfrage nach Plätzen im Paderborner Frauenhaus ist konstant hoch. Die Einrichtung musste in diesem Jahr, wie berichtet, bis Ende August bereits 93 Frauen mit 99 Kindern ablehnen. Seit der Erweiterung finden 15 Frauen mit 26 Kindern Platz im Frauenhaus. Das hat die Frauenhausplatznot nicht geändert. "Wenn ein Zimmer bei uns morgens frei wird, ist es nachmittags bereits wieder belegt", berichtet Annabelle Gödde vom Frauenhaus. Es gebe einfach zu wenig Frauenhausplätze in OWL, sogar in ganz NRW. Trotz dieser Lage brennt den Mitarbeiterinnen des Paderborner Frauenhauses ein anderes Problem unter den Nägeln. Der heimische Wohnungsmarkt. Der biete seit geraumer Zeit kaum Kapazitäten für alleinstehende Frauen und ihre Kinder. Ein Problem, das sich in den letzten Monaten verstärkt habe. Es gibt laut Gödde derzeit fünf Frauen, die ausziehen könnten, aber keine Wohnung finden. Das verstärkt die Platznot des Frauenhauses, noch mehr Hilfesuchende müssen abgelehnt werden. "Es bedarf mehr bezahlbarem Wohnraum", sagt Gödde. Die Stadt Paderborn wisse Bescheid und helfe, wo sie kann. Das ändere nur nichts. Die insgesamt neun Mitarbeiterinnen im Frauenhaus suchen auch auf dem privaten Wohnungsmarkt. Damit bleiben sie ebenfalls meist erfolglos. Für alle Seiten prekär Die Wohnungsnot sei für alle Seiten prekär. Für die Frauen, die weiterziehen wollen und keine Wohnung finden. "Denn so bleiben sie in ihrer Spirale und kommen nicht aus dem Gewaltkontext. Regelmäßig ziehen bei uns Frauen mit blauem Auge ein", berichtet Gödde. Auf der anderen Seite binde die Wohnungssuche viel Zeit bei den Mitarbeiterinnen. Sie würden täglich fünf Anfragen schreiben. "Und dann ist es auch belastend, so viele Frauen auf der Suche nach einem Platz abzuweisen", sagt Gödde. Eine Erweiterung des Frauenhauses sei von den Mitarbeiterinnen und dem Trägerverein nicht gewünscht. "Wenn es hier größer werden würde, müssten wir unsere Strukturen ändern", befürchtet Schubert. Das Frauenhaus sei basisdemokratisch und hierarchiefrei organisiert, eine Leiterin gibt es nicht. Frauenhaus klein halten Aber auch für die Frauen sei es besser, das Frauenhaus klein zu halten: "Es wird viel schwieriger für die Frauen anzukommen, wenn es größer wird. Dann fühlen sie sich oft verloren", berichtet Schubert. Derzeit funktioniere das sehr gut. Die Rate von Frauen, die kurzfristig zurück zu ihrem Mann gingen, sei sehr gering. Neben mehr bezahlbarem Wohnraum in Paderborn braucht es Gödde und Schubert zufolge ein engmaschigeres Netz an Frauenhäusern in OWL.

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