Tod und Trauer Update: Begraben unter Bäumen - Paderborn bekommt einen Bestattungswald

Paderborn. Zwölf Friedhöfe und mehr als 28.000 Gräber gibt es in Paderborn - und einen anhaltenden Trend hin zu mehr Urnenbestattungen. Sie hatten im vergangenen Jahr einen Anteil von 62 Prozent. Gleichzeitig nimmt laut Stadtverwaltung auch die Nachfrage nach naturnahen Bestattungen zu. In einem reinen Waldgebiet war das in Paderborn jedoch nicht möglich - bis jetzt. Interessierte hatten stets auf Nachbarkommunen ausweichen müssen, wenn sie unter Bäumen begraben werden wollten. So gibt es im Kreisgebiet den nur 15 Minuten von Paderborn entfernten Friedwald Borchen-Nonnenbusch und seit Jahresbeginn auch einen Waldfriedhof in Lichtenau. Auch im Kreis Höxter gibt es zwei solcher Angebote. Jetzt wird auch die Kreisstadt selbst einen eigenen Bestattungswald bekommen. Ein privater Waldeigentümer möchte diese Bestattungsmöglichkeit in Wewer anbieten. Der Weg dafür ist bereits frei: Der Ratsausschuss für Stadtentwicklung, Bauen und Konversion hat bereits im Dezember beschlossen, dass die Verwaltung mit ihm entsprechende Verträge abschließt. Und im Mai erteilte die Ordnungsbehörde des Kreises Paderborn die Genehmigung zur Errichtung des Friedhofs. In der nächsten Sitzung des Paderborner Ausschusses am 22. September soll die Nutzungsordnung für den Bestattungswald beschlossen werden. Aus den Unterlagen geht hervor, was genau auf dem Gelände bei Wewer geplant ist. Demnach liegt der Wald auf dem Flurstück westlich der Sport- und Tennisplätze und ist 19,4 Hektar groß. Zum Vergleich: Alle Friedhöfe der Stadt haben eine Gesamtgröße von derzeit 63,7 Hektar. Im künftigen Paderborner Bestattungswald können neben Paderbornerinnen und Paderbornern auch Auswärtige bestattet werden. Die Ruhezeit beträgt 30 Jahre. Die Beerdigungen gestalten die Angehörigen in Abstimmung mit der Betreiberin. Was gilt im Bestattungswald? Die Asche der Verstorbenen wird nur in biologisch abbaubaren Urnen beigesetzt, und zwar ausschließlich im Wurzelbereich vorhandener Bäume. Die Bäume müssen außerdem ihren "natürlichen Charakter" behalten, sprich: Sie dürfen weder bearbeitet noch geschmückt oder anderweitig verändert werden. Denn "der gewachsene und grundsätzlich naturbelassene" Wald darf in seinem Erscheinungsbild nicht gestört werden und soll seinen "natürlichen Charakter" behalten, heißt es in der Nutzungsordnung weiter. Das Veränderungsverbot gilt ausdrücklich für den Wurzelbereich und den Waldboden. Demnach ist es insbesondere nicht gestattet, Grabmale, Gedenksteine oder Baulichkeiten zu errichten, Kränze, Grabschmuck oder Erinnerungsstücke niederzulegen, Kerzen oder Lampen aufzustellen oder nicht autorisierte Anpflanzungen vorzunehmen. Niedergelegter Grabschmuck, Erinnerungsstücke oder sonstige Gegenstände können von der Betreiberin jederzeit abgeräumt und entsorgt werden. Erlaubt sind allerdings Namenstafeln, deren Aufschrift selbst bestimmt werden kann. An Bäumen, an denen nur einzelne Plätze verkauft werden, wird wegen des einheitlichen Erscheinungsbildes nur der Name sowie Geburts- und Sterbetag vermerkt. Betreiberin des Angebotes ist die "Bestattungswald Paderborn GmbH & Co. KG" mit Sitz in Olsberg. Update (26. September): Der Friedwald rückt näher Der Bauausschuss des Paderborner Stadtrats hat eine entsprechende Nutzungsordnung einstimmig beschlossen. Somit kann ein privater Waldeigentümer seine Planung für einen Friedwald in Wewer vorantreiben. Schon zuvor wurde beschlossen, dass die Verwaltung entsprechende Verträge abschließt. Die Ordnungsbehörde des Kreises Paderborn hatte zudem die Genehmigung zur Errichtung des Friedhofs erteilt. Dies sei &bdquo;ein längst überfälliges Bestattungsangebot für Paderborn“, sagte Martina Gamm (Grüne). Sie appellierte jedoch, dass die Gräber unter Bäumen nicht zu Orten eines &bdquo;unwürdigen Sammelsuriums“ von Erinnerungsgaben werden. Dies ist jedoch bereits per Nutzungsordnung untersagt. Ulrich Koch (SPD) habe aus Wewer zudem die Befürchtung gehört, dass man dann nicht mehr einfach durch den Wald laufen könne.

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