Paderborn Steigende Corona-Zahlen: „Inzidenzen bilden Infektionsgeschehen nicht ab“

Paderborn. Der Blick auf die aktuellen Corona-Fallzahlen gehört für viele Menschen zum Alltag. Doch aufgrund unterschiedlicher Vorgehensweisen und zeitlicher Verzögerungen bei verschiedenen Behörden stellt sich vielen Leserinnen und Lesern und immer häufiger auch bei Anrufern im Kreis-Gesundheitsamt die Frage: Wie aussagekräftig sind die Werte noch? Was sagen die Inzidenzen? Und wie kann es sein, dass für den Kreis am Donnerstag eine Inzidenz von 265,6 ausgewiesen wird, wenn die lokalen Inzidenzen für die Städte und Gemeinden mit einer Bandbreite von 331,7 (Lichtenau) bis 578,8 (Borchen) schwanken? Die lokalen Inzidenzen sind zunächst ein erster Hinweis, dass es Abweichungen zwischen den Fallzahlen vor Ort und den durch das LZG und RKI ausgewiesenen Inzidenzen gibt. Die Gesamtzahlen sind auch die offiziellen des Robert Koch-Instituts (RKI), das seine Zahlen zuvor vom Landeszentrum Gesundheit NRW (LZG) erhält. Das LZG wiederum bekommt die positiven Fälle vom Kreisgesundheitsamt gemeldet, das die aus den Laboren und den Testzentren übermittelten Infektionen sammelt.Die Werte für die einzelnen Kommunen hingegen stammen vom Kreis Paderborn, der allerdings eine andere Berechnungsgrundlage hat als das LZG und das RKI. Deshalb sind die lokalen Inzidenzen auch nicht 1:1 vergleichbar mit der Kreis-Inzidenz. So kommt es, dass die Zahlen von Altenbeken bis Lichtenau im arithemtischen Mittel zuletzt deutlich über der Inzidenz für das gesamte Kreisgebiet gelegen haben. Lokale Inzidenzen haben "keine Aussagekraft" Wie Kreis-Sprecherin Michaela Pitz mitteilt, würden die lokalen Inzidenzen auf vielfachen Wunsch der Bürgerinnen und Bürger unter kreis-paderborn.de/corona ausgewiesen: Sie hätten statistisch betrachtet aber &bdquo;keine Aussagekraft“, da die Inzidenz für große Gesamtheiten gemacht seien. &bdquo;Die neuen Corona-Fälle sollen ja ins Verhältnis gesetzt werden zu 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern.“ Fakt sei, &bdquo;dass die Inzidenzen derzeit nicht mehr das Infektionsgeschehen vor Ort abbilden“, sagt Constanze Kuhnert, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes. Hintergrund der Unterschiede seien zeitliche Verzögerungen in der Meldekette sowie andere Stichzeiten: Während das LZG alle bis Mitternacht eingegangenen Fälle berücksichtigt, sind es beim Kreis Paderborn auch alle bis 11 Uhr morgens bekannten Infektionen. Zu jedem positiven Fall ist ein Meldebogen mit weiteren Daten auszufüllen. Diese Daten dienen dem RKI, um das Pandemiegeschehen auszuwerten und Handlungsempfehlungen für die Politik zu geben. Manche dieser Fälle seien noch in Bearbeitung und noch gar nicht an das LZG versandt, weil jeder Infizierte zunächst vom Gesundheitsamt kontaktiert und befragt werden müsse.Inzidenzen werden nach oben schnellen &bdquo;Bei dem derzeitigen Infektionsgeschehen schaffen wir es nicht mehr, alle Fälle mit Meldebogen an das LZG zu übermitteln. Wir haben uns deshalb darauf verständigt, erst einmal nur die Fallzahlen zu senden, und die Meldebögen dann im Nachgang nachzureichen“, so Kuhnert. Die Software werde derzeit angepasst. Die für den Kreis Paderborn ausgewiesene Inzidenz werde deshalb ab morgen nach oben schnellen. Ein weiterer Unterschied: Der Kreis Paderborn erfasst alle Fälle, bei denen die Schnelltests oder die PCR-Tests positiv ausgefallen sind, da bereits positive Schnelltests Quarantäneanordnungen auslösen, die auch die örtlichen Ordnungsämter kennen müssen. In die Statistik des LZG beziehungsweise RKI fließen nur positive PCR-Fälle ein – wenngleich auch die positiven Schnelltests übermittelt werden. Das alles führt dazu, dass seit Wochen die ausgewiesenen Zahlen auf Landes- und Bundesebene unterschiedlich sind beziehungsweise Inzidenzen und Fallzahlen auf Landes- und Bundesebene niedriger ausfallen. Die Priorisierung der PCR-Tests wird vermutlich zusätzlich für Ungewissheiten sorgen, da die Bestätigung einer per Schnelltest festgestellten Infektion wegfällt. Der Kreis Paderborn veröffentlicht auch weiterhin auf seinem Dashboard unter kreis-paderborn.de/corona und in den Pressemitteilungen den Wert vom LZG/RKI, da nur dieser &bdquo;von offizieller Relevanz ist zur Einordnung des Pandemiegeschehens beziehungsweise zur Ergreifung von Schutzmaßnahmen“.

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