Kreis Paderborn Amalthea startet mit einem Lipper ins Theater-Jahr

Paderborn. Knapp 40 Paderborner sind dabei, als das Amalthea-Theater am Samstagabend mit dem Lipper Friedo Petig ins neue Jahr startet. Letzterer erzählt hauptsächlich Geschichten, die er in mehreren Büchern veröffentlicht hat. Alle in Versform, mal humoristisch, mal ernst, mal nachdenklich und dann wieder bitterböse. Im Schlepptau hat der Lyriker seinen langjährigen Auftrittsgefährten Sammy, der entweder an der Gitarre oder am Klavier spontan Lieder und Liederfetzen von verschiedensten nationalen und internationalen Künstlern interpretieren muss. Textlich verarbeitet Petig vor allem die Eigen- und Besonderheiten der Menschen aus der Region Lippe. Wiederkehrend thematisiert er vor allem den mal mehr, mal weniger ins Extreme gesteigerten Geiz seiner Charaktere sowie die Besonderheiten zwischenmenschlicher Beziehungen in seiner Heimat. Auffällig ist, das Petig es besonders genießt, seinen Geschichten an deren Ende eine makabere Wendung zu verpassen. So erzählt er beispielsweise von einem alten Paar aus Kohlstädt, das sich nun mit fast 90 Jahren scheiden lassen möchte, da sie damit abwarten wollten, bis die Kinder gestorben waren. Der Tod seiner Charaktere ist auch immer wieder präsent in Petigs Versen, jedoch nie bierernst und stets mit einem Augenzwinkern. Persönliche Geschichten sind für Petig etwas besonderes Lyrisch habe sich Petig schon in vielen Bereichen ausgetobt. "Vor einigen Jahren habe ich im zarten Alter von 49 Jahren auch mit Poetry Slams begonnen." Doch die Faszination für längere lyrische Geschichten, wie er sie im Amalthea vorträgt, habe letztendlich gewonnen. Besonders interessierten ihn auch Engagements auf Hochzeiten oder Jubiläen. "Das ist jedes Mal eine persönliche Geschichte. Viele Menschen haben sehr vieles erlebt und darin einzutauchen ist immer etwas besonderes." Jedoch habe sich vor knapp sechs Jahren erneut ein neuer Fokus ergeben. Seitdem trete er häufig mit der musikalischen Begleitung von 'Sammy' auf. Für dessen Vortrag ist auch beim Auftritt im Amalthea-Theater die Improvisation wichtig. "Wir beide wissen vor den Shows nie, was ich später spielen werden", macht Sammy schon zu Beginn seiner Darbietung klar. Sowohl Petig als auch viele der Zuschauer werfen ihm immer wieder Titel in den Raum, die er umgehend in die musikalische Tat umsetzen muss.Dabei entsteht eine erstaunliche Genrevielfalt von Blues über Western und Schlager bis hin zu Elvis. 'Knockin' on heavens door' spielt er dabei genauso überzeugend wie Peter Maffays Interpretation von 'Über sieben Brücken musst du gehen." Ein ums andere Mal ist auch Petig sichtlich überrascht vom Imitationstalent seines Bühnenkameraden. Die Paderborner klatschen, singen und lachen fleißig mit Durch dieses Wechselspiel aus humoristischen Texten und Liederschnipseln in schneller Abfolge entsteht im kleinen Amalthea-Theater eine besondere Atmosphäre. Die Zuschauer singen und klatschen mit, werfen Liedervorschläge in den Raum und erzählen eigene Anekdoten. Auch beinahe jede von Petigs Pointen am Ende seiner lyrischen Kurzgeschichten zündet.Vielen Zuschauern ist die Begeisterung über einen Kleinkunstabend in intimer Atmosphäre nach all den Abstrichen der vergangenen eineinhalb Jahre sichtlich anzumerken. Knapp über zweieinhalb Stunden stehen die beiden Künstler letztendlich auf der Bühne und es wirkt fast so, als wolle das Publikum sie gar nicht wieder gehen lassen.

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