Paderborn Krieg und Azubi-Lohn: 350 Teilnehmer demonstrieren zum 1. Mai in Paderborn

Paderborn. Die eine Krise, die Pandemie, ist noch nicht gänzlich überwunden, da sorgt die nächste Krise bereits für neue Herausforderungen: Der Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen für Arbeitnehmer hierzulande waren ein zentrales Thema bei der Maikundgebung in Paderborn. "Die Folgen wie gestiegene Energiepreise müssen auf starken Schultern mehr verteilt werden", sagte Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall NRW, in seiner Mai-Rede vor dem Theodorianum. Zuvor waren am Sonntagvormittag bis zu 350 Menschen bei der Demo durch die Innenstadt gezogen. Giesler sprach sich für wirtschaftliche Konsequenzen für Russland aus. "Das Ertragen der Sanktionen ist eine Sache der Solidarität mit der Ukraine", meinte er. "Es geht darum, sich schnellstmöglich unabhängig von dem Despoten zu machen." Insbesondere die energieintensiven Industriebetriebe in NRW müssten vorangehen. Zugleich warnte er vor einem sofortigen Gas-Importstopp. "Wer jetzt ein Gas-Embargo fordert, gefährdet hunderttausende deutsche Arbeitsplätze." Bezahlbarer Wohnraum für Azubis gefordert Auch blickte Giesler auf die andere große Krise, so habe die Corona-Pandemie Defizite offenbart. "Wir reden von Digitalisierung, aber in den Schulen haben die Lehrer teilweise keine gescheite EDV-Ausstattung", sagte er. "Und wir brauchen eine gute Politik für die Kollegen, die im sozialen Bereich tätig sind. Es kann nicht sein, dass man beim Gemeinwohl spart." Alessandro Ferraro, Sozialarbeiter in der Jugendpflege und Verdi-Vertreter, sagte, dass es während der Pandemie Situationen gab, in denen es an Unterstützung für Beschäftigten im sozialen Bereich fehlte. Als Skandal, so Knut Giesler, empfinde er es, dass während Krisen-Zeiten in der Industrie als Erstes Azubi-Plätze wegfielen. "Es kann nicht sein, dass wir um jeden Ausbildungsplatz kämpfen müssen", meinte der Bezirksleiter der IG Metall NRW. Er plädierte für eine umlagefinanzierte Ausbildung. "Wir brauchen auch bezahlbaren Wohnraum für Azubis", so Knut Giesler. "Was habe ich von einem Ausbildungsplatz, wenn ich vor Ort keinen Wohnraum finde?" Um diesen zu schaffen, müssten die Kommunen entschuldet werden. "Es gibt keinen einzigen Grund, als Gewerkschaftler die AfD zu wählen" Auch die Mitglieder der Paderborner IG Metall Jugend äußerten bei der Veranstaltung zum Tag der Arbeit Forderungen, nicht zuletzt wegen gestiegener Kosten vielerorts. Die Ausbildung müsse wieder fair werden, meinte Joshua Wölting. Und Georg Somi sagte: "Wir fordern ein ordentliches Plus von acht Prozent auf dem Konto - und zwar monatlich." Nele Czaniera zufolge müsse die duale Ausbildung wieder attraktiver werden. "Auch muss sich die Ausbildung der Zeit anpassen", so Czaniera. Dazu gehöre, dass die Digitalisierung in Berufsschulen vorangetrieben werde. Als Gast bei der Maikundgebung sprach Bürgermeister Michael Dreier, der am Abend zuvor zum Arbeitnehmerempfang ins Rathaus geladen hatte. Er hob den "konstruktiven Dialog" mit den Gewerkschaftsvertretern hervor. "Sie sind die Repräsentanten der 80.000 Arbeitnehmer in der Stadt", sagte Dreier. In seiner Mai-Rede thematisierte Giesler auch die anstehende Landtagswahl und die AfD. "Was mich erschreckt hat", so Giesler: Bei vergangenen Wahlanalysen habe die AfD von Gewerkschaftlern überdurchschnittlich viele Stimmen erhalten. Daher betonte er: "Es gibt keinen einzigen Grund, als Gewerkschaftler die AfD zu wählen." Und obwohl auf Maikundgebungen normalerweise keine Wahlempfehlungen gegeben werden, so Rolf Bücker, Vorsitzender des DGB-Kreisverbandes Hochstift, sage er in diesem Fall: "Die AfD nicht zu wählen, da stehe ich voll dahinter."

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